Geklautes E-Bike auf der Reise nach Afrika
14.10.2025 Bezirk LiestalTracking-App half nicht, Peter Schweizers gestohlenes Velo wiederzubeschaffen
Am vergangenen Dienstag wurde Peter Schweizers E-Bike in Liestal gestohlen. Seit Freitag befindet es sich in Algerien. Dank eines im Velo versteckten Trackers konnte er nachverfolgen, wohin es die Diebe gebracht ...
Tracking-App half nicht, Peter Schweizers gestohlenes Velo wiederzubeschaffen
Am vergangenen Dienstag wurde Peter Schweizers E-Bike in Liestal gestohlen. Seit Freitag befindet es sich in Algerien. Dank eines im Velo versteckten Trackers konnte er nachverfolgen, wohin es die Diebe gebracht haben. Mehr hat ihm das Gerät trotz der Unterstützung der Polizei nicht genützt.
Christian Horisberger
Aus der Sicht der Diebe hat alles gepasst: Ein hochwertiges E-Mountainbike steht ohne Schloss und unbeaufsichtigt im Veloständer vor einem Laden an einer viel befahrenen Strasse. Für Peter Schweizer, den rechtmässigen Eigentümer des Velos, ist es eine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle. Nach Bike-Ferien im Tessin habe er das Velo gewartet und gereinigt und vergessen, anschliessend das Drahtschloss wieder um die Sattelstütze zu wickeln, sagt der 66-Jährige, als er der «Volksstimme» von einer abenteuerlichen Velo-Verfolgungsjagd berichtet.
Es passierte am Dienstag vergangener Woche. Schweizer fuhr mit dem E-Bike von Niederdorf, wo er lebt, nach Liestal zu seiner Mutter und besorgte für sie im nahen Denner an der Rosenstrasse Milch. In 99 von 100 Fällen schliesse er das Velo ab und höchstens fünf Minuten sei er im Laden gewesen, versichert er. Als nach dem Einkauf das Velo samt Navigationsgerät, Helm und Sportbrille verschwunden war, habe er an einen Streich gedacht. Bald aber war ihm klar: Es wurde geklaut.
Ganz auf dem linken Fuss erwischte es den pensionierten Chef einer Liestaler Autogarage und ambitionierten Hobby-Velofahrer nicht. Als er vor zwei Jahren das 8700 Franken teure, vollgefederte Flyer Uproc 6 8.7 gekauft hatte, versah er es mit einem Signalgeber, mit dem er sein Bike nach einem Diebstahl würde lokalisieren können. Diesen Tracker habe er gut versteckt eingebaut.
Die Tracking-App auf seinem Handy zeigte Schweizer nach dem Diebstahl an, dass sich das E-Bike an der Industriestrasse in Liestal befindet. Er ging zur Polizei. Diese habe dem Diebstahl sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, berichtet der Niederdörfer. Die weiteren Signale vom Velo hätten darauf hingedeutet, dass sich das Velo im Zug in Richtung Basel befindet. Die Polizei schickte Patrouillen zum Bahnhof Frenkendorf und nach Muttenz. Doch hielten die Polizisten aber vergeblich Ausschau nach dem auffälligen, goldgelben Velo. Desgleichen am Bahnhof Basel, wo das Velo als Nächstes lokalisiert wurde.
Das Problem: Der «AirTag»-Tracker von Apple ist nicht direkt mit dem Handynetz oder Satellit verbunden, sondern übermittelt seinen Standort über Bluetooth via Apple-Geräte in dessen Nähe. Dies führt zu verzögerten Meldungen: Die Polizei war immer einen Schritt zu spät und das blieb sie auch, nachdem das Velo in Kleinhüningen aus dem Land geschafft wurde.
Via Italien nach Tunesien
In der Folge erhielt Peter Schweizer weitere Meldungen aus St. Louis und von Mulhouse. Die Baselbieter Polizei verständigte die französischen Kollegen, mit denen Schweizer über mehrere Stunden direkt per Whatsapp-Chat Kontakt hielt und die Bewegungen des Trackers weitergab. Der zuständige französische Polizist wiederum hielt den Velobesitzer auf dem Laufenden: «Wir sind in der Nachbarschaft und untersuchen», meldete er am späten Dienstagabend aus Mulhouse. Gefunden wurde das Bike aber nicht. Und als, mutmasste der Franzose, dass das Velo auf dem Weg in den Maghreb sein dürfte. Er sollte recht behalten.
Das Tracker-Signal wurde am nächsten Morgen am Autobahnzoll im Tessin aufgefangen und im Verlauf des Tages in der Nähe von Mailand und am Mittelmeerhafen von Civitavecchia. Am Donnerstagabend befand sich das Bike bereits in Tunis. Den letzten Kontakt mit seinem Velo hatte Schweizer am Freitag um 8.23 Uhr. Es befand sich in der algerischen Grenzstadt Souarekh, 1176 Kilometer von Liestal entfernt.
Die italienischen Behörden wurden von der Baselbieter Polizei nicht verständigt. Dies sei mit einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden, wurde Schweizer eröffnet. Dafür habe er Verständnis. Hinzu komme: «An einem Hafen steht nicht nur ein Lieferwagen, sondern Hunderte.»
Schweizer hing an diesem Velo. Umso mehr hat er sich über seine eigene Nachlässigkeit geärgert und fühlte sich während der Jagd zunehmend hilflos. Immerhin sei das Velo versichert gewesen. Jedoch kostete ihn das fehlende Schloss 20 Prozent des Schadenersatzes. Der Tracker sei von der Versicherung zwar gelobt, aber nicht honoriert worden.
Wenn er sich für ein neues eigenes Velo entschieden hat, werde er es wiederum mit einem Tracking-System ausstatten, dann aber mit einem, das ans Mobilfunknetz gekoppelt ist, sagt der Hobby-Biker. Und das Veloschloss dürfte er nie wieder daheim liegen lassen.