«Poete-Näscht» hat Konkurs angemeldet
Im Jahr 2001 eröffnet, muss das «Poete-Näscht» in Liestal demnächst seine Türen schliessen. Die Genossenschaft hinter der Buchhandlung hat vergangene Woche Konkurs angemeldet. Was aus den ...
«Poete-Näscht» hat Konkurs angemeldet
Im Jahr 2001 eröffnet, muss das «Poete-Näscht» in Liestal demnächst seine Türen schliessen. Die Genossenschaft hinter der Buchhandlung hat vergangene Woche Konkurs angemeldet. Was aus den Zehntausenden von Büchern wird, ist offen.
Janis Erne
Das Baselbiet verliert ein literarisches Bijou: Das «Poete-Näscht» im Liestaler «Stedtli» – eine Mischung aus Buchhandlung, Antiquariat und Postkarten-Verkaufsstelle – hat Konkurs angemeldet und muss in den nächsten Wochen schliessen. Peter Graf, der Gründer des «Poete-Näschts», bestätigt entsprechende Informationen der «Volksstimme».
Der 76-jährige Psychiater aus Lupsingen war lange Zeit alleiniger Inhaber der Buchhandlung. Um kürzertreten und das «Poete-Näscht» finanziell breiter abstützen zu können, wandelte er die Buchhandlung im vergangenen Jahr in eine Genossenschaft um. Für 250 Franken konnte man Genossenschafterin oder Genossenschafter werden. Allerdings haben dies nicht genug Personen getan.
Schon Ende vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass es für das «Poete-Näscht» finanziell eng wird. Dank «privaten Zuschüssen», so Graf, hätte der Konkurs damals noch abgewendet werden können. Die finanzielle Situation verbesserte sich in der Folge jedoch nicht und so musste das «Poete-Näscht» vergangene Woche Konkurs anmelden. Der Antrag ist beim Bezirksgericht in Sissach hängig.
Ein Grund für das Aus ist laut Graf der «rückläufige Umsatz». Heisst: Es werden weniger Bücher verkauft. Erschwerend hinzugekommen ist, dass die Erweiterung der Buchhandlung teurer wurde als geplant. «Die Pläne der Genossenschaft sind am Ende nicht aufgegangen», so Graf, der im Vorstand der Genossenschaft sitzt.
Infostelle bleibt erhalten
Noch ist das «Poete-Näscht» für Buchliebhaberinnen und -liebhaber geöffnet. Was nach der Schliessung des Ladens mit all den Büchern – es sind mehrere Zehntausend – passiert, ist noch offen. «Einen Plan gibt es noch nicht, erst ein paar Ideen», so Graf. Im Raum steht, dass eine Einzelperson oder eine Gruppe die Bücher als Konkursmasse erwirbt und dann einzelne Bücher an Interessierte weiterverkauft.
Bereits klar ist, dass der Betrieb des Dichter- und Stadtmuseums (Distl), das sich im selben Gebäude wie das «Poete-Näscht» befindet und personell mit der Buchhandlung verbunden ist, wie gewohnt weiterlaufen wird. «Der Museumsdienst ist vorerst sichergestellt», sagt Stefan Hess vom Distl. Ebenfalls nicht vom Konkurs betroffen ist die Informationsstelle von «Liestal Tourismus» und «Baselland Tourismus» im Erdgeschoss. Diese wird weiterhin bedient.
Neben Graf arbeiten vier Personen regelmässig in der Buchhandlung, zwei davon ehrenamtlich. Vor 23 Jahren gegründet, gehört das «Poete-Näscht» zu den vielfältigsten Buchhandlungen in der Region. Peter Graf, der die Buchhandlung aufgebaut hat, blickt der baldigen Schliessung mit gemischten Gefühlen entgegen: «Natürlich ist es ein Schlag für mich, gleichzeitig spüre ich aber auch Erleichterung.» Der Lesestoff wird Graf ohnehin nicht ausgehen: In seinem Haus in Lupsingen reihen sich rund 100 000 Bücher aneinander.