Fussballbegeisterte zieht es wieder an die Public Viewings
Mit einem Sieg gegen Ungarn startete die Schweiz am Samstag in die Fussball-EM. Die Fussballfans an den Public Viewings waren entsprechend gut gelaunt. So auch in Sissach.
Sander van Riemsdijk
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Fussballbegeisterte zieht es wieder an die Public Viewings
Mit einem Sieg gegen Ungarn startete die Schweiz am Samstag in die Fussball-EM. Die Fussballfans an den Public Viewings waren entsprechend gut gelaunt. So auch in Sissach.
Sander van Riemsdijk
Alleine Fussball auf dem heimischen Sofa schauen mit dem Kühlschrank in Griffweite? Kann durchaus toll sein. Aber Fussball beim Public Viewing vor einer Grossleinwand mit vielen anderen Sportbegeisterten geniessen ist auch nicht zu unterschätzen. Dies dürften sich zwischen 100 und 120 Sportbegeisterte gedacht haben, die sich am Samstagnachmittag fürs erste Schweizer EM-Spiel gegen Ungarn im Sissacher «Joker» an der Bahnhofstrasse eingefunden haben. Denn auch das Wetter spielte mit.
Aber nicht nur. «Hier draussen ist doch mit den vielen Leuten mehr los als zu Hause», findet Sina aus Tenniken, die zusammen mit ihrem Freund Dominik nach Sissach gekommen ist. Der fügt zustimmend an: «Ich schaue auch lieber zusammen mit den Kollegen Fussball auf einer Grossleinwand als zu Hause alleine vor dem Fernseher.»
Mindestens Viertelfinal
Nach etwa 13 Minuten der erste grosse Aufschrei an diesem Nachmittag. «Gooool» für die Schweiz. Jubel. Mann und Frau fallen sich vor Freude in die Arme. Die bis dahin gedämpfte Stimmung explodiert. Es gibt mehr Regung, wie sich dies Sina gewünscht hat. Die Schweizer Nationalmannschaft dominiert das Spiel. Fabian aus Basel meint euphorisch, dass die Nationalmannschaft dank Trainer Murat Yakin und ihrem Tempofussball bis in den Halbfinal kommt. Kann man so sehen. Fernsehkommentator Sascha Ruefer ist aus dem Häuschen, Sarah aus Muttenz sowieso. «Die Nati hat mindestens den Viertelfinal verdient, sie hat sich schwer verbessert.» Kurz vor Ende der ersten Halbzeit wieder ein kollektiver Aufschrei: Die Schweizer Nati belohnt sich mit einem zweiten Goal. Dann ist Pause. Alle atmen zuerst einmal durch. Wer Fussball spielt oder gespielt hat, weiss, dass eine 2:0-Führung toxisch sein kann.
Beim Public Viewing im «Joker» tragen nur wenige Besucherinnen und Besucher das Trikot der Schweizer Nationalmannschaft. Auch keine weissen Kreuze auf rotem Grund auf Wangen, keine Mützen und Fähnchen.
In der zweiten Halbzeit blicken die Fans der «Nati» weiterhin gebannt auf die Grossleinwand und müssen zusehen, wie die Ungarn den Anschlusstreffer erzielen. Dieser Zwischenstand ist definitiv der Stimmung unter den Fans nicht zuträglich und hinterlässt zuerst einmal tiefe Spuren. Niemand spricht, nur Joel aus Sissach sagt: «Frankreich wird Europameister», und nippt an seinem exotisch-grünen Getränk. «Sie haben die beste Mannschaft und eine technisch vollkommene Spielart.»
Derweil setzt die Schweizer Nationalmannschaft den Ungarn zu wenig zu und wird nun in die Defensive gedrängt. «Es ist noch lange nicht ausgestanden», befürchtet Peter aus Diegten.
Die Dämme brechen
Der Fernsehkommentator lobt die Disziplin bei den Eidgenossen. Weiterhin sehr diszipliniert verläuft es auch in der Public-Viewing-Zone. Es ist mucksmäusestill, die Anspannung ist fast unerträglich. Paralysiert starren die Fans auf die Grossleinwand. Dann brechen die Dämme. Joker Breel Embolo lupft den Ball kurz vor Schluss zum entscheidenden 3:1 ins ungarische Tor.
Benny aus Basel lässt sich davon nicht sonderlich beeindrucken: «Zwischen den drei Mannschaften Frankreich, England und Deutschland wird die Europameisterschaft entschieden», orakelt er. Die Nationalmannschaft hat er trotz der guten Leistung nicht auf seinem Radar. «Wir werden ja sehen», sagt er.
Selbstredend beim Public Viewing.