«Ich möchte den Landrat nicht schwächen»
05.09.2024 BaselbietSissacher glp-Landrätin Sabine Bucher wurde am Hirn operiert
Die glp-Landrätin Sabine Bucher kann nach einer Gehirnoperation bis Ende Jahr nicht am Parlamentsbetrieb teilnehmen. Dies gab Fraktionschef Manuel Ballmer während der Debatte über die Stellvertreterregelung ...
Sissacher glp-Landrätin Sabine Bucher wurde am Hirn operiert
Die glp-Landrätin Sabine Bucher kann nach einer Gehirnoperation bis Ende Jahr nicht am Parlamentsbetrieb teilnehmen. Dies gab Fraktionschef Manuel Ballmer während der Debatte über die Stellvertreterregelung im Landrat bekannt. Die «Volksstimme» hat die Sissacherin zu Rücktrittsgedanken und Pflichtbewusstsein befragt.
Christian Horisberger
Frau Bucher, wie geht es Ihnen – und Ihrer Familie?
Sabine Bucher: Anfangs war es ein grosser Schock, denn die Diagnose kam völlig unerwartet. Aber es geht uns grundsätzlich gut. Der Tumor konnte grösstenteils operativ entfernt werden. Er war gutartig, aber mit einigen Nerven verwachsen. Diese wurden bei der Operation verletzt. Darum habe ich momentan kein Gefühl im rechten Fuss. Dank Reha und Physiotherapie habe ich gelernt, damit umzugehen und den Fuss so zu trainieren und zu stimulieren, dass das Gefühl hoffentlich wieder zurückkommt, was aber Jahre dauern kann. Die Behandlung ist noch nicht abgeschlossen. Es stehen noch weitere Termine im Unispital an und ich bin aktuell noch krankgeschrieben.
Herr Ballmer sagte in der Landratsdebatte über eine Stellvertreterinnen-Regelung im Landrat, dass Sie sich aufgrund Ihrer Erkrankung über einen Rücktritt Gedanken gemacht hätten. Warum das?
Ich möchte den Landrat nicht schwächen, indem ich einen Sitz blockiere, wenn ich über längere Zeit nicht an den Sitzungen teilnehmen und nicht mitabstimmen kann. Wir Grünliberalen wurden von mehr als 8 Prozent der Wählerinnen und Wähler gewählt. Da sind wir mit nur 6 Stimmen im 90-köpfigen Parlament bereits untervertreten. Wenn zusätzlich jemand von uns längerfristig fehlt, wird die politische Haltung unserer Bevölkerung noch schlechter abgebildet.
Wofür haben Sie sich entschieden?
Das sind erst Gedanken. Für Entscheidungen ist es noch zu früh. Diese sind auch vom Behandlungs- und Genesungsverlauf, dem künftigen Fokus auf meine weiteren Tätigkeiten sowie Gesprächen innerhalb der glp abhängig.
Bitte nehmen Sie mir die Frage nicht übel. Es scheint, als hätte die glp in der Debatte um die Stellvertreterregelung versucht, Profit aus Ihrer Erkrankung zu schlagen.
Die Idee, meine aktuelle Lage im Landrat zu thematisieren, kam von mir. Bei den Überlegungen, wie es weitergehen soll, bedauerte ich, dass der Kanton Baselland noch keine Stellvertretungsregelung kennt. Denn so hätte ich bis Ende Jahr pausieren können und Zeit gehabt, mich zu erholen, ohne dass währenddessen eine grünliberale Stimme fehlt. Dass das Thema dann gleich an der ersten Landratssitzung nach den Ferien behandelt wurde, war ein grosser Zufall. Deshalb habe ich unseren Fraktionspräsidenten Manuel Ballmer gebeten, mein Statement im Landrat vorzulesen, wofür ich ihm danke. Ich wollte mit diesem Statement aufzeigen, dass dies jeden von uns – auch völlig unerwartet – treffen und in welchem Dilemma man dadurch stecken kann. Es ist nämlich schwierig, wenn man sich eigentlich schonen sollte, aber sich gleichzeitig seinem Amt verpflichtet fühlt. Da hilft übrigens auch die neue Bundeslösung den jungen Müttern nicht. Im Gegenteil: Die Erwartung, dass sie ihre Babys schon kurz nach der Geburt abgegeben, um wieder ins Parlament zu gehen, ist dadurch eher gewachsen und der sinnvolle Schutz von Mutter und Kind geht verloren.
In Rothenfluh hat sich Ihr Vorgänger, Bruno Heinzelmann, bereit erklärt, während Ihres Ausfalls in der Gemeindeverwaltung in die Bresche zu springen. Das dürfte einigen Druck von Ihnen genommen haben.
Genau so ist es. In der Geschäftswelt ist es üblich, dass Personen, die ausfallen, vertreten werden. In kleinen Gemeinden kann sich dies jedoch schwierig gestalten. Wir haben in Rothenfluh ein grosses Glück und sind sehr dankbar, dass der frisch pensionierte Gemeindeverwalter Bruno Heinzelmann eingesprungen ist. Als ehemalige Gemeindepräsidentin weiss ich, wie wichtig eine funktionierende Verwaltung ist. Deshalb bin ich sehr froh, dass so schnell eine Lösung gefunden werden konnte. So musste ich mir zumindest darüber vorerst keine Gedanken machen.
Das Interview wurde schriftlich geführt.