Lange Schlange beim Möbelverkauf aus dem Regierungsgebäude
Am vergangenen Donnerstag verkaufte der Kanton ausgediente Stühle, Sofas und Tische aus dem Landratssaal und aus Sitzungszimmern des Regierungsgebäudes. Die Ersten kamen bereits neun Stunden vor ...
Lange Schlange beim Möbelverkauf aus dem Regierungsgebäude
Am vergangenen Donnerstag verkaufte der Kanton ausgediente Stühle, Sofas und Tische aus dem Landratssaal und aus Sitzungszimmern des Regierungsgebäudes. Die Ersten kamen bereits neun Stunden vor Türöffnung.
Tobias Gfeller
Längst nicht alle werden an diesem Donnerstagabend, als ausgediente Möbel des Regierungsgebäudes verkauft wurden, so zufrieden nach Hause gegangen sein. Die Nachfrage war weit grösser als das Angebot. Nic Kaufmann, Zweiter Landschreiber des Kantons Baselland, rechnete mit vielen Menschen, aber dass gleich so viele kommen werden, das habe er nicht erwartet: «Es unterstreicht auch die Verbundenheit mit dem Kanton und der Politik.»
Verkaufsleiter Berardino Barbati, der jeweils auch die Auktionen des Kantons leitet, machte noch vor der Türöffnung klar, dass jede und jeder nur zwei Möbelstücke nehmen dürfe. Mehr hätte auch niemand tragen können. Der Verkauf der Stühle im einstigen Landratsprovisorium glich teilweise einem Black-Friday-Verkauf mit horrenden Rabatten. Wer etwas ergattert hatte, musste aufmerksam sein, damit die wertvollen Stücke nicht wegkommen. 20 Franken kosteten zum Beispiel die Designerstühle, auf denen Mitglieder des Regierungsrats und des Landrats während Jahren die Geschicke des Baselbiets leiteten. «Gute Qualität zu attraktiven Preisen», begründeten mehrere Personen ihr Interesse. Begehrt waren die Stücke insbesondere bei jungen Erwachsenen. In dieser Generation sind alte Designermöbel bekanntermassen ein «Renner».
Von den Jungen, die occasion kaufen, könne man noch etwas lernen, meinten Esther und Werner Ruesch aus Gelterkinden, die für die Schwiegertochter aus Langnau zwei Stühle kaufen wollten. «In unserer Generation musste alles noch neu sein», erinnerte sich Esther Ruesch. Gut eine Stunde vor Türöffnung stellten sie sich in die Schlange. Ein Erlebnis sei es gewesen, verrieten sie kurz vor Verkaufsstart. «Wir kamen mit vielen Menschen ins Gespräch. Wir sind noch nie für irgendetwas so lange angestanden.» Für das Ehepaar Ruesch ist die Herkunft der Möbelstücke etwas Besonderes. «30 Jahre lang haben wir beim Bezirksgericht Liestal gearbeitet. Die Verbindung zum Kanton und zum Staat allgemein ist natürlich gross.»
Besondere Möbel, günstige Preise
Wenige Minuten später stehen Esther und Werner Ruesch bereits in der Schlange vor der Kasse. Bezahlt wird nur bar. «Keine Karten, kein Twint», stellte Berardino Barbati klar. Während sich die Ersten schon auf den Heimweg machen konnten, liessen die Sicherheitsleute nach und nach grössere Personengruppen ins Gebäude. Zu viele auf einmal sollten es nicht sein, erklärte Nic Kaufmann.
In der ersten Reihe stand schon früh am Vormittag Tilmann Ziegler aus Basel. Für ihn hatte die Herkunft der Möbel keine Bedeutung. «Es sind besondere Möbel zu günstigen Preisen. Wer einst darauf gesessen hat, spielt für mich keine Rolle.» Im Gegensatz zum Ehepaar Ruesch hatte Tilmann Ziegler am Grossaufmarsch keine Freude. «Natürlich wäre ich lieber alleine hier», witzelte er, bevor er zielstrebig in den Saal eilte.