KSBL will Patientenströme nach Basel stoppen
12.09.2025 BaselbietSpital präsentiert neues Versicherungsmodell in Zusammenarbeit mit der «Assura»
Das Kantonsspital Baselland (KSBL) lanciert ab 1. Januar 2026 zusammen mit dem Krankenversicherer Assura als Weiterentwicklung des Hausarztmodells in der Grundversicherung das ...
Spital präsentiert neues Versicherungsmodell in Zusammenarbeit mit der «Assura»
Das Kantonsspital Baselland (KSBL) lanciert ab 1. Januar 2026 zusammen mit dem Krankenversicherer Assura als Weiterentwicklung des Hausarztmodells in der Grundversicherung das Versicherungsmodell «Hausspital». Damit sollen auch die Gesundheitskosten im Baselbiet gesenkt werden.
Tobias Gfeller
Dass sich Baselbieter Patientinnen und Patienten lieber in der Stadt – allen voran im Universitätsspital Basel – behandeln lassen, hat die Politik längst als einen der Kostentreiber im Gesundheitswesen ausgemacht. Die Behandlungen in universitären Einrichtungen der Stadt sind rund 10 Prozent teurer als in peripheren Gesundheitseinrichtungen wie dem Kantonsspital Baselland (KSBL).
Dieses geht nun in die Offensive, um die Patientenströme in Richtung Stadt zu bremsen. Gemeinsam mit dem Krankenversicherer Assura mit Hauptsitz in Lausanne lanciert das KSBL ein neues Versicherungsmodell. Das Modell «Hausspital» ist in der Grundversicherung eine Weiterentwicklung des bewährten Hausarztmodells. Das Hausarztmodell besagt, dass Patientinnen und Patienten bei gesundheitlichen Problemen zuerst die eigene Hausarztpraxis aufsuchen müssen, die dann sämtliche nötigen Behandlungen koordiniert. Die Hausarztpraxis muss bei der eigenen Krankenkasse gelistet sein.
Das Modell «Hausspital», das als Basis das Hausarztmodell hat, schreibt vor, dass bei der Notwendigkeit eines Spitalbesuchs das KSBL aufgesucht werden muss. Dieses führt sämtliche Behandlungen durch, die es selber anbietet. Sind zusätzliche Behandlungen nötig, entscheiden die Ärztinnen und Ärzte des KSBL, wohin die Patientin oder der Patient überwiesen wird.
Die nächstfolgenden Einrichtungen müssen Partnerorganisationen des Kantonsspitals Baselland sein. Dazu gehört auch das Universitätsspital Basel. Die Kosten der Weiterbehandlungen sind im Rahmen des Grundversicherungsmodells vollständig gedeckt. «Durch das neue Angebot wird die integrierte Versorgung im Rahmen des Hausarztmodells durch eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten Behandlungswegs erweitert», erklärte gestern im Rahmen einer Medienkonferenz beim Bruderholzspital «Assura»- CEO Ruedi Bodenmann.
Das KSBL erhofft sich laut Verwaltungsratspräsidentin Barbara Staehelin ein Volumenwachstum bei den Patienten. Das Versicherungsmodell «Hausspital» ist schweizweit ein Novum. Es soll auch für Einsparungen im Baselbieter Gesundheitswesen sorgen, indem sich weniger Patientinnen und Patienten in der teureren Stadt behandeln lassen.
Mehrkosten vermeiden
«Assura» bietet das neue Versicherungsmodell in den Kantonen Baselland, Basel-Stadt und in angrenzenden Regionen der Kantone Solothurn und Aargau an. Die Prämien im Modell «Hausspital» werden gemäss «Assura»-CEO Ruedi Bodenmann gut 10 Prozent günstiger sein als beim Modell freie Arztwahl. Damit wären die Prämien leicht tiefer als beim Hausarztmodell. Laut Bodenmann ist die Region Basel ideal für ein solches Modell, da die medizinischen Angebote im städtischen Zentrum teurer sind und das medizinische Angebot in der Peripherie gut ausgebaut ist. Der «Assura»-CEO ist überzeugt, dass das Modell auch in anderen Schweizer Regionen und für andere Krankenversicherer attraktiv sein könnte.
Das KSBL sei offen für andere Krankenversicherer, die sich dem Modell anschliessen möchten, betonte Barbara Staehelin. Diese müssten sich aber an den Entwicklungskosten beteiligen. Staehelin versprach, dass das neue Modell für die Versicherten und das Spital keine zusätzlichen administrativen Aufwendungen mit sich bringen wird. «Das neue Modell soll kein bürokratischer Albtraum werden», stellte die KSBL-Verwaltungsratspräsidentin klar.
Keine Kampfansage an die Stadt
Mit dem neuen Angebot mit «Assura» versucht das Kantonsspital Baselland, Patientinnen und Patienten langfristig an sich zu binden. Von einer Kampfansage an das Universitätsspital Basel wollte Barbara Staehelin aber nichts wissen. Dies werden wohl nicht alle Betroffenen so sehen. Das neue Angebot steht zudem im Widerspruch zur «gemeinsamen Gesundheitsregion» der Kantone Baselland und Basel-Stadt.
Gleichzeitig ist das neue Modell ein nachvollziehbarer Schritt, um das KSBL in den Augen der Versicherten wieder attraktiver zu machen – wenigstens finanziell. Staehelin sprach schon mehrfach davon, dass das KSBL innovativ sein wolle. Dieser Ankündigung lässt das Spital mit dem Modell «Hausspital» Taten folgen.