Hinter der Bühne mit «Gotthard»
24.09.2024 BaselbietZum 40-Jahre-Jubiläum des Schupfart Festivals steht die Rockband «Gotthard» einmal mehr auf der grossen Konzertbühne des gleichnamigen Flugplatzes. Bassist Marc Lynn gibt einen Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen.
Ira May
Als ...
Zum 40-Jahre-Jubiläum des Schupfart Festivals steht die Rockband «Gotthard» einmal mehr auf der grossen Konzertbühne des gleichnamigen Flugplatzes. Bassist Marc Lynn gibt einen Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen.
Ira May
Als die Mitglieder von «Pegasus» die Bühne betreten, tummeln sich im Backstage-Bereich jede Menge Menschen und es herrscht eine entspannte Stimmung. Caroline Ruflin hilft bereits das zweite Jahr im Künstlerbereich mit und bestätigt das: «Am Anfang war ich doch etwas nervös. Man weiss nie, was kommt und wie diese Stars drauf sind, wenn sie hier ankommen. Aber bis jetzt waren alle super entspannt und sehr zuvorkommend», erzählt sie.
Und da kommt auch schon «Gotthard»-Bassist Marc Lynn um die Ecke und plaudert in einer Halle umgeben von Flugzeugen etwas aus dem Nähkästchen.
Zum Beispiel, was auf dem Backstage-Rider nicht fehlen darf. «Für mich Gummibärchen. Nach dem Gig mögen wir es, wenn eine kalte Platte bereitsteht für Crew und Band und am liebsten wenig Bier, dafür etwas Frisches, Lokales. Das ist gerade in Deutschland immer lässig.»
Das Ritual
Sänger Nic Maeder brauche natürlich Dinge für seine Stimme, etwa Ingwer und Tee. «Wir trinken nie vor dem Gig, aber danach darf auch eine Flasche Jack Daniels dastehen und etwas Rotwein», erzählt Lynn. Ganz wichtig: Wenn die Band am Morgen ankomme, dürfe die Kaffeemaschine nicht fehlen.
«Gotthard» hat einen ganz klaren Ablauf, bevor sie auf der Bühne abrocken, als wären die Musiker eben erst 20 geworden: Eine Stunde vor der Show ziehen sie sich zusammen in einen Raum zurück und spielen sich ein. Eine halbe Stunde vor Beginn gehen sie noch einmal alle wichtigen Punkte durch und schmeissen sich dann in Rockmanier in Schale. Darauf folgt ein «Mini-Schötli» Whisky, sie legen die Hände aufeinander und rufen ein «Oi» in die Runde. Eigentlich ist es kein «Oi», sondern vier Mal hintereinander «F***!», soll heissen: «Wir lassen jetzt alles hinter uns. Ab diesem Moment gibt es nur die Bühne, die Musik und das Publikum.»
«Wir haben es immer genossen, in gutem Ambiente tolle Menschen kennenzulernen und ein gutes Bier zu trinken. Wenn du deinen Job gut machst, siehst du lachende und strahlende Gesichter. Strahlende Menschen sind schöne Menschen, und darum geht es.» Ob in einer kleinen Bar oder einem grossen Stadion – die Leute kommen, um eine gute Zeit zu haben und die Band zu sehen. Das nehmen sie sehr ernst und das sei die Essenz ihres Schaffens.
Lynn erinnert sich an bereits vergangene Backstage-Bereiche: «Es ist schon länger her, da war dieser Bereich in einer sehr alten Turnhalle mit einer Art Kirchturm. Nach dem Gig waren wir in dieser Garderobe und unser Tour-Manager hat gesagt, er würde uns abholen, sobald es weiter geht», erzählt der Bass-Gitarrist. Plötzlich rief der Hauswart in die Halle, ob noch jemand da sei. Alle waren sie zu perplex gewesen, um zu antworten, und einen kurzen Moment später gingen die Lichter aus. Da wussten sie, jetzt würde es eng werden.
Die Handys hatten damals noch keine Taschenlampen, so mussten sie sich um drei Uhr morgens durch diese dunkle Halle tasten, deren Fenster mit Gittern versehen waren, und hatten irgendwann eine Türe gefunden, die sie aufschieben und wieder schliessen konnten, ohne dass ein Alarm losgegangen ist.
Wiederholungstäter
Die Schweizer Rockband ist seit Jahren dabei in Schupfart und hat das Festival wachsen sehen. Lynn: «Es ist, als würde man eine kleine Band begleiten, die immer grösser wird. Jetzt hat das Festival seit Längerem eine stattliche Grösse, und zum Jubiläum packen wir natürlich ein spezielles Programm aus und nehmen die Leute mit.»
Ob «Gotthard» in zehn Jahren noch auf der Bühne sein werden, steht in den Sternen. Ein paar Punkte müssten dafür erfüllt sein, sagt Lynn. «Solange die Gesundheit, die Lust an der Sache und die Qualität der Musik gegeben sind, könnte das durchaus der Fall sein. Aber man sollte wissen, wenn der Tag gekommen ist, um aufzuhören. Sonst wird es peinlich.» Er selber werde realisieren, wenn der Moment da sei, sich von der Bühne zu verabschieden, sagt Marc Lynn bestimmt.
An diesem Abend lockte es die legendäre Band aber noch auf die Bühne, und sie liessen es ordentlich krachen.