Grosser Felssturz in der Steinzeit
08.07.2025 Region«Volksstimme»-Sommerserie Teil 3 – Fulnau, Seewen
Dass dort, wo es Berge gibt, auch Bergstürze geschehen können, liegt auf der Hand. Dass man auch im Juragebirge einen solchen besichtigen kann, ist allerdings vielen nicht bekannt. Man findet ihn bei Seewen. Die ...
«Volksstimme»-Sommerserie Teil 3 – Fulnau, Seewen
Dass dort, wo es Berge gibt, auch Bergstürze geschehen können, liegt auf der Hand. Dass man auch im Juragebirge einen solchen besichtigen kann, ist allerdings vielen nicht bekannt. Man findet ihn bei Seewen. Die Spuren der steinzeitlichen Naturkatastrophe sind immer noch sichtbar.
Barbara Saladin
Ein bisschen sieht es aus, als hätte ein Riese die Felsblöcke, die zwischen Seewen und Grellingen im Wald liegen, in einem Wutanfall wild durcheinandergeworfen. Hier wachsen Moos und Farn, Bäume haben ihre Wurzeln um grosse Steine geschlossen und Efeu wuchert. Es ist ein ungezähmter Ort und er würde eine gute Kulisse für einen Film abgeben, in dem Trolle oder sonstige Erdgeister die Hauptrolle übernehmen.
Fulnau, wie der Ort heisst, wird dominiert von eindrücklicher Natur und wurde durch eine Naturkatastrophe geschaffen. Sie geschah vor rund 13 000 Jahren, noch in der Steinzeit.
Damals ereignete sich an dieser Stelle ein grosser Felssturz: Eine Felsmasse von mehreren Millionen Kubikmetern Kalkgestein rutschte auf einer tonigen Mergelschicht ab und stürzte ins Pelzmühletal. So staute sich der Bach auf, der durch das enge Tal führte, und liess einen See entstehen.
Dieser See, den die Menschen während Jahrhunderten trockenzulegen versuchten, bis sie es im 20. Jahrhundert schliesslich definitiv schafften, gab dem Dorf Seewen übrigens seinen Namen. (Der heute noch oberhalb von Seewen zu besichtigende Baslerweiher ist ein anderer Fall. Er wurde 1870 künstlich angelegt und versorgte die Stadt Basel jahrzehntelang mit Wasser.)
«Schlössli» gibt Rätsel auf
Zurück zum Bergsturzgebiet: Noch heute zeugen die herumliegenden Felsen von der Naturgewalt vor Tausenden von Jahren. Neben dem See bildete das heruntergestürzte Gestein unter anderem einen sogenannten Felsgarten, in dem im 12. Jahrhundert eine Burg errichtet wurde. Ein schmaler Felsspalt führt zur ehemaligen Burgstelle des «Schlössli» Steinegg, von dem man lange nur vermutete, dass es existiert hatte. 2015 konnten Grabungen seine Existenz belegen.
Wem das «Schlössli» einst gehörte, ist nicht ganz klar: Infrage kommt das Adelsgeschlecht der Ramsteiner. Auch der Niedergang des einstigen Adelssitzes bleibt im Dunkeln und dürfte nach etwa 200 bis 300 Jahren eingetreten sein. Vielleicht sind politische oder wirtschaftliche Gründe verantwortlich dafür, vielleicht raffte die Pest die Bewohner dahin. Vielleicht war es aber auch so, wie es in einer Sage heisst, nämlich, dass ein weiterer Bergsturz die Rittersfamilie in die Tiefe riss. Fulnau hat ja Erfahrung damit.
Das Bergsturzgebiet Fulnau befindet sich westlich von Seewen, die Kantonsstrasse nach Grellingen führt mitten hindurch. Nächste ÖV-Haltestelle: Seewen, Seetalhöhe (Postauto 116).
50 Freizeit-Tipps
vs. Im April 2025 ist der Reiseführer «Hügel, Täler und alte Gemäuer» der Baselbieter Autorin Barbara Saladin erschienen. Das Buch nimmt die Leserinnen und Leser mit auf hohe Hügel, in lauschige Täler und in alte Städtchen der Region Basel. Er zeigt faszinierende, geschichtsträchtige und verwunschene Orte – seien sie bekannt oder Geheimtipps. Er ist nicht nur ein Ratgeber für schöne und spannende Stunden in der Natur und mit der Kultur unserer Region, sondern erzählt auch die Geschichte und Geschichten der Orte und legt Hintergründe und Zusammenhänge dar. Die ansprechenden Fotos machen Lust, die Perlen vor der eigenen Haustür selber (neu) zu entdecken. Die «Volksstimme» zeigt als Sommerserie fünf ausserhalb des «Volksstimme»-Gebiets liegende Orte der 50 Ausflüge und Entdeckungen, die in «Hügel, Täler und alte Gemäuer» vorgestellt werden.
Barbara Saladin: Hügel, Täler und alte Gemäuer. Friedrich Reinhardt Verlag, 2025. 240 durchgehend farbig bebilderte Seiten. Erhältlich im Buchhandel.
ISBN 978-3-7245-2757-2.