Jahresrückblick - Weisung an Waldenburg und weisse Weihnachten
07.01.2025 Baselbiet4. Quartal 2024 | Der Naturpark Baselbiet hat einen überraschend schweren Stand
Der Naturpark Baselland ist gegen das Jahresende das grosse Thema im Oberbaselbiet. Für die Errichtungsphase braucht es eine zusammenhängende Fläche von mindestens 100 ...
4. Quartal 2024 | Der Naturpark Baselbiet hat einen überraschend schweren Stand
Der Naturpark Baselland ist gegen das Jahresende das grosse Thema im Oberbaselbiet. Für die Errichtungsphase braucht es eine zusammenhängende Fläche von mindestens 100 Quadratkilometern. Der Widerstand gegen das Projekt ist heftig, der Nutzen des Parks umstritten. Als erste Gemeinde stimmt Arboldswil über den Beitritt ab und sagt deutlich Ja. Relativ rasch zeigt sich aber, dass die Gegner in der Mehrzahl sind: eine Gemeinde nach der anderen lehnt – oft klar – ab. Bis Ende Dezember beschliessen lediglich 8 Gemeinden, die meisten von ihnen im Bezirk Waldenburg, dem Trägerverein beizutreten, 26 sind dagegen. Im Bezirk Sissach sagt nur Maisprach Ja. Die Befürworter geben die Hoffnung trotz der dürftigen Bilanz nicht auf. Sie erwägen, mithilfe eines Referendums gegen das Nein von Reigoldswil doch noch einen ausreichend grossen, zusammenhängenden Gürtel zu bewerkstelligen. Dafür müssten aber einige weitere Gemeinden zustimmen, unter anderem Liestal. Ob das klappt?
Das fragen sich jetzt auch die Sissacherinnen und Sissacher. Aber aus einem anderen Grund: Die Projektgruppe, die zum 800-Jahr-Jubiläum der Gemeinde einen historischen Themenweg realisieren soll, erklärt das Vorhaben als gescheitert. Auslöser ist ein von der Gemeinde geforderter Nachtragskredit. Der Vorgang überrascht insofern, da dessen Bewilligung eine Formalität wäre: Es liegen ausreichend Sponsoren-Zusagen vor, womit die Gemeindekasse nicht stärker beansprucht würde, als versprochen – auch wenn das Projekt teurer würde als bewilligt. Ob der Themenweg doch noch realisiert werden kann, ist nach dem Rückzug der Projektgruppe fraglich. Dessen Mitglieder – unter ihnen zwei Historiker – hatten ehrenamtlich gewirkt. Immerhin: Auf Kurs ist das Jubiläumsprojekt der Bürgergemeinde, ein Waldpfad. Zudem werden die Bürger den Waldspielplatz Tännligarten mit neuen Spielgeräten ausstatten.
Sommermarkt reaktivieren
Das Marktgeschehen sorgt gegen Ende Jahr da und dort für Aufmerksamkeit. So beschliessen die Sissacher Einwohner an der «Gmäini», dem vom Gemeinderat gestrichenen Sommermarkt noch eine Chance zu geben. Auf dem Wildenstein müssen die «Lions» ihren Stand räumen und der Waldenburger Weihnachtsmarkt, aus dessen Organisation sich die Gemeinde zurückgezogen hat, findet unter privater Leitung weiterhin statt. Der Rückzug war eine Sparmassnahme aufgrund des Bilanzdefizits der Gemeinde. Das Budget fürs 2025 bleibt dennoch rot, was dem Regierungsrat gar nicht gefällt. Er fordert Waldenburg ultimativ auf, den Steuerfuss deutlich zu erhöhen oder aber das Schwimmbad zu schliessen, um so die Gemeindekasse zu entlasten – ein höchst seltener Vorgang. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Waldenburg sind gespalten, welche Kröte sie weniger ungern schlucken.
Ein Dorf weiter, in Langenbruck, geht eine Ära zu Ende. Die Skilift AG Langenbruck, stellt ihren Skilift Untere Wanne zum Verkauf. Aufgrund immer weniger Schneetage reiht sich für die AG Defizit an Defizit. Interessenten gibt es, Konkretes gibt Hauptaktionär Peter Hammer aber nicht bekannt. Viel mehr interessiert ihn, dass der Skilift auch in diesem Winter unter seiner Verantwortung so rasch wie möglich läuft, wenn es Schnee gibt. Der erste fiel bereits Ende November. Auch zu Weihnachten schüttelte Frau Holle endlich wieder einmal ihre Kissen.
Am Tag des ersten Schnees geschieht in Zeglingen möglicherweise Historisches: Ein Jahr nachdem die Fusion von Arisdorf und Hersberg um Haaresbreite gescheitert ist, starten Rünenberg, Kilchberg und Zeglingen ebenfalls einen Anlauf. Aufgrund einer Auslegeordnung mit einem externen Experten befürworten sämtliche Gemeinderatsmitglieder der drei Dörfer vertiefte Abklärungen einer Fusion. Bleiben wir in Zeglingen: Die gut situierte Bürgergemeinde will einen Schandfleck im Dorf tilgen und eine heruntergekommene Häuserzeile aufwerten, indem sie ein Neubauprojekt mit Wohnungen realisiert. Die Pläne kommen im Dorf gut an, doch ist ein Problem noch nicht gelöst: Es fehlt an Raum für Parkplätze.
Den gibt es in Diepflingen reichlich. Dort startet das Solartechnikunternehmen Axova dreieinhalb Jahre nach einem Grossbrand, der das Lager vernichtet hatte, die Bauarbeiten für eine neue Firmenzentrale. In Wittinsburg soll um- anstatt neu gebaut werden. Die Gemeindeversammlung bewilligt einen Kredit für den Umbau der Turnhalle. Ferner gibt sie grünes Licht zur gemeinsamen Verwaltung mit Känerkinden, die innert weniger Wochen aufgegleist worden ist und schon Anfang 2025 startet. Dieser Starttermin gilt auch für den erweiterten Verwaltungsverbund der Gemeinden Rünenberg, Kilchberg und Zeglingen. Wenslingen und Oltingen stossen neu dazu.
Diese Entscheide fallen im vierten Quartal auf: Die Post kündigt die Schliessung der Filialen in Lausen und Oberdorf an. Die Gemeindeversammlung von Buus lehnt die revidierte Siedlungsplanung deutlich ab. Grundeigentümern würden dadurch Nachteile erwachsen, wird befürchtet. Itingen lehnt mit Stichentscheid des Präsidenten ein Feuerwerksverbot an Silvester und am 31. Juli ab, Läufelfingen bleibt ohne Parkraumreglement, das schon seit Langem zur Debatte steht. Das klamme Oberdorf bewilligt einen neuen Kunstrasen für 770 000 Franken, und noch am Abend des Beschlusses wird das Referendum angekündigt.
Lupsingen verabschiedet als erste Gemeinde im Kanton ein Klimaschutzreglement und Buus gibt grünes Licht für einen Kredit zur Sanierung des Ständerhauses aus dem 16. Jahrhundert. Gelterkinden heisst im zweiten Anlauf ein dreijähriges Pilotprojekt für Tagesstrukturen gut. Es startete nun zu Beginn des Schuljahrs im «Lindenhof».
Kritisch zu den Tagesstrukturen äusserte sich der Bürgerliche Zusammenschluss Gelterkinden, dem unter anderem auch Stefan Degen angehört. Dieser gibt bekannt, die politische Bühne zu verlassen. Der FDP-Landrat gibt sein Mandat Ende Jahr ab. Für ihn Nachrücken wird die Buusner Gemeindepräsidentin Nadine Jermann, die gleichzeitig Präsidentin des Verbands Basellandschaftlicher Gemeinden wird. Im VBLG ersetzt sie Regula Meschberger. Ein Sesselrücken gibt es auch auf dem Stuhl des höchsten Schweizers: Eric Nussbaumers Präsidialjahr im Nationalrat läuft ab. Er gibt das Zepter weiter an die Aargauer Freisinnige Maja Riniker.
Ogi im Gritt, del Curto im Marabu
Auch beim Baselbieter Heimatschutz kommt es zum Stabwechsel. Der langjährige Chef Ruedi Riesen übergibt das Präsidium an Angelo Tomaselli. Einen Führungswechsel gibt es auch im Thürner Altersheim Jakobushaus. Aus nicht klar kommunizierten Gründen geht Heimleiter Martin Schnellman. Es wird ein interimistischer Leiter berufen.
Das Niederdörfer Altersheim Gritt fällt im Herbst durch einen prominenten Besucher auf. Alt Bundesrat Dölf Ogi gibt sich hier die Ehre. Kabarettist Emil ist im Marabu und im Kino Palace an der Vorpremiere der Dokumentation «Typisch Emil» zu Gast, Franz Hohler gibt im Liestaler «Elefantehuus» ein Konzert und Kult-Hockeytrainer Arno del Curto beehrt das «Volksstimme»-Nachtcafé. Etwas weiter weg, in Pfeffingen, wird Bundesrat Albert Rösti begrüsst. Es ist Ende Oktober, der Verkehrsminister kann noch darauf hoffen, dass die Schweizerinnen und Schweizer zum Autobahnausbau Ja sagen. Einen Monat später wissen wir, dass die Strassenmilliarden – unter anderem für den Rheintunnel – nicht fliessen werden.
Apropos Geld und Strasse: Der Blechpolizist im Baustellenbereich auf der Autobahn A2 bei Itingen blitzte 2024 51 000 Mal und dürfte mit einer Bussengeldsumme von mehreren Millionen Franken den inoffiziellen Titel des rentabelsten «Mitarbeiters» des Kantons verdienen.
Christian Horisberger