«Ich empfehle, möglichst viele Schnupperlehren zu absolvieren»
03.07.2025 Schweiz, BaselbietFlorence Brenzikofer setzt sich für die Stärkung der Berufsbildung ein In einer gemeinsamen Aktion mit anderen Parlamentarierinnen und Parlamentariern hat Nationalrätin Florence Brenzikofer (Grüne) einen Vorstoss eingereicht, um die Berufslehre zu fördern. Im Interview erläutert die Oltingerin die Gründe dafür.
Janis Erne
Frau Brenzikofer, was hat Sie dazu bewogen, den Vorstoss einzureichen?
Florence Brenzikofer: Der Vorstoss wurde von Vertreterinnen und Vertretern aller Parteien gleichlautend eingereicht. In Abstimmung mit den Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt sollen Massnahmen ergriffen werden und gesetzliche Vorgaben verankert werden, um die Ausbildungsqualität in den Ausbildungsbetrieben zu steigern. Die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sind diesbezüglich zentrale Akteure und tragen massgeblich zur Qualität der Ausbildung und somit zu einem erfolgreichen Lehrabschluss bei.
Sie sagen Bund, Kantone und Unternehmen sind gemeinsam gefordert, die Berufsbildung zu stärken.
Genau, denn die duale Berufsbildung steht vor grossen Herausforderungen. Branchenübergreifend werden pro Jahr durchschnittlich rund 25 Prozent der Lehrverträge aufgelöst und viele Lernende bestehen das Qualifikationsverfahren nur knapp, wobei die Gründe vielfältig sind. Zudem entscheiden sich immer mehr Jugendliche für eine allgemeinbildende Schule. Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt, das ist ein Problem.
Ein Fokus soll auf die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner gelegt werden. Weshalb?
Praxisbildende leisten beim Übergang zwischen Schule und Arbeitswelt einen enorm wichtigen Beitrag. Diesem Übergang kommt eine Schlüsselstelle zu. Jugendliche sollen auf diesem Weg eng von den Lehrbetrieben begleitet werden, um die neuen Herausforderungen und Schwierigkeiten bestmöglichst zu meistern. Denn die Jugendlichen sind heute beim Eintritt in die Berufslehre noch sehr jung, also häufig jünger als 16 Jahre.
Als langjährige Sekundarlehrerin: Was raten Sie Eltern und Jugendlichen bei der Berufswahl?
Viele Jugendliche sind nach neun Jahren Volksschule schulmüde. Ich empfehle daher allen Schülerinnen und Schülern, auch des Niveaus P, während der Berufswahl möglichst viele Schnupperlehren in verschiedenen Betrieben zu absolvieren. Als Mutter von drei Kindern habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Wahl fürs Gymnasium häufig einfacher fällt und der Entscheid zur Berufslehre mit viel Aufwand verbunden ist und Mut abverlangt. Deshalb meine Empfehlung an Jugendliche und Eltern: Seien Sie mutig! Denn unser duales Bildungssystem bietet enorm viel und ist einzigartig.
Der Vorstoss «Stärkung der Berufsbildung und Bekämpfung des Fachkräftemangels», den Florence Brenzikofer im Nationalrat eingreicht hat, kann wie folgt eingesehen werden: www.parlament.ch > Schnellzugriff > Ratsmitglieder > Florence Brenzikofer