Im Spannungsfeld der Gesellschaft
29.11.2024 GesellschaftDie Jubiläumschronik der Elektra Baselland heisst «125 Joor verbunde». Sie wurde vorgestern an einer Buchvernissage im «Elefantehuus» vorgestellt. Es handelt sich um ein Aufzeigen der «wechselseitigen Einflüsse» zwischen Genossenschaft, Wirtschaft und ...
Die Jubiläumschronik der Elektra Baselland heisst «125 Joor verbunde». Sie wurde vorgestern an einer Buchvernissage im «Elefantehuus» vorgestellt. Es handelt sich um ein Aufzeigen der «wechselseitigen Einflüsse» zwischen Genossenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in 125 Jahren.
André Frauchiger
Das im Verlag Baselland erschienene Jubiläumsbuch «125 Joor verbunde» der Elektra Baselland (EBL) ist keine Publikation über das «Innenleben» dieses Unternehmens, das nach wie vor als Genossenschaft mit Schwerpunkt Oberbaselbiet funktioniert. Vielmehr ist es der EBL mit entsprechendem Konzept und Verfasser Florian Blumer gelungen, die Entwicklung des Unternehmens in Zusammenhängen mit den Entwicklungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufzuzeigen. «Die EBL und die Gesellschaft – eine Geschichte wechselseitiger Einflüsse» lautet denn auch der Untertitel des rund 140 Seiten umfassenden Buches, das von der EBL auch als Chronik bezeichnet wird. Am Mittwoch wurde es im «Elefantehuus» vorgestellt.
Der 65-jährige Autor Florian Blumer hat es als Historiker, Germanist und Journalist verstanden, mit kurzen, aussagekräftigen Ausführungen und vielen, zum Teil auch grossflächigen Fotografien aus den verschiedenen Zeitepochen die vergangenen 125 Jahre anschaulich Revue passieren zu lassen. Er ist seit 25 Jahren Professor für Wirtschaftskommunikation an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er stützte sich bei seiner einjährigen Recherche insbesondere auf 125 EBL-Jahresberichte, verschiedene Archive und auch Zeitzeugen, darunter verschiedenste ehemalige Mitarbeitende.
Liestal die Treue halten
Martin Thommen, Verwaltungsratspräsident der EBL, zeigte sich hocherfreut über die Jubiläumsgeschichte in Buchform als Abschluss der verschiedenen Jubiläumsaktivitäten im laufenden Jahr, darunter ein grosses, erfolgreiches Volksfest im August. Er sprach von einem «würdigen Abschluss des Jubiläumsjahrs». Auf Video wurde an der Vernissage Baschi mit dem eigens komponierten EBL-Song «Verbunde mit dir» gezeigt.
Der VR-Präsident unterstrich an der Buchvernissage mehrmals, dass die EBL auch in Zukunft Liestal und dem Oberbaselbiet als Standort die Treue halten wird. Und er zähle auf die nächsten hoffentlich erfolgreichen 125 Jahre der weiterhin unabhängigen Genossenschaft. In seinen fünf Jahren im EBL-Verwaltungsrat, davon vier Jahre als dessen Präsident, habe er erlebt, dass das Unternehmen eine «dynamische, erfolgreiche Firma» sei, erklärte Thommen. Die EBL müsse vorwärts schauen, manchmal seien durchaus auch «unorthodoxe Vorgehensweisen» notwendig, verriet er im Gespräch mit Moderator Heinz Margot.
Die 125-jährige Firmengeschichte ist im Buch in zehn Kapitel aufgeteilt und reicht von der «Genossenschaftsgründung und Elektrifizierung (1898 – 1909)» bis zu «Tradition und Wandel (2010 – 2023)». Wie CEO Tobias Andrist in seinem Vorwort festhält, wird im Jubiläumsbuch die Firmengeschichte «sicht- und erlebbar». Die EBL habe die vergangenen 125 Jahre «überlebt, weil sie sich kontinuierlich an die neuesten Entwicklungen angepasst hat und mit diesen gewachsen ist». Die EBL gehe vor diesem Hintergrund «optimistisch auf die kommenden 125 Jahre zu». Martin Thommen doppelt in seinem Vorwort nach mit dem Hinweis, dass die EBL insbesondere mit ihrem Hauptgeschäft, der Versorgung mit elektrischer Energie, den Alltag der Menschen verändert und «Wohlstand generiert» habe. Heute sei die EBL «schon lange kein reiner Stromverteiler mehr». Sie gestalte mit ihren «nachhaltigen Strom- und Wärmeerzeugnisanlagen in der Schweiz und in Europa aktiv die Energiewende mit» und leiste auf diese Weise «einen wertvollen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität».
Am Beispiel der wirtschaftlichen Rezession in den 1970er-Jahren mit rückläufiger Bautätigkeit und damit geringerem Energiebedarf und dem Widerstand gegen Kernkraftwerke wie bei der zweieinhalbmonatigen Besetzung des AKW-Baugeländes in Kaiseraugst wird anschaulich auf die Zusammenhänge zwischen EBL, Wirtschaft und Gesellschaft hingewiesen. Die EBL-Delegierten wehrten sich damals in einer Resolution gegen Vorwürfe an die Elektrizitätswirtschaft, «als ob die Elektrizität allein Probleme verursache». Sie sprachen sich damals dafür aus, in der Schweiz nur noch die unbedingt notwendigen Kernkraftwerke zu bauen.
Kalkuliertes Risiko
In den 1980er-Jahren unternahm die EBL Schritte zum Stromsparen und förderte Pionierprojekte mit dezentraler Energieerzeugung. In den 1990er-Jahren folgte dann bereits die Zeit von Blockheizkraftwerken, Windrädern und Solaranlagen.
Nach der Jahrtausendwende geriet das Engagement der EBL für erneuerbare Energien in den Vordergrund. Die Beteiligung an einem neuen Solar-Grosskraftwerk in Spanien zeigt, dass die EBL die erneuerbaren Energien auch in Zukunft weiter fördern will. An der Bereitschaft zum «kalkulierten Risiko» werde es der EBL auch künftig nicht fehlen, wie Präsident Martin Thommen und CEO Tobias Andrist auch an der Vernissage versicherten.
Das EBL-Jubiläumsbuch «125 Joor verbunde» ist erhältlich auf www.verlagbaselland.ch