Grosser Bahnhof in Liestal und Basel
07.12.2023 BaselbietSchweizer Politprominenz feiert Eric Nussbaumer und Eva Herzog
Am Montag ist Eric Nussbaumer (SP) zum Nationalratspräsidenten gewählt worden, seine Parteikollegin Eva Herzog zur Ständeratspräsidentin. Gestern wurde das Ereignis in Liestal und Basel ausgiebig ...
Schweizer Politprominenz feiert Eric Nussbaumer und Eva Herzog
Am Montag ist Eric Nussbaumer (SP) zum Nationalratspräsidenten gewählt worden, seine Parteikollegin Eva Herzog zur Ständeratspräsidentin. Gestern wurde das Ereignis in Liestal und Basel ausgiebig gefeiert.
David Thommen
Dass gleich beide Präsidien der eidgenössischen Räte in der Hand der beiden Basel sind, ist in der Geschichte des Bundesstaats noch nie vorgekommen. Die aussergewöhnliche Konstellation wurde gestern von der eidgenössischen und regionalen «Classe politique» nacheinander in beiden Hauptstädten gefeiert – mit Umzügen, jeweils einem Bevölkerungsapéro und je einem Festakt. Dazwischen gab es eine Schifffahrt auf dem Rhein und am Abend waren einige Hundert Gäste in der St. Jakobshalle zum Bankett eingeladen.
Beide Basel hatten für diese grosse Party knapp eine halbe Million Franken gesprochen, was vorab bei bürgerlichen Politikerinnen und Politikern auf Unverständnis stiess («dreist und dekadent»). So liess etwa die Baselbieter SVP verlauten, dass auf die Teilnahme am teuren Bankett für zwei Sozialdemokraten verzichtet werde. SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger, wie Nussbaumer in Liestal wohnhaft, nahm an den Programmpunkten in Liestal noch teil, meldete sich dann aber zur Arbeit in ihrem Malereibetrieb ab.
Gestartet wurde mit den Feierlichkeiten am späten Morgen am Bahnhof in Liestal, wo der Extrazug mit viel Politprominenz aus Bundesbern eintraf. Es folgte ein von der Stadtmusik Liestal angeführter Umzug ins «Stedtli», wo ein Bevölkerungsempfang arrangiert war. Volksfeststimmung mochte angesichts des nasskalten Wetters allerdings nicht aufkommen; strahlend war an diesem Morgen einzig Nussbaumers Lachen. Besonders freute er sich über ein Geschenk der Stadt Liestal: Er erhielt als dauerhaftes Andenken an diesen Tag einen jungen Nussbaum, den er in Liestal pflanzen werde, wie der Beschenkte sagte.
Gemäss dem offiziellen Programm gab es während des ganzen Tags nicht weniger als 18 Ansprachen und Grussbotschaften. Beim offiziellen Festakt in der Liestaler Stadtkirche ergriff neben Nationalratspräsident Nussbaumer auch die Baselbieter Regierungspräsidentin Monica Gschwind sowie Bundesrat Albert Rösti das Wort. Nussbaumer äusserte sich dankbar, dass er seine Politkarriere mit dem Nationalratspräsidium krönen darf und gab bekannt: «Grenzen überschreiten, Horizont erweitern – dies ist mein Jahresmotto.» Gschwind zeigte sich stolz, dass die beiden Basel nun in den Räten den Ton angeben dürfen und liess nicht unerwähnt, dass auch Eva Herzog Baselbieter Wurzeln hat. Rösti würdigte in einer launigen Rede Nussbaumers langes politisches Wirken als «Knochenarbeit». Launig war die Rede deshalb, weil der SVP-Mann fortlaufend angebliche (tatsächlich aber nicht vorhandene) politische Übereinstimmungen mit dem Baselbieter Sozialdemokraten konstruierte. Er erwähnte auch die Zeiten, als er sich in Sachen Energiepolitik stets mit Nussbaumer duellierte, so etwa in der «Arena». Rösti räumte ein, manchmal auch den Kürzeren gezogen zu haben.
Nussbaumer und Herzog standen an diesem Tag zweifellos im Zentrum, aber auch andere traten bei diesem Fest ins Ramenplicht – vor allem der Bundesratskandidat und Basler Regierungspräsident Beat Jans, der gleich zwei Reden hielt und sich so den anwesenden National- und Ständeräten – also dem Wahlkörper – bekannter machen konnte. Gegenkandidat Jon Pult musste sich damit begnügen, den individuellen Kontakt zu suchen. Ebenfalls zugegen war der ausgeschiedene SP-Kandidat und Ständerat Daniel Jositsch, was einige der vielen anwesenden Journalisten zu überraschen schien und zur Frage verleitete, ob Jositsch seine Ambitionen vielleicht doch noch nicht ganz begraben habe …