«Ich habe mich nie als Altlast gefühlt»
26.07.2024 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Hölstein, Bezirk SissachMartin Bader geht nach 45 Jahren bei der Wisler Holzbau AG in Pension
Langjährige Mitarbeiter wie Martin Bader sind ein Markenzeichen der Wisler Holzbau AG in Hölstein. Der 63-Jährige war mehr als vier Jahrzehnte im Unternehmen tätig. Ein Rückblick auf ein ...
Martin Bader geht nach 45 Jahren bei der Wisler Holzbau AG in Pension
Langjährige Mitarbeiter wie Martin Bader sind ein Markenzeichen der Wisler Holzbau AG in Hölstein. Der 63-Jährige war mehr als vier Jahrzehnte im Unternehmen tätig. Ein Rückblick auf ein reiches Berufsleben im Wandel der Zeit.
Elmar Gächter
«Das ist die schnellste Aufstiegsmöglichkeit in einem Betrieb, eine Treppe nach der anderen», sagt Martin Bader beim Gang in die oberste Etage des alten Firmengebäudes und lacht. Gerne steht er dort Red und Antwort, um auf seine langjährige Mitarbeit im Familienunternehmen Wisler Holzbau AG in Hölstein zurückzublicken. Eine Führungsfunktion hat er nie gesucht, das Handwerkliche stand für ihn stets an vorderster Stelle, vor allem das Arbeiten mit Holz. Dies war bereits in seiner Schulzeit so, als er aus alten Möbeln die eine und andere Bleibe für seine Kaninchen herstellte. «Holz ist eine warme und angenehme Materie», sagt der Liedertswiler, und so war es für ihn naheliegend, den Beruf als Schreiner – genauer Bauschreiner – zu erlernen.
Martin Bader spricht von einer guten Lehrzeit, in die er 1977 bei einem der ältesten holzverarbeitenden Unternehmen im Tal gestartet ist. Er erwähnt den ausgezeichneten Zusammenhalt zwischen allen Mitarbeitenden samt den Vorgesetzten. «Ich war von Anfang an akzeptiert, auch von den älteren Angestellten. Es wurde zwar klar gesagt, was Sache ist, aber nicht in einem rauen Ton, sondern auf einem angenehmen persönlichen Level», blickt er zurück.
Nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung wäre er gerne im Lehrbetrieb geblieben. Nur machte ihm die Firma zunächst kein Angebot. «Der Seniorchef, nicht wissend, dass ich mich bereits für einen anderen Arbeitgeber entschieden hatte, kam ein paar Tage zu spät mit seinem Angebot. Aber er verstand meinen Entscheid, auch wenn Fachkräfte in der damaligen Zeit so gesucht waren wie heute.»
Zwei Jahre später lockte ihn die Möglichkeit, als Verantwortlicher für die Sägerei tätig zu sein und damit wieder den Duft des Holzes in der Nase zu haben, erneut nach Hölstein. Sieben Jahre lang schnitt er Balken für den Zimmereibereich und vor allem auch Buchenstämme zu jenen Wäscheklammern, welche die Firma Wisler als «Klämmerlifabrik» bekannt machten. Als der Grossverteiler Coop als Hauptabnehmer ausgestiegen und die Sägerei nicht mehr ausgelastet war, verlegte sich die Tätigkeit von Martin Bader in die Zimmerei. «Ich konnte mit dem Herstellen von Holztreppen und Dachfenstern sowie mit dem Isolieren von Häusern wertvolle Erfahrungen sammeln, die ich als Schreiner nicht hätte machen können», so Bader. Es folgte die Zeit auf Montage, bei der einzelne Mitarbeitende seiner Verantwortung zugeteilt wurden. Die letzten Jahre waren eine Rückkehr zu seinem Lehrberuf, unter anderem beim Herstellen von Fenstern und Türen.
Familiäres Umfeld
Was bewegt jemanden, 45 Jahre dem gleichen Arbeitgeber die Treue zu halten? «Ich schätze das familiäre Umfeld bei Wisler. Es ist nichts Abgehobenes. Wenn man Probleme hat, kann man sie jederzeit mit den Chefs besprechen», sagt Bader. Ihm war es auch immer wichtig, selbstständig zu sein: «Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass man mir jeden Tag sagt, was ich zu tun habe.»
Als Mitarbeiter habe man bei der Wisler Holzbau AG ein Programm vor Augen und für jeden Tag ein klares Ziel. Als ebenso wichtig bezeichnet er die gute Kollegialität, die nicht zuletzt bei einem gemeinsamen Feierabendbier, am Firmenausflug oder am Grillabend, bei dem der Chef höchstpersönlich am Grill stehe, zum Ausdruck komme.
Die Zeit sei im Nu verflogen. Das Berufsleben habe sich dabei generell verändert, es sei alles viel intensiver und schneller geworden. Zudem arbeite man heute in der Branche vor allem mit Halbprodukten. «Dazu kamen immer wieder neue Generationen von Maschinen und Geräten.» Die Arbeit mit der neuen grossen CNC-Maschine sei allerdings nicht seine Sache. Er finde sie zwar sehr interessant, aber mit dem Schreinerhandwerk habe dies nicht mehr viel zu tun. Dass auch sein Beruf Unfallrisiken birgt, wurde ihm bewusst, als ihm beim Sägen eines Stammes das Fussgelenk brach und die Bänder rissen, was ihn für ein halbes Jahr beruflich ausser Gefecht setzte.
«Wissen, wo man hingehört»
«Ich hatte nie das Bedürfnis, irgendwo anders zu arbeiten. Es gab auch Angebote von anderen Arbeitgebern, die ich jedoch stets negativ beantwortet habe. Man muss wissen, wo man hingehört», ist Martin Bader überzeugt.
Zu den Highlights seiner langjährigen Tätigkeit zählt er die Feedbacks der Kundschaft, wenn sie sich noch nach Jahrzehnten erinnerte, welch gute Arbeit geleistet worden war. Etwas vom Wesentlichsten sei ohnehin die Kundenzufriedenheit. Würde er, stünde er nochmals vor der Berufsund Firmenwahl, sich wieder gleich entscheiden? «Ja, ich denke, dass ich es richtig gemacht habe. Meine Erfahrungen wurden geschätzt und ich habe mich auch nach vielen Jahren im gleichen Betrieb nie als Altlast gefühlt», sagt Bader.
Zur Person
emg. Der 63-jährige Martin Bader tritt Anfang August seine vorzeitige Pensionierung an. Er ist als Nesthäkchen mit seinen beiden älteren Schwestern im ehemaligen Restaurant «Schwyzerhüsli» in Liedertswil aufgewachsen und hat 1977 die Lehre als Bauschreiner in der Firma Wisler in Hölstein absolviert. Nach einem zweijährigen Abstecher kehrte er in seine Lehrfirma zurück. Mit seiner Lebenspartnerin wohnt er in seinem Elternhaus, das er nach und nach umgebaut und mit Wohnungen erweitert hat. Er war von 1984 bis 1996 Gemeinderat auf dem Tschoppenhof und ist seit 17 Jahren passionierter Jäger. Er freut sich vor allem auf die grosse Freiheit und wird auch immer wieder beim Wandern im Tirol oder Südtirol anzutreffen sein.