Kurzes Wiedersehen mit dem Kometen Lemmon
21.10.2025 BubendorfBei Wolken muss Astrofotograf Tim Begert 1350 Jahre auf sein Bild warten
Wenn das Wetter mitspielt, wird der Komet Lemmon heute Nacht von blossem Auge erkennbar sein. In den vergangenen Wochen hat der junge Astrofotograf Tim Begert (19) sein Teleskop bereits auf ihn gerichtet, um ein Bild ...
Bei Wolken muss Astrofotograf Tim Begert 1350 Jahre auf sein Bild warten
Wenn das Wetter mitspielt, wird der Komet Lemmon heute Nacht von blossem Auge erkennbar sein. In den vergangenen Wochen hat der junge Astrofotograf Tim Begert (19) sein Teleskop bereits auf ihn gerichtet, um ein Bild zu machen.
Carolina Mazacek
«C/2025 A6 Lemmon» wird heute der Erde am nächsten kommen. «Nur» noch 90 Millionen Kilometer beträgt die Distanz zwischen der Erde und dem Kometen. So bald wird ihn die Menschheit dann nicht wieder zu Gesicht bekommen, denn seine Umlaufzeit beträgt 1350 Jahre.
Solche Ereignisse sind für den 19-jährigen Tim Begert aus Bubendorf ein Grund mehr, sein schweres 200-Millimeter-Teleskop mit angeschlossener Kamera und einer 800-Millimeter-Brennweite auf den Himmel zu richten, um ein Bild vom Kometen zu erhaschen.
Mit 15 Jahren bekam Begert sein erstes Teleskop, doch er wurde enttäuscht: «Ich dachte, ich könnte damit das gesamte Weltall sehen, aber sah nur die Umrisse des Mondes.» Mit einem Budget von rund 100 Franken begann er im Jahr 2021, seine Ausrüstung für die Astrofotografie aufzubauen. Unterdessen hat er schon mehrere Tausend Franken darin investiert. «Ich weiss, ich habe ein Problem», sagt Begert lachend. «Die Astrofotografie ist ein teures Hobby, deshalb habe ich viele Teile des grossen Teleskops selbst auf meinem 3D-Drucker hergestellt, Einzelteile gekauft und zusammengebaut», erklärt der Tüftler, der das Gymnasium abgeschlossen hat und ein Zwischenjahr einlegt.
Wenn Begert mit seinem Teleskop Bilder vom Weltall macht, rückt sein Alltagsstress in den Hintergrund. «Ich schaue auf die Sterne und bin plötzlich in einer komplett anderen Welt», sagt er, auch wenn er dabei manchmal in einer kalten Winternacht stundenlang draussen warten muss.
«Die Kamera muss sehr viel Licht vom eher lichtschwachen Weltall einfangen, weshalb die Belichtungszeit lange ist und sich der Fotografiervorgang über mehrere Nächte erstrecken kann», erklärt Begert. Seine Bilder bearbeitet er, bis sie schliesslich ein buntes Zusammenspiel der Himmelsobjekte zeigen, was er dann auf seinem Instagramprofil veröffentlicht.
Nicht nur ein Nischenhobby
Vor fünf Jahren war die Hobby-Astrofotografie im Internet noch kaum ein Thema. Doch je mehr Menschen ihre Astrofotografie-Versuche in den Sozialen Medien und im Internet teilten, desto bekannter wurde das Hobby. «Es ist nicht nur ein Nischenhobby für die älteren Generationen, immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene versuchen sich darin», so Begert.
Auf der Astrofotografie-Kommunikationsplattform Astrobin schliessen sich Fotografen in Gruppen zusammen und realisieren gemeinsame Projekte, an denen auch Begert beteiligt ist. Dadurch haben sie die Möglichkeit, Objekte abzubilden, die selbst für die Nasa nicht ohne Weiteres erreichbar sind. «Das Hubble-Teleskop der Nasa hat eine kleine Blendenöffnung. Dadurch kommt nur wenig Licht auf den Sensor. Um sehr lichtschwache Objekte zu fotografieren, braucht Hubble deshalb eine sehr lange Belichtungszeit», erklärt er
Weiter führt er aus: «Wir Amateurfotografen arbeiten dagegen mit grösserer Blendenöffnung. Dadurch fällt viel mehr Licht auf den Sensor, und wir können die Zeit, bis ein fertiges Bild einer Galaxie oder eines Nebels entsteht, durch das Überlagern vieler Aufnahmen deutlich verkürzen.» Somit tragen Amateure erheblich zur Wissenschaft bei und konnten sogar Himmelskörper entdecken, die zuvor nicht bekannt waren, wie beispielsweise einzelne lichtschwache Supernovas. In der Astrofotografie-Community gibt Begert sehr gerne sein Wissen weiter, und auch seine Bilder wurden dank des Austauschs innerhalb der Gruppe besser: Sie wurden schärfer und weniger körnig.
Auf die Frage, ob er sein Hobby nicht zum Beruf machen möchte, antwortet er: «Astrofotografie wäre dann mein Alltag und mein Stress, wodurch meine Passion dafür zerstört werden könnte, und das möchte ich nicht riskieren.» Allerdings möchte er in seinem Beruf trotzdem etwas mit dem Weltall zu tun haben. Deshalb zieht er in Betracht, Raumfahrt-Ingenieurwesen zu studieren.
Als nächstes Projekt plant Tim Begert, den Saturn zu fotografieren, dessen Ringe nur als feiner Strich erkennbar sind – ein seltener Anblick, der sich nur etwa alle 15 Jahre bietet.


