Jakob Gysin-Jehle, Läufelfingen
15.05.2025 Persönlich, LäufelfingenIm Alters- und Pflegeheim Homburg in Läufelfingen hat sich am 28. April der Lebenskreis von Jakob Gysin-Jehle geschlossen. Die Abdankung fand am 12. Mai in der Kirche Läufelfingen statt. Am 28. Dezember 1926 wurde Jakob in Läufelfingen geboren. Jakob war mein Onkel, darum erlaube ...
Im Alters- und Pflegeheim Homburg in Läufelfingen hat sich am 28. April der Lebenskreis von Jakob Gysin-Jehle geschlossen. Die Abdankung fand am 12. Mai in der Kirche Läufelfingen statt. Am 28. Dezember 1926 wurde Jakob in Läufelfingen geboren. Jakob war mein Onkel, darum erlaube ich mir, fortan einfach vom Schaggi zu sprechen.
Schaggi wuchs zusammen mit seiner Schwester Ruth in Läufelfingen auf. Nach der obligatorischen Schulzeit und der Bezirksschule in Böckten arbeitete er als junger Bursche in der Gips Union. Als sein Vater ihn fragte «Jack», was willst du werden?», antwortete Schaggi: Bauer. Sein Vater konnte für ihn den Bauernhof im Unterdorf erwerben und Schaggis Wunsch erfüllte sich.
Im Jahr 1952 heiratete er Rosa Jehle. Ihnen wurden drei Söhne geschenkt. Die Familie musste leider zwei tragische Schicksalsschläge hinnehmen. Im Jahr 1982 starben Sohn Armin 20-jährig und im Jahr 2000 Sohn Leo 43-jährig an heimtückischen Krankheiten. So viel Leid. Schaggi und Rosa wurden von einem Netz aus Familie, Nachbarn und Freunden in ihrem Leid gestützt. Daraus entstand jeden Mittwoch eine frohe Zusammenkunft im Unterdorf und später auch im Altersheim.
Schaggi Gysin hinterlässt im öffentlichen Leben riesige Spuren. Als erfolgreicher Landwirt betreute er die Ackerbaustelle. Zusammen mit seiner Frau Rosa betrieb er eine Lohnbrennerei. Aus dem ganzen Kanton wurde Brenngut gebracht. Aus diesen Aktivitäten, zusammen mit dem Eierverkauf über die Strasse, ergab sich ein reger Austausch mit der Nachbarschaft und weit darüber hinaus.
In seiner Freizeit war Schaggi beim Musikverein als Bassist aktiv, bis ihn die Politik packte. Im Jahr 1968 wurde Schaggi Gemeinderat und blieb diesem bis 1992 treu. Jeder kannte ihn als Schaggi oder «Gysi Schaggi», nicht alle wussten, dass er eigentlich Jakob hiess. Als junger Bursche hatte ich immer wieder die Möglichkeit, mit Schaggi auf politischer Ebene zusammen zu arbeiten. Das war eine spannende Zeit. Als Gemeinderat betreute Schaggi die Ressorts Strassen- und Wasserbau, öffentliche Gebäude, Landwirtschaft und Gantmeister Stellvertreter. Dass die Kollegialität im Gemeinderat und der Verwaltung gross war, beweist auch der Umstand, dass Schaggi das ganze Gremium inklusive Verwaltung zu seiner Bauernmetzgete ins Unterdorf einlud.
Schaggi war einer von uns, ein Läufelfinger mit Herzblut, Offenheit, Weitsicht. 1980 wurde Schaggi als Nachfolger von Karl Fluhbacher zum Gemeindepräsidenten gewählt und leitete die Ressorts Polizei- und Vormundschaftswesen sowie Öffentliche Beleuchtung. 12 Jahre lang führte er unsere Gemeinde. Im Jahr 1992 entschied sich Schaggi, nach 24 Jahren im Gemeinderat zurück zu treten.
Im selben Jahr wurde das «Schaggibrüggli» mit Feuerstelle im Eysedel eingeweiht – das Brüggli wurde nach ihm benannt, weil er das nötige Land und Waldstück uneigennützig zur Verfügung stellte, um eine Verbindung für Wanderer zu errichten. Ebenfalls 1992 wurde Jakob Gysin das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Ganz von der Bildfläche wollte Schaggi aber nicht verschwinden. Er machte weitere kleinere Arbeiten wie beispielsweise Grünabfuhr, Abborden der Strassenränder mit dem Gemeindewegmacher. Der Gemeinderat nahm diese Dienste noch so gerne an. So konnten wir Schaggi weiterhin zuwinken, wenn er mit seinem Traktor zufrieden und pfeifend vorbeifuhr. Ein Bild, das mir im Herzen bleiben wird.
Schaggi blieb mit Unterstützung von Familie, Nachbarn, Freunden und der Spitex bis Dezember 2021 in seinem Bauernhaus. Als er merkte, dass seine Kräfte abnahmen, hat er sich selbstbestimmt für den Daueraufenthalt im Alters- und Pflegeheim Homburg entschieden. Er war geistig wach, an Politik, Welt- und Dorfgeschehen sowie Sport weiterhin interessiert. Die letzten Bundesratswahlen habe ich zusammen mit Schaggi und seinem Freund Ueli Vögtlin in seinem Zimmer im Altersheim ab morgens 6.30 Uhr am Fernseher verfolgt.
Wir werden Schaggi in guter Erinnerung behalten.
Hans Jörg Rickenbacher