Zum Artikel «Gutes Kirschenjahr mit einem Aber» in der «Volksstimme» vom 11. Juli, Seite 3
Wie sich die Zeit gewandelt hat. Traurig sehe ich zurzeit die vielen Kirschen an den Bäumen hängen, und fast jede Kirsche ist befallen von der gemeinen Essigfliege. ...
Zum Artikel «Gutes Kirschenjahr mit einem Aber» in der «Volksstimme» vom 11. Juli, Seite 3
Wie sich die Zeit gewandelt hat. Traurig sehe ich zurzeit die vielen Kirschen an den Bäumen hängen, und fast jede Kirsche ist befallen von der gemeinen Essigfliege. Ich erinnere mich zurück an meine Kindheit, damals in den 1970er-Jahren, als jeweils Anfang Sommerferien die «Chiirssiärn» begann.
Damals, als noch die Verwandten und Bekannten jeden Tag kamen, um mitzuhelfen. Die «Chiirssi» wurden in den Spanchörbli abgegeben und jeden Abend von der Firma Zuber abgeholt und das Geld wurde gleich ausbezahlt. Am «Füüroobe» sassen wir alle in der engen Küche am zu kleinen Küchentisch und liessen uns das «Kaffi Complet» schmecken. Der Kaffi wurde mit Incarom und Aroma aufgebrüht, die Milch hatte noch «Schlämpe» (brrrr …) oben drauf. Jedes Jahr halfen in der «Chiirssiärn» Landdienstmädchen aus der ganzen Schweiz. Meistens kamen sie jedes Jahr wieder, weil es bei uns immer lustig zuging. Viele Freunde, Bekannte und Verwandte kamen jeweils vorbei, um sich mit «Chiirssi» einzudecken. Ich erinnere mich mit Schaudern an den Onkel (10. Grades), der mich jedes Mal mit nach «Züri» nehmen wollte, weil ich doch so ein härziges Mädchen sei.
Nach der «Ärn» fuhr unser Vater, als Dank, mit dem Traktor auf die Sissacher Fluh und wir durften im Restaurant «Pepita» oder «Sissa» zusammen mit einem «Späckbrättli» geniessen. Ja, das waren noch Zeiten, da kannte noch niemand diese gemeine Essigfliege, es war alles noch ein wenig gemütlicher und einfacher. Ich beneide die heutigen Kirschenproduzenten nicht, mit den vielen Auflagen und Regeln – und mit diesem miesen Viech.
Esther Bitterlin, Oltingen