Hochwasser schutz als Knacknuss
16.02.2024 Ziefen, Gemeinden, Bezirk Liestal, ZiefenNächster Info-Anlass über Ortskerngestaltung im April
Der Hochwasserschutz bereitet bei der Ziefner Ortskerngestaltung Kopfzerbrechen. Die Gemeindebehörden wollen die Bevölkerung Mitte April über die weiteren Schritte informieren. Eine Veranstaltung zu den ...
Nächster Info-Anlass über Ortskerngestaltung im April
Der Hochwasserschutz bereitet bei der Ziefner Ortskerngestaltung Kopfzerbrechen. Die Gemeindebehörden wollen die Bevölkerung Mitte April über die weiteren Schritte informieren. Eine Veranstaltung zu den Hochwasserschutzmassnahmen folgt allerdings erst im Spätsommer.
André Frauchiger
Die Gemeinde Ziefen, ein «Bachzeilendorf», ist entschlossen, die Lösungen für eine sorgfältige Sanierung und Aufwertung des historischen Dorfkerns raschmöglichst zu erarbeiten und umzusetzen. Der heutige Zustand mit den unter Denkmalschutz stehenden, aber weitgehend unbewohnten, verlotterten alten Häusern – eingeklemmt zwischen Hauptstrasse und dem Bach Hintere Frenke – soll wesentlich verbessert werden. Dies im Zusammenhang mit der anstehenden Sanierung der Hauptstrasse durch den Kanton.
In einem vom Ziefner Gemeinderat im Mai 2022 genehmigten Grundlagenpapier für das Entwicklungskonzept Ortskerngestaltung wird dazu festgehalten, dass der «Zugang zum Bachraum sichtbarer, erlebbarer und zugänglicher gemacht» werden müsse. Eine Renaturierung sei in allen Abschnitten anzustreben, und intakte Bereiche müssten erhalten werden.
Breit abgestützte Arbeiten
Die Zusammenstellung des auf der Website der Gemeinde nachzulesenden Grundlagenpapiers basiert auf dem Leitbild der Gemeinde Ziefen, den Projektideen dreier beauftragter Architekturbüros, den Rückmeldungen aus der Bevölkerung und den Auswertungsergebnissen der gemeindeeigenen Kommission Ortskernentwicklung. Gemeindepräsidentin Cornelia Rudin und der für das Entwicklungskonzept federführende Gemeinderat Lukas Geering unterstreichen gegenüber der «Volksstimme» erneut die Wichtigkeit der auch politisch möglichst breit abgestützten Planung für das historisch wertvolle Dorfzentrum und dessen Belebung.
Dem Gemeinderat war aber bereits vor zwei Jahren bewusst, dass dem Hochwasserschutz eine «zentrale Bedeutung» zukommt, wie im Grundlagenpapier unterstrichen wird.Allgemein hielt der Gemeinderat fest: «Der Gewässerraum, die Gewässerbaulinie und die Uferschutzzone sind entsprechend anzupassen/zu ändern, sodass bestehende Bausubstanzen renoviert, ausgebaut und genutzt werden können.» Denn: «Das Bachzeilendorf soll weiter leben – und bewohnt werden können.»
Ungebrochener Elan
Gemeindepräsidentin Cornelia Rudin und Gemeinderat Lukas Geering unterstreichen die gute Zusammenarbeit, insbesondere mit dem für die Hauptstrasse und die Hintere Frenke zuständigen kantonalen Tiefbauamt. Der Elan in den zuständigen Gremien wie dem Gemeinderat und der zehnköpfigen Kommission Ortskernentwicklung sei ungebrochen. Optimismus sei angebracht – auch wenn es durchaus auch kritische Stimmen im Dorf gebe. Lägen die entscheidenden Grundlagen bezüglich Gestaltung, Strassenbau und Hochwasserschutz vor, würden diese vom Gemeinderat so rasch wie möglich der Gemeindeversammlung unterbreitet.
Um die Bevölkerung über den aktuellen Stand der Arbeiten zu informieren, ist vom Gemeinderat ein öffentlicher Informationsanlass für Mitte April dieses Jahres vorgesehen, an den auch die Medien eingeladen werden sollen. Die Einladung zur Veranstaltung soll Ende Februar im Mitteilungsblatt der Gemeinde erfolgen. Dabei soll generell über den Stand der Arbeiten zur Ortskerngestaltung orientiert werden. Diese Veranstaltung soll es der Bevölkerung auch ermöglichen, noch Meinungen und Ideen einzubringen. Auf Wunsch des kantonalen Tiefbauamts soll ein weiterer Informationsanlass spezifisch über den Hochwasserschutz und den Strassenbau aber erst im Spätsommer durchgeführt werden, «damit der Bevölkerung ein vollständig ausgearbeitetes und umfassendes Konzept zum Strassen- und Wasserbau vorgestellt werden kann», wie Andrea Tschopp, Kommunikationsleiterin der Bau- und Umweltschutzdirektion Baselland (BUD), gegenüber der «Volksstimme» erklärt.
Cornelia Rudin und Lukas Geering erklären beide, dass der Vorschlag eines der drei Architekturbüros, die Hauptstrasse im Kernbereich mit einem Bypass auf den Platz beim alten Schulhaus (heute Gemeindehaus) und das Werkhof-Gelände zu verlegen, längst ad acta gelegt worden sei. Die Hauptstrasse bleibe auf der ganzen Länge definitiv am bisherigen Ort. Geprüft würden nun mögliche grössere Fussgängerbereiche oder gar Trottoirs und auch Begrünungen im Interesse einer grösseren Wohnlichkeit beidseits der Strasse. Die Einführung von Tempo 30 im Ortskern werde, so die Gemeindepräsidentin, gemäss heutigem Stand der Dinge nicht in Betracht gezogen.
Die Idee, die alten Häuser zwischen Hauptstrasse und Dorfbach auch zum Wohnen zu sanieren und auf der Bachseite mit Terrassen zu öffnen, setzt eine entsprechende Sanierung des Bachufers mit geeignetem Hochwasserschutz voraus. Darüber sind sich die Gemeinde und das zuständige Tiefbauamt Baselland (TBA) grundsätzlich einig, wie auch der kantonale Leiter des Geschäftsbereichs Wasserbau im TBA, Jonas Woermann, gegenüber der «Volksstimme» bestätigt.
Ergebnisse bis im Sommer
Jonas Woermann äussert Verständnis für die Gemeinde Ziefen, die in der Ortskerngestaltung vorwärtsmachen wolle. Doch auch wenn die Abklärung zur hydrologischen Situation in Ziefen bereits vorliege, benötige seine Abteilung für die weiteren Abklärungen noch etwas Zeit – es reiche nicht bis Mitte April. Bis zum Sommer sollen aber die gesamten Ergebnisse definitiv vorliegen, die in das Verkehrs-, Betriebs- und Gestaltungskonzept einfliessen, wie von BUD-Seite versichert wird.
Sollten die Uferböschungen aus Hochwasserschutzgründen umfassend neu gebaut werden müssen, sei mit jahrelangen Bauarbeiten zu rechnen, wie die gemachten Erfahrungen zum Beispiel in Reigoldswil zeigten. Könne hingegen zum Beispiel mit einem Rückhaltebecken zwischen Reigoldswil und Ziefen dem Hochwasserschutz Genüge getan werden und die Bachufer im Dorf blieben weitgehend unverändert, werde es wesentlich schneller gehen, erläutert Woermann.