Im Einsatz für die Sicherheit

  19.06.2025 Sport, Weitere Sportarten

Tobias Fankhauser ist Teil des neuen Tracking-Systems

Der ehemalige Handbiker Tobias Fankhauser arbeitet an der Tour de Suisse im Team des neuen Tracking-Systems, mit dem der aktuelle Standort jedes Fahrers permanent per GPS überwacht werden kann. Der Hölsteiner sorgt damit für mehr Sicherheit im Radsport.

Tobias Gfeller

Dreimal nahm Tobias Fankhauser (36) auf dem Handbike an den Paralympischen Spielen teil. Sein Herz schlägt auch vier Jahre nach seinem Rücktritt für den Radsport. Im vergangenen Jahr war der Hölsteiner Mitglied des Organisationskomitees für die Rad-Weltmeisterschaften in Zürich. Da diese zu grossen Teilen von Mitgliedern des Organisationskomitees der Tour de Suisse verantwortet wurde, kam der Kontakt zum dortigen Direktor Olivier Senn zustande. «Er hat mich Anfang Jahr angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Team für das neue Tracking-System an der Tour de Suisse mitzuwirken», berichtet Fankhauser.

Weil seine Leidenschaft für den Radsport ungebrochen sei und das Thema Sicherheit für ihn als ehemaligen Spitzensportler hohe Priorität geniesst, sagte Fankhauser zu. Seine Premiere in der mobilen Sicherheitszentrale feierte der Oberbaselbieter vergangene Woche an der Tour de Suisse der Frauen. Fankhauser ist dabei Teil eines Trios. Der Oberbaselbieter soll sein Fachwissen über Radrennen einbringen. «Ich bringe ein gutes Verständnis für die Materie mit, kenne Abläufe innerhalb der Rennen und kann Rennen gut lesen, was wichtig ist, um Situationen richtig einschätzen zu können.»

Pinkelpause oder Problem?
Als Beispiele nennt Tobias Fankhauser Momente, wenn sich ein Fahrer absichtlich zurückfallen lässt, um auszutreten, sich mit seinem Teamleiter im Fahrzeug zu besprechen oder ganz einfach, um Flaschen und Essen für die Teamkollegen zu holen. Das Tracking-System erkennt solche Abstände zwischen dem Feld und dem einzelnen Fahrer schnell und zeichnet sie auf. «Dann geht es für mich darum, eine solche Situation zu erkennen und zu bewerten», erklärt Fankhauser.

Jedes Radrennen verläuft unterschiedlich. Oft gibt es eine Spitzengruppe und das grosse Feld. In den schweren Bergetappen teilt sich das 150-köpfige Feld noch stärker auf. «Es gibt mehrere Gruppen und auch Fahrer, die alleine unterwegs sind. Dann müssen wir besonders aufmerksam sein», beschreibt Tobias Fankhauser. Während das Trio in der Sicherheitszentrale über acht Bildschirme mit den Fernsehbildern und zwei digitalen Aufzeichnungen des Trackings den Rennverlauf verfolgt, kann es per Funk permanent zu den verantwortlichen Personen in den Fahrzeugen Kontakt aufnehmen, wenn diese vor Ort etwas nachprüfen müssen. Neben den 150 Fahrern verfügen auch diese Fahrzeuge über einen GPS-Tracker, den Fankhauser und seine zwei Kollegen permanent überwachen.

Die Tour de Suisse ist das erste Rennen der Welt, das im Radsport ein permanentes GPS-Tracking eingeführt hat. Direktor Olivier Senn und sein Team reagierten damit auf die tödlichen Unfälle von Gino Mäder und Muriel Furrer, wobei gerade Letzterer für viele Diskussionen gesorgt hatte: Die junge Schweizer Fahrerin hatte bei den Weltmeisterschaften in Zürich wohl länger im Wald gelegen, ohne dass jemand deren Fehlen realisiert hatte.

Für die Ortung der Profis wird jedes Fahrrad mit einem kleinen GPS-Tracker ausgestattet, der bei bestimmten Auffälligkeiten Alarm schlägt. In der Sicherheitszentrale laufen bei Tobias Fankhauser und seinen beiden Kollegen die Informationen zusammen. Gemäss Olivier Senn machen alle Teams ausnahmslos mit, obwohl das Tracking-System nicht vorgeschrieben ist. Die Sicherheitszentrale hat auch die Wetterradare ständig im Blick, was gerade aufgrund der aufziehenden Gewitter während der ersten Etappe am Sonntag nötig war. Stürze können mit dem System aber nicht verhindert werden, mahnt Olivier Senn.

Positives Zwischenfazit
Der Tour-de-Suisse-Direktor zog vor der vierten Etappe am Dienstag gegenüber der «Volksstimme» ein erstes positives Zwischenfazit: «Alle Systeme funktionieren für den Zweck, für den wir sie geplant und aufgebaut haben.» Es habe jeden Tag technische Herausforderungen gegeben, die aber gemeistert werden konnten, so Senn. «Wir sind bereits daran, Verbesserungen und Ergänzungen vorzunehmen und neue Funktionen einzubauen, damit wir noch besser und schneller werden und noch mehr genaue Informationen haben.»

Olivier Senn sprach bereits nach drei von acht Etappen von einem Erfolg. «Ich bin überzeugt, dass wir am Ende der Tour eine Sicherheitszentrale haben werden, die so weit parat ist, dass wir auf dieser basierend für die Zukunft planen können.» Es ist davon auszugehen, dass bei einem Erfolg der Tour de Suisse mit dem neuen Tracking-System auch andere Rennen auf dieses oder ähnliche Modelle setzen werden, um die Sicherheit zu erhöhen.

Tobias Fankhauser hat für die beiden Tours de Suisse Ferien genommen. Das Herumreisen in der Schweiz habe auch etwas von Ferien, wenn er dank des Radsports an schöne Orte komme. Während der Rennen ist höchste Aufmerksamkeit gefragt. Noch vor Halbzeit der Tour de Suisse zog der Oberbaselbieter am Dienstag ein positives persönliches Fazit: «Mir macht die Arbeit grossen Spass. Mir würde es viel bedeuten, auch im nächsten Jahr dabei sein zu können, falls das System auch dann eingesetzt wird.»


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