Humorvoll und melancholisch
08.10.2024 HemmikenMit ihrem aktuellen Bühnenprogramm «Chröt im Haber & Chrähien im Chorn» waren der Oberbaselbieter Sänger Florian Schneider sowie die Musiker Adam Taubitz und Roman Bislin in Hemmiken zu Gast. Sie sorgten für einen unterhaltsamen Abend.
...Mit ihrem aktuellen Bühnenprogramm «Chröt im Haber & Chrähien im Chorn» waren der Oberbaselbieter Sänger Florian Schneider sowie die Musiker Adam Taubitz und Roman Bislin in Hemmiken zu Gast. Sie sorgten für einen unterhaltsamen Abend.
Barbara Saladin
Die Alte Turnhalle von Hemmiken war gut gefüllt, als am vergangenen Freitag der Eptinger Liedermacher Florian Schneider mit seinen beiden Musikern ein Konzert gab. Unterwegs waren die drei mit dem Programm «Chröt im Haber & Chrähien im Chorn», mit dem sie seit letztem Jahr erfolgreich durch die Region touren und dabei bewusst auch kleine Dörfer auf dem Land besuchen, in denen kulturelle Anlässe dieser Art sonst eher selten sind.
Der Auftritt ging auf eine private Initiative der beiden Hemmiker Einwohner Sylvia und Heinz Recher zurück, die Schneider persönlich kennen und die Veranstaltung organisierten. Um den Anlass in der Alten Turnhalle möglich zu machen, konnten sie auf den Goodwill der Gemeinde und ein grosses Helferteam zählen, vom Bühnenbau bis zur Bewirtung. «Äs chunnt mir vor, halb Hämmike sig do», sagte Florian Schneider zur Begrüssung. Das kam vielleicht nicht ganz hin, aber ein beträchtlicher Prozentsatz war es dennoch – und das mitten in den Herbstferien.
Während des Auftritts präsentierte Schneider sowohl Lieder als auch Texte in Oberbaselbieter Mundart. Begleitet wurde er, wie bereits seit Jahren, von den beiden hochprofessionellen Musikern Adam Taubitz (Geige) und Roman Bislin (Piano). Auf die «Schangsongs» folgten immer wieder Geschichten, was für spritzige und kurzweilige Abwechslung sorgte. Egal, ob es bei den Erzählungen um Schangi vom Unteren Biel ging, der Mäuse mit Karbid fängt, um eine Anwältin mit einem Spleen für Antiquitäten («eine Mischung zwischen Gundel Gaukeley und Fräulein Rottenmeier») oder um einen teuren und ungewollt langen Aufenthalt in einem Spital in Übersee – mit allem wusste Schneider das Publikum bestens zu unterhalten. Er ändere die erzählten Geschichten praktisch bei jedem Gastspiel, erklärte er später.
Kein Konzert wie das andere
Auch was das Musikalische anging: Das Improvisationstalent und die Spielfreude der Musiker war gut zu spüren; den drei Männern auf der Bühne sah man ihren Spass an, und die Musik sprühte förmlich vor Lebendigkeit. Etwas, das Schneider im Nachgang des Konzerts bestätigte: «Wir spielen musikalisch nie einfach runter, was wir vorbereitet haben, sondern lassen es immer fliessen – hier ein Solo mehr, da eine neue Variante der Melodie, einfach wie es grad kommt, mit vollem Risiko», erklärte er. «Jeder Abend soll so sein, als spielten wir alles zum ersten Mal. So halten wir unsere Arbeit immer frisch und lebendig.»
Neben den eher lauten, lustigen, herben und derben Tönen und Texten versteht der Liedermacher sich auch auf die leisen, nachdenklichen, melancholischen: «Auf der Welt ist weiss Gott nicht alles nur ‹Juppelihäi›», sagte er. So etwa wurde es totenstill, als er von jungen Migranten in Mittelamerika berichtete, die auf dem Weg der gestorbenen Träume Richtung Norden unterwegs sind, und alle in der Alten Turnhalle von Hemmiken wussten: Das kann nicht gut ausgehen.
Der Abend selber ging aber gut aus: Der Besuch von Florian Schneider und seinen beiden Musikern war eine schöne und geschätzte kulturelle Abwechslung, die einmal mehr aufzeigte, dass es solche Veranstaltungen und regionale Kultur braucht – auch und gerade auf dem Land.