Im Bücheldorf ist es still
09.08.2024 ZunzgenAlte Schulglocken werden saniert
Damit die Glocken im Turm des alten Schulhauses die Gemeinde Zunzgen auch in Zukunft mit ihrem Geläut beschallen können, werden sie saniert. Nach der Auffrischung sollen sie Ende Oktober wieder erklingen.
Sander van ...
Alte Schulglocken werden saniert
Damit die Glocken im Turm des alten Schulhauses die Gemeinde Zunzgen auch in Zukunft mit ihrem Geläut beschallen können, werden sie saniert. Nach der Auffrischung sollen sie Ende Oktober wieder erklingen.
Sander van Riemsdijk
Der Glockenturm in Zunzgen mit seinen zwei kleineren und einer grösseren Glocke auf dem ehemaligen Schulhaus gibt der Bevölkerung des Bücheldorfs täglich die zeitliche Orientierung. Die Glocken läuten zu jeder Viertelstunde, auf Wunsch auch bei Beerdigungen. Und früher hatten die Glocken einen wichtigen Platz im Leben der Schülerinnen und Schüler inne.
«Trotz der veränderten Nutzung sind sie für Zunzgen ein historisches und kulturelles Erbe», sagt Gemeinderat Pascal Eberle. Als identitätsstiftende Symbole seien sie nicht wegzudenken. «Es war schon lange der Wunsch der Bevölkerung, dass die Glocken nicht stillgelegt werden, sondern erhalten bleiben. Auch weil Zunzgen keine eigene Kirche hat», so Eberle weiter.
Die Glocken erinnern so manchen Einwohner an längst vergangene Tage. Wie den 85-jährigen Walter Hammer: «Ich erinnere mich noch gut, dass in den 1950er-Jahren jeweils ein Schüler aus der Klasse von Lehrer Tschudin am Seil der grossen Glocke ziehen durfte. Daran konnten wir uns orientieren.» Doch mit dem Geläut ist vorerst Schluss.
80 000 Franken eingeplant
Bei einer Routinekontrolle war im vergangenen Jahr festgestellt worden, dass sowohl die Tragkonstruktion, als auch die Glocken mit ihren Klöppeln sowie die elektrische Installation dringend einer gründlichen Sanierung unterzogen werden müssen. An der Gemeindeversammlung vom vergangenen Dezember wurde für diese Sanierung ein Investitionskredit von 80 000 Franken gutgeheissen. Mit der Arbeit beauftragt wurde die Glocken- und Kunstgiesserei H. Rüetschi AG aus Aarau, ein Spezialunternehmen und nationales Kompetenzzentrum für die Renovation von Glocken.
Während die Glocken im Turm geblieben sind, wurden die Klöppel, die Aufhängungen und die Antriebstechnik ausgebaut. «Ein technisch schwieriges und anspruchsvolles Unterfangen», sagt Christian Thesen von der Firma Rüetschi AG. «Es ist im Glockentürmchen unheimlich eng.»
Bei der Sanierung der Glocken ist festgestellt worden, dass das jeweilige Joch – der Tragbalken, an dem die Glocke hängt und schwingt – ersetzt werden muss. Ebenso deren Klöppel, und zwar so, dass diese die Glocken nachher so wenig wie möglich beanspruchen. Zudem wird die etwa 40-jährige Antriebstechnik erneuert und den heute gültigen Normen angepasst. «Glocken sind zwar für die Ewigkeit», sagt Christian Thesen, «als Musikinstrument sind sie aber sensibel.»
Arbeiten dauern länger
Der Glockenturm bleibt so, wie er ist; «lediglich» die stark beanspruchten Bauteile werden bearbeitet, so Christian Thesen: «Das sollte dann für die kommenden 50 Jahre reichen.»
Zuerst wurde mit einer Sanierungszeit bis Mitte September gerechnet. Diese kann jedoch nicht eingehalten werden. Dies, weil die Aufhängungen wider Erwarten restauriert werden müssen. «Das kostet Zeit – wie auch die Ausrichtung jeder Glocke, damit sie wieder präzise im Joch hängt», so Thesen. Aus diesem Grund muss mit dem Abschluss der Arbeiten Ende Oktober gerechnet werden. So lange werden die Glocken in Zunzgen stumm und die Uhren auf 12 Uhr stehen bleiben.
520 Kilogramm schwer
svr. Der Glockenturm auf dem alten Schulhaus in Zunzgen besteht aus drei Glocken: zwei kleineren mit Jahrgang 1830, die in Basel von der Firma Schnegg gegossen wurden, und einer grösseren, Jahrgang 1928, mit einem Durchmesser von 750 Millimetern. Die drei Glocken sind aus Bronze und haben ein Gesamtgewicht von rund 520 Kilogramm.