Verein zeigt historische Maschinen im Einsatz
Die Getreideernte, vor Jahrzehnten eine anstrengende, arbeitsintensive und schweisstreibende Arbeit, hat sich im Zuge der Mechanisierung gründlich verändert. Wie einst die wogenden Weizenfelder zu Stoppelfeldern wurden, zeigte in ...
Verein zeigt historische Maschinen im Einsatz
Die Getreideernte, vor Jahrzehnten eine anstrengende, arbeitsintensive und schweisstreibende Arbeit, hat sich im Zuge der Mechanisierung gründlich verändert. Wie einst die wogenden Weizenfelder zu Stoppelfeldern wurden, zeigte in Wenslingen ein Ernteeinsatz mit historischer Maschine.
Otto Graf
Auch in Wenslingen ist die Getreideernte im Gang – aber nicht nur mittels der heute gebräuchlichen Mähdrescher, sondern auch mit dem Bindemäher. Wie es in der Nachkriegszeit auf den Weizenfeldern zuging, demonstrierte der Verein der Freunde alter Landmaschinen Nordwestschweiz (Falnove) vor wenigen Tagen auf einem Weizenfeld vor vielen Schaulustigen. Auch der 101-jährige Ruedi Ritter, der die Mechanisierung der Ernte als Bauer über Jahrzehnte aktiv miterlebt und vor etwa 65 Jahren als Pionier in Wenslingen den ersten Mähdrescher eingesetzt hat, verfolgte den historischen Ernteakt vor Ort.
Wie es damals auf den Feldern zuging, zeigte der Hemmiker Bauer Ruedi Thommen mit seinem Rapid Spezial, Jahrgang 1958. Gemächlichen Schrittes schneidet er die Halme, die dann die Maschine als Garben gebündelt links auswirft. Ganz reibungslos verläuft der Einsatz nicht. Der dicht stehende Weizen verursacht in der Eingrasvorrichtung eine Störung, die jedoch vor Ort rasch behoben werden kann.
Thommen nützt nur die halbe Schnittbreite seines Gefährts aus. Das hat seinen Grund, wie Andreas Gass, Präsident von Falnove, erklärt. Heute bringe man auf der gleichen Fläche wesentlich mehr Saatgut aus als früher. Um die betagte Maschine nicht zu überlasten, müsse deswegen die Schnittbreite reduziert werden, was wiederum den Zeitaufwand für das Abernten erhöht. Pro Stunde, schätzt Gass, könnten auf diese Art etwa 20 Aren abgeerntet werden. Zum Vergleich: Ein moderner Mähdrescher leistet heute locker das Zehnfache.
Fleissige Hände stellen dann mit den Garben die Puppen. Denn die Körner müssen trocken sein, wenn die Ähren später gedroschen werden. In der Mitte steht eine Garbe, drum herum und oben angelehnt vier weitere Garben als Stützen. Um das Gebilde stabiler zu machen, wird die Puppe zusätzlich mit einem Garbenhälsig gesichert. Damit die Ähren nicht nass werden, wird obendrauf eine weitere, aufgefächerte Garbe gelegt.
Buben richteten Puppen auf
«Die Ähren auf dem Deckel müssen auf die Wetterseite ausgerichtet sein», mahnt ein Helfer. Ältere Anwesende erinnern sich, dass sie als Buben oft mithelfen mussten, die bei einem Gewitter umgekippten Puppen wieder aufzurichten. Sind die Ähren trocken, wozu es ein paar Tage Sonnenschein braucht, verfrachtet der Verein die Garben nach Bennwil.
Denn dort steigt am 24. August das Drescherfest, an dem Spreu und Weizen mit historischem Gerät getrennt werden. Gleichzeitig findet dort das interkantonale Traktoren-Treffen statt.