«Hitze und Trockenheit sind Dauerstress»
03.07.2025 BaselbietDas Amt für Wald untersucht, welche Bäume Schwäche zeigen
sep. Seit einigen Jahren erforschen die Experten des Amts für Wald und Wild beider Basel die Auswirkungen der Sommertrockenheit mittels Multispektralaufnahmen verschiedener Baselbieter Waldflächen. Anhand des Bildmaterials wird sichtbar, welche Bäume aktiv Fotosynthese betreiben und welche nicht, das heisst, dass sie in einem Stresszustand verharren. «Wir haben festgestellt, dass es grosse Unterschiede gibt im Sommer», sagt der zuständige Luzius Fischer. Mittelfristig sollen die Drohnenaufnahmen eine frühzeitig Erkennung der gestressten Bäume ermöglichen – und die These bestätigen, dass sie in den kommenden Jahren absterben werden.
Die Multispektralkamera erfasst dabei den sogenannten NDVI-Wert – einen international verwendeten Vegetations-Index (Normalized Difference Vegetation Index), der misst, wie viel Licht die Blätter reflektieren: Gesunde Blätter mit aktiver Fotosynthese reflektieren infrarotes Licht stark, rotes Licht aber kaum. Gestresste oder kranke Bäume zeigen ein anderes Reflexionsmuster. «Das Material wird durch Farbsignale gezeigt, und wir haben Klassierungen erstellt, mit denen man auf der Karte erkennt, welcher Baum wie aktiv ist», erklärt Fischer.
Die Waldexperten beobachten verschiedene Standorte mit guten oder schlechten Bedingungen für das Baumwachstum. In der Hard bei Muttenz, die von Natur aus mit kieshaltigen Böden extrem trocken ist, stellten sie fest, dass Bäume entlang der Wasserkanäle der Trinkwasseraufbereitung noch an Wasser kommen und somit länger Fotosynthese betreiben können (siehe Bild).
Das Amt sammelt seit 2018 Datenmaterial – mit einem Jahr Unterbruch 2024 wegen technischer Probleme mit der Drohne. «Die Sommer 2018 bis 2022 brachten Dauerstress», so Fischer. Besonders der Hitzesommer 2018 war ein erster Schock für unsere Waldbäume.
Das Tückische: «Die Trockenheit trifft gesunde Bäume, die ein bis zwei Jahre nach dem Stress im Sommer absterben können.» Zuerst sterben die oberen Kronenteile ab, dann stirbt der ganze Baum: Sind die Bäume durch diese Trockenheit stark geschädigt, haben Pilze und Schädlinge leichtes Spiel. Besonders betroffen sind Buchen «im besten Alter» zwischen 120 und 140 Jahren – dabei könnten sie problemlos noch weitere 100 Jahre stehen: In der Natur werden Buchen laut Fischer gut 300 Jahre alt. Im bewirtschafteten Wald werden sie meist mit etwa 120 Jahren geerntet. Zwei Drittel der Bäume im Kanton sind Buchen. «Der Wald im Baselbiet ist leicht überaltert, deswegen haben wir zusätzlich ein erhöhtes Risiko, da ältere Bäume deutlich anfälliger sind als junge», sagt Fischer. Das Amt für Wald und Wild beider Basel hofft, künftig für den ganzen Kanton Aussagen über das Absterberisiko machen zu können, um dadurch eine bessere Planung in der Bewirtschaftung und somit in der Erhaltung der Waldfunktionen zu ermöglichen. Dabei werden Fischer und seine Kollegen von der ETH Zürich unterstützt.