In der Arena wird getanzt
20.06.2024 Bezirk LiestalDay-Dance-Festival «Fata Morgana» im Wohnquartier
In einem Wohnquartier an der Seltisbergerstrasse findet übermorgen Samstag in der «Arena» in Liestal der Day Dance «Fata Morgana» statt. Organisiert wird der Event von Jannis und Simon Zbinden und Nick ...
Day-Dance-Festival «Fata Morgana» im Wohnquartier
In einem Wohnquartier an der Seltisbergerstrasse findet übermorgen Samstag in der «Arena» in Liestal der Day Dance «Fata Morgana» statt. Organisiert wird der Event von Jannis und Simon Zbinden und Nick Lüthi. Dafür mussten sie dem Stadtrat ein umfassendes Sicherheitskonzept vorlegen.
Nikolaos Schär
Die «Arena» an der Seltisbergerstrasse inmitten eines Wohnquartiers in Liestal besticht mit einer gewaltigen Aussicht ins Tal. Hier oben eine Party schmeissen zu dürfen, war der Traum von Jannis (25) und Simon Zbinden (21) und Nick Lüthi (27). Kaum hätten sie dies für möglich gehalten. Doch dank eines 62-seitigen Konzepts für das Gesuch überzeugten sie die Stadt Liestal. «Es musste wasserdicht sein», sagt Jannis. Mehrmals hätten sie es überarbeitet, bis sie an alles gedacht hätten, so Nick.
«Uns wurde von der Stadt rückgemeldet, dass sie selten solch ein ausführliches Konzept erhielten», so Jannis ein wenig stolz. Seit vergangenem November investieren die drei Mitglieder des Vereins Kulturzone fast jede freie Minute in den Anlass. «Simon hat gefühlt jede Firma in der Region für ein Sponsoring angefragt», so Jannis. Mit Erfolg.
Extrabusse fahren die Gäste hoch
Durch ihre Hanglage hoch über dem Stadtzentrum, eingepfercht zwischen Einfamilienhäusern, ist die «Arena» verkehrstechnisch schwierig erreichbar und bietet keine Parkplätze. Also wurden bei der Autobus AG Liestal Extrabusse gechartert, welche die tanzwilligen Gäste zur Party bringen und diese um 23 Uhr hinunter zur «Wäberei» im Schild-Areal an die Afterparty fahren.
Um die Kosten für die «Fata Morgana» decken zu können, würden die Veranstalter 700 bis 800 Besucher benötigen. Bis jetzt hätten sie schon 500 Tickets verkauft, was ein sehr guter Wert sei, so Nick. Sicher kommen noch einige hinzu, und gewisse entscheiden sich auch noch spontan, zu kommen. Sie sind optimistisch, aber es sei auch ein gewisses Risiko dabei, denn sie haften mit ihrem privaten Vermögen. Jannis runzelte ein wenig die Stirn wegen der unbeständigen Wettervorhersage.
Hoffnung macht den beiden ihre langjährige Erfahrung: Jannis Zbinden studiert Multimedia Production an der Fachhochschule Graubünden und organisiert Partys, seit er 16 ist. Als er damals eine Party im ehemaligen «Modus» im Schild-Areal organisierte, mussten seine Eltern unterschreiben, da er als Minderjähriger nicht unterschriftsberechtigt war. Nick Lüthi machte eine Banklehre und studierte Betriebswirtschaft. Zurzeit arbeitet er als Wirtschaftsprüfer. Er ist auch für die ganze Buchhaltung verantwortlich und organisierte unabhängig von Jannis und Simon mit seinem Verein Kulturkontext Events. Kennengelernt haben sich die beiden dank eines Pullovers, der bei Nick landete, nachdem ihn Jannis an einer Party liegen gelassen hatte. Die Chemie habe vom ersten Moment an gestimmt, erinnert sich Nick.
700 bis 800 Besucher erwartet
Fortan schlossen sich die beiden im Verein Kollektiv Ziegelhof zusammen und bespielen seit vier Jahren das alte Sudhaus in der ehemaligen Ziegelhofbrauerei. Des Weiteren leiteten sie während eineinhalb Jahren die «Tante Pinte» in Sissach. Es sei ihnen jedoch wichtig zu betonen, dass hinter dem Kollektiv Ziegelhof rund 60 Personen stehen, die bei der «Fata Morgana» vom kommenden Samstag ehrenamtlich mit anpacken.
Mit «Avaion» konnten sie auch einen international bekannten DJ verpflichten, der auf Spotify 4,6 Millionen monatliche Hörer hat. «Wir sind ihm an einem Festival begegnet und Simon hat ihn einfach angesprochen», sagt Jannis. Als er im E-Mail-Verteiler die Booking-Anfrage sah, traute er seinen Augen nicht. «Simon ist ein Macher», so Jannis. Auch Szene-Grössen wie «Kellerkind» und Carla Durisch sind auf dem Flyer zu finden und werden am kommenden Samstag die Bässe zum Wummern bringen.
Die Anwohner seien schon sehr früh über die Party informiert worden, so Jannis: «Wir haben einen Anwohnerapéro organisiert und alle eingeladen.» Natürlich gebe es auch einige wenige Personen, denen der Anlass nicht gepasst hätte. Doch die meisten Anwohner und Anwohnerinnen hätten ein sehr positives Feedback gegeben, so Jannis. Einige Nachbarn würden sogar ihre Parkplätze zur Verfügung stellen oder gaben den Party-Veranstaltern ihren Hausschlüssel, um das Bargeld zu deponieren. Offensiv hätten sie allen noch einen zweiten Brief geschrieben. Darin war ein QR-Code für eine Whatsapp-Gruppeneinladung, damit am Tag des Events mögliche Beschwerden direkt weitergeleitet werden können.
«Wir haben das Gefühl, die ganze Stadt steht hinter uns», sagt Nick. In Liestal habe die Stadtverwaltung lange nicht gemerkt, dass in Sachen Jugendkultur wenig ging, doch dies würde sich langsam ändern. Durch die Teilnahme an der «Kulturnacht» hätten sie sich bereits einen Namen gemacht. Was auch nicht schadet, sei der Umstand, dass die Familie Zbinden in Liestal gut vernetzt ist. Der Vater von Jannis und Simon war der Präsident von KMU Liestal. Bei Nick Lüthi spürt man jedoch auch ein gewisses Talent im Umgang mit PR. Er fasst den Event folgendermassen zusammen: «Von Liestal, für Liestal».