Kommt ein Renovationsboom?
21.11.2025 BaselbietNach Abschaffung des Eigenmietwerts erwarten Handwerker Aufträge
Kurz vor dem Verbot für den Einbau neuer Ölheizungen konnten sich die Heizungsfirmen vor Aufträgen kaum retten. Mit einem ähnlichen Effekt ist vor der Abschaffung des Eigenmietwerts zu rechnen. Noch ...
Nach Abschaffung des Eigenmietwerts erwarten Handwerker Aufträge
Kurz vor dem Verbot für den Einbau neuer Ölheizungen konnten sich die Heizungsfirmen vor Aufträgen kaum retten. Mit einem ähnlichen Effekt ist vor der Abschaffung des Eigenmietwerts zu rechnen. Noch aber ist es nicht so weit.
Thomas Gubler
Am 28. September hat das Schweizervolk in einer Referendumsabstimmung die Besteuerung des Eigenmietwerts, also des Mietwerts der eigenen Wohnung, abgeschafft. Diese Mietwertbesteuerung war stets das Korrelat zum steuerlichen Abzug des Hypothekarzinses einerseits und der Kosten für werterhaltende Investitionen in das Haus oder die Wohnung anderseits. Ab dem 1. Januar 2028 soll mit beidem Schluss sein – keine Steuern mehr auf den Eigenmietwert und keine Abzugsmöglichkeit mehr für Hypothekarzins und Investitionen.
Und so, wie derzeit im Baselbiet der eine oder andere im letzten Moment vor dem Verbot noch eine günstige neue Ölheizung installieren lässt, so dürften auch verschiedene Haus- oder Wohnungsbesitzer bis Ende 2027 noch Renovationsarbeiten in Auftrag geben, um die Kosten von den Steuern absetzen zu können.
Der Eindruck täuscht
Und irgendwie ist der Eindruck entstanden, dass es schon am Montag nach der Abstimmung losging. Gefühlt jedes zehnte Einfamilienhaus war plötzlich eingerüstet. Der Eindruck täuscht jedoch, wie seitens mehrerer Firmen und Verbände des Baugewerbes zu erfahren ist. Oder es entstand zufällig eine Massierung von Arbeiten, die zuvor schon in Auftrag gegeben worden waren und jetzt ausgeführt werden wie etwa energetische Massnahmen mit Beiträgen der öffentlichen Hand.
Allerdings gibt es durchaus einzelne Handwerksbetriebe, die nach der Abstimmung mit Anfragen förmlich überrannt wurden. Die Regel ist das jedoch nicht. Vor allem nicht bei Betrieben, die bei Renovationen in erster Linie gefragt sind – Maler und Gipser beispielsweise. Aron Regenass, Geschäftsführer des Gipsergeschäfts Regenass AG in Bubendorf, kann derzeit noch keinen Boom feststellen, obwohl es bei der Sanierung von Gebäudehüllen durchaus noch Luft nach oben gebe. «Aber die Abstimmung liegt ja auch erst einige Wochen zurück», so Regenass.
Im Moment könne er deshalb noch nichts Verbindliches sagen. «Aber in den nächsten Monaten könnte es durchaus zu einem Renovationsboom kommen.»
Boom im kommenden Jahr
Alexandra Kamber vom Malergeschäft Thomas Kamber AG in Sissach sieht es ähnlich. «Im Moment läuft noch alles normal. Aber im neuen Jahr könnte es losgehen.» Bereits jetzt voll ausgebucht sind die Heizungsmonteure der Region, wie Olivia Schaub von Swisstec Nordwestschweiz erklärt. Das ist aber vorwiegend darauf zurückzuführen, dass gemäss neuem Baselbieter Energiegesetz ab 1. Januar 2026 keine neuen Ölheizungen mehr in Ein- und Mehrfamilienhäusern installiert werden dürfen und weniger auf die Abschaffung des Eigenmietwerts.
Ob sich Renovationen um des Steuerabzugs willen bei einem allfälligen Boom dann aber auch lohnen, ist eine andere Frage. Für den Direktor des Hauseigentümerverbands (HEV) Schweiz und SVP-Landrat Markus Meier «könnten im Falle eines Booms allein wegen des Grundsatzes von Angebot und Nachfrage die Renovationsarbeiten in den Jahren 2026 und 2027 etwas teurer als im Normalfall ausfallen».
Dass die Preise aber ins Unermessliche steigen, damit rechnet der Ormalinger nicht. Auch nicht, dass die Aufträge nach dem 1. Januar 2028 dann einfach einbrechen. «Irgendwie pendelt sich die Situation immer ein», so der HEV-Direktor.
Konkret auf die Steuerrechnung umgesetzt dürfte dies bedeuten: Wer in der Boomzeit renoviert, kann zwar die Kosten noch von den Steuern absetzen, sofern es sich um werterhaltende und nicht wertvermehrende Massnahmen handelt. Ob es auch das grosse Geschäft wird, wenn man für die Arbeiten etwas mehr bezahlt als üblich, ist eine andere Frage.
