Landwirte leiden unter dem nassen Wetter
mef. Die «Bauernzeitung» berichtete am Wochenende online über eine «katastrophale» Gerstenernte, was angesichts des nassen Wetters keine Überraschung sei. Das bestätigt Marc Brodbeck, ...
Landwirte leiden unter dem nassen Wetter
mef. Die «Bauernzeitung» berichtete am Wochenende online über eine «katastrophale» Gerstenernte, was angesichts des nassen Wetters keine Überraschung sei. Das bestätigt Marc Brodbeck, Präsident des Bauernverbands beider Basel: Nebst der Gerstenernte sei vor allem die Weizenernte im Baselbiet besonders schlecht angelaufen: «Normalerweise haben die Bäuerinnen und Bauern Erträge von zwischen 50 und 90 Kilogramm pro Are. Dieses Jahr sind es zwischen 20 und 50», so Brodbeck.
Der Ertrag sei dieses Jahr gewichtsmässig so tief, weil die Mehlkörper nicht richtig ausgereift seien. Grund dafür sind die starken Regenfälle der vergangenen Monate und das Ausbleiben der Sonnentage. Ausserdem: «Die Bauern konnten nicht mit den Maschinen auf den Feldern arbeiten, weil der Boden nie abtrocknen konnte. Ein oder zwei sonnige Tage machen da keinen Unterschied.»
Aufgrund der mangelnden Qualität des Getreides konnten einige Posten nicht verkauft werden und wanderten in den Futtermittelkanal. Die Weizenernte hat jedoch erst angefangen – es lässt sich noch kein abschliessendes Fazit ziehen. «Einige Bauern hatten besonders grosses Pech. Ihre Ernte war wegen der Nässe mit Mykotoxinen – giftigen Stoffwechelprodukten von Pilzen – kontaminiert und musste in der Biogasanlage entsorgt werden», sagt Brodbeck. Die Ernte fällt buchstäblich ins Wasser.
Krieg hinterlässt Spuren
Die Stimmung sei unter den Landwirten alles andere als entspannt. Ein zweites so ertragsschwaches Jahr wäre für manche Bauern kaum zu verkraften, so der Verbandspräsident. Zwar sei das Baselbiet mit nur etwas mehr als 2 Prozent der nationalen Getreidefläche ein kleiner Getreidekanton, aber auch hier müssten die Rechnungen bezahlt werden. «Von 5 eingenommenen Franken stammen 4 aus der Produktion», erklärt Brodbeck. Fehlt dieses Geld, wird es schwierig.
Ist die Ernte einmal angelaufen, müsse man das nehmen, was einem gegeben wird. «Wir haben in der Schweiz einen Selbstversorgungsgrad von 50 Prozent beim Futtergetriede. Mehr Importe sind kaum möglich», erklärt Brodbeck. Einige andere europäische Länder litten ebenfalls unter der anhaltenden Nässe, weltweit sei die Wetterlage besorgniserregend.
Auch der Angriffskrieg von Russland auf das Getreideland Ukraine bereitet dem Präsidenten des Bauernverbands Sorgen: «Ich will nicht alles schwarz malen, aber ich mache mir Sorgen.» Einige Länder haben ihre Exporte bereits reduziert oder ganz eingestellt, um die eigene Versorgung zu sichern. Geerntet werde nur einmal im Jahr, zaubern könnten die Bäuerinnen und Bauern nicht, so Brodbeck.