Japankäfer nun auch in der Region präsent
05.07.2024 BaselbietMassnahmen zur Tilgung des Schädlings sind eingeleitet
In der «Brügliger Ebene» in Münchenstein und auf dem «Rankhof» in Basel sind mehrere Exemplare des schädlichen Japankäfers aufgetaucht. Noch gehen die Behörden davon aus, dass man den ...
Massnahmen zur Tilgung des Schädlings sind eingeleitet
In der «Brügliger Ebene» in Münchenstein und auf dem «Rankhof» in Basel sind mehrere Exemplare des schädlichen Japankäfers aufgetaucht. Noch gehen die Behörden davon aus, dass man den unerwünschten Gast wieder loswerden kann. Massnahmen wie ein Bewässerungsverbot für Rasenflächen in der Befallszone sind in die Wege geleitet.
Regula Vogt-Kohler
Beim FC Basel mischt in den Vorbereitungen auf die neue Saison ein unberechenbarer Player mit: der aus Japan stammende Blatthornkäfer, kurz Japankäfer genannt. Mehrere Exemplare sind in Fallen auf dem Trainingsplatz der ersten Mannschaft und auf dem benachbarten Rasenplatz aufgetaucht. Doch damit nicht genug: Auch im 3 Kilometer entfernten «Rankhof» in Basel ging ein Japankäfer in eine der aufgestellten Fallen.
Aufgrund der Anzahl der aufgetretenen Käfer (38 Käfer vorgestern Mittwoch) gehen die Behörden von einem Befall aus und haben erste Massnahmen angeordnet. So wurden bereits die Rasenflächen um die positiven Fallenstandorte abgefräst und mit einer Folie abgedeckt. Eine gestern erlassene Verordnung enthält zudem Massnahmen für den Befallsherd (1 Kilometer Radius um das Zentrum «Brügliger Ebene») und die Pufferzone (5 Kilometer Radius). Im gesamten Befallsherd gilt ein Bewässerungsverbot für Rasenflächen bis Ende September dieses Jahres. Zudem ist der Transport von Grüngut, Kompost und Erde aus dem Befallsherd in die Pufferzone beziehungsweise aus der Pufferzone in befallsfreie Gebiete verboten.
Das Schadenpotenzial des Japankäfers ist beträchtlich. Bei einer flächendeckenden Verbreitung in der Schweiz ist mit jährlichen Schäden von mehreren 100 Millionen Franken zu rechnen.
Reichhaltiger Speisezettel
Die Region Basel ist nach Kloten das zweite Gebiet auf der Alpennordseite, das vom Japankäfer befallen ist. Während sich der Schädling in der Südschweiz bereits ausgebreitet hat, hat man es auf der Alpennordseite mit kleinen, isolierten Populationen zu tun. Aber noch besteht Hoffnung, den Käfer loszuwerden. «Eine Ausrottung ist noch möglich», sagte Peter Kupferschmied, Co-Leiter des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes und Leiter des Fachbereichs Pflanzengesundheit im Bundesamt für Landwirtschaft, an einer kurzfristig einberufenen Medienorientierung gestern Vormittag.
Dazu brauche es aber eine Kombination verschiedener Massnahmen und einen Zeitrahmen von mehreren Jahren. Der Japankäfer ist sowohl oberirdisch als auch unterirdisch gefährlich. Als Engerling ernährt er sich bevorzugt von den Graswurzeln feuchter Wiesen, als ausgewachsener, flugfähiger Käfer frisst er sich gerne an Blättern, Früchten und Blüten von rund 400 Wirtspflanzen aus verschiedenen Pflanzenfamilien satt. Betroffen sind Kulturen wie Beeren, Obstbäume, Wein und Mais, aber auch Rosen und Waldbäume wie Ahorn, Buche und Eiche stehen auf dem Speiseplan.
Dadurch kann der Japankäfer erhebliche Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen, öffentlichen Grünflächen und Hausgärten anrichten. Die an der Medienorientierung präsentierten Bilder zeigten, dass dort, wo sich der Nachwuchs des Japankäfers im Boden breitmacht, buchstäblich kein Gras mehr wächst. Zwar habe der Käfer bereits Gegenspieler wie Spinnen und Vögel, doch das natürliche Gleichgewicht sei gestört, sagte Joana Weibel vom Pflanzenschutzdienst von Agroscope.
Verdacht auf Japankäfer der Polizei melden
rvk. Der Japankäfer ist in der Schweiz melde- und bekämpfungspflichtig. Bei einem Verdachtsfall muss deshalb umgehend der kantonale Pflanzenschutzdienst informiert werden. Machen Sie ein Foto des Käfers, notieren Sie den genauen Fundort und frieren Sie den Käfer ein. Schicken Sie die Informationen an den kantonalen Pflanzenschutzdienst: Eleonor Fiechter, eleonor.fiechter@bl.ch, Telefon 061 552 21 57.
Die Japankäfer sind ungefähr 1 cm gross und damit etwas kleiner als ein Fünfrappenstück. Sie gleichen den einheimischen Mai- und Junikäfern sowie den Gartenlaubkäfern. Ihre Flügel schimmern metallisch kupferfarben, während Kopf und Körper grünlich glänzen. Anhand von weissen Haarbüscheln (je fünf kleinere an den Seiten und zwei grössere am Hinterleib) kann man sie von ähnlichen Käfern unterscheiden.
Auf dem europäischen Festland wurde der Japankäfer 2014 erstmals in Norditalien in der Nähe des Flughafens Mailand-Malpensa nachgewiesen. Ein erster Befall im Südtessin wurde 2020 registriert. In der Folge installierten die jeweiligen kantonalen Pflanzenschutzdienste, in Basel durch die Stadtgärtnerei sichergestellt, an neuralgischen Orten Lockstofffallen, um eine allfällige Käferpräsenz frühzeitig festzustellen.