Im Einsatz am ältesten Stand
14.11.2024 Bezirk Sissach, Kultur, Gemeinden, Gesellschaft, Bezirk SissachBurger und Würste grillieren bei Familie Buser am Herbstmarkt
Mittendrin statt nur dabei: Als Vertreter der «Volksstimme» helfe ich am Sissacher Herbstmarkt dieses Jahr bei «Buser’s Grillstand» mit und grilliere für einmal mein Fleisch selber, ...
Burger und Würste grillieren bei Familie Buser am Herbstmarkt
Mittendrin statt nur dabei: Als Vertreter der «Volksstimme» helfe ich am Sissacher Herbstmarkt dieses Jahr bei «Buser’s Grillstand» mit und grilliere für einmal mein Fleisch selber, statt anzustehen und es nur zu konsumieren.
Tobia Benaglio
Während ich gestern Vormittag über den Sissacher Herbstmarkt spaziere, bin ich froh über den kurzen Weg zu meiner Reportage, denn es ist sehr kalt. Zum Glück bin ich zu Fuss in nicht einmal fünf Minuten von der Redaktion der «Volksstimme» beim Sissacher Dorfbrunnen. Hier betreibt Familie Buser ihren Grillstand – wie immer seit mehr als 70 Jahren am Herbstmarkt. Neu ist hingegen, dass ich heute für gute zwei Stunden zur Familie gehöre.
Als ich beim Stand ankomme, merke ich sofort, dass ich mir wegen der Kälte keine Sorgen machen muss: Die Hitzewelle vom Grill erschlägt mich fast. Es freut mich dennoch, als mir Beat Buser sagt, dass ich am Grill mithelfen werde.
Zu Beginn geht alles noch ziemlich gemächlich zu. Die Kunden kommen nur vereinzelt und die Familie am Stand verwickelt jede und jeden in ein Gespräch. Es entsteht der Eindruck, dass alle Freunde der Busers sind. «Wir haben hauptsächlich Stammkunden, die wir schon seit Jahren kennen», erklärt mir Beat Buser später. Einige der Kunden würden sie jedes Jahr nur am Markt antreffen, darum sei es auch vom Kontakt mit Freunden und Bekannten her jedes Mal ein spezieller Tag.
Familienhobby mit Tradition
Gegen 12 Uhr kommen immer mehr Kunden an unseren Stand. Die Schlange wächst und ich merke, wie immer weniger Zeit für Gespräche bleibt. Mittlerweile bin ich voll involviert und habe den Vorbereitungsgrill im Griff. Es ist meine Aufgabe, das Fleisch heiss vorzuwärmen, um es dann, noch nicht ganz durchgebraten, zum Hauptgrill zu bringen. Schon nach wenigen Minuten habe ich das Handwerk im Griff und neben ein, zwei ein wenig dunkeln Burger-Patties mache ich mich ziemlich gut. Dennoch bin ich froh, als der 25-jährige Camille Buser, Sohn von Monica und Beat, dazukommt und mich unterstützt. Durch das breite Angebot von Klöpfern und Bratwürsten bis zu «Mega Burgern», die aus 200 Gramm Rindfleisch bestehen, und Schnitzelbroten, sind wir auch zu zweit voll ausgelastet.
Auch mit erst 25 hat Camille reichlich Erfahrung am Grill – oder er hat es einfach in den Genen. Denn der Stand der Busers ist eine langjährige Familiensache: Gegründet wurde der Stand 1951 von der Urgrossmutter von Camille. Somit hilft jetzt schon die vierte Generation mit.
Der Buser-Grillstand ist auch am Frühlingsmarkt in Sissach, sowie am Herbst- und Frühlingsmarkt in Gelterkinden zu finden.
Immer mehr Essensstände
Mittlerweile habe ich so heiss, dass ich meine Jacke schon lange ausgezogen habe. Der grosse Mittagsansturm neigt sich dem Ende zu. Da kann auch ich nach langem Schuften endlich selbst ein Schnitzelbrot probieren. Wohl auch im Wissen um den grossen Aufwand, der dahintersteckt, schmeckt es köstlich. Beim Schnitzelbrot, sowie bei allen anderen Produkten, achten die Busers mit dem Fleisch von der Metzgerei Zimmermann und dem Brot von der Bäckerei Gunzenhauser sehr auf Regionalität.
Nachdem das Mittagsgetümmel vorbei ist, kann mir Beat Buser eine Urkunde zeigen, die seine Mutter, Helene, erhielt. Die von der Sissacher Gemeinde ausgestellte Auszeichnung belegt, dass der Grillstand schon mehr als 70 Jahre alt und somit der älteste aktive Stand am Herbstmarkt ist. Auch durch diese Konstanz hat die Familie viele Stammkunden gewonnen. Doch Beat spricht auch die negativen Dinge an, die das Marktleben in den vergangenen Jahren erschwerten: Es gebe heutzutage viel mehr Essensstände, weshalb sich die Kunden mehr verteilten. Ausserdem seien vor allem die Sissacher heute öfter drinnen, wenn es kalt ist, weil es auch dieses Angebot vermehrt gibt. «Wir versuchen mit Glühwein ein wenig entgegenzuwirken.»
Nach zweieinhalb Stunden arbeiten, kehre ich in die warme Redaktionsstube zurück. Der intensive Rauchgeschmack wird mich noch lange begleiten, dennoch habe ich eine Mischung aus Mitleid und Bewunderung für die Familie Buser. Denn während ich diese Zeilen tippe, weiss ich, dass sie ganze zwölf Stunden draussen im Einsatz stehen.