Gefahren von KI und Datenverbreitung

  16.12.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Bezirk Sissach, Sissach

vs. Am Donnerstag, 18. Dezember, diskutiert Ueli Mäder im «Cheesmeyer» in Sissach mit dem Hirnforscher John-Dylan Haynes und der Juristin Danielle Kaufmann über Künstliche Intelligenz (KI), Daten- und Umweltschutz.

Unser Gehirn hat laut Haynes «einen komplexen Bauplan mit mehr als 86 Milliarden Nervenzellen, die Informationen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit verarbeiten». Alle Prozesse zu messen, sei unmöglich. Aber «ein mosaikartiges Bild, wie unser Gehirn funktioniert», lasse sich schon skizzieren.

Menschen sind fähig, so Haynes, «komplexe Muster zu erkennen». Diese Sensibilität habe jedoch ihren Preis. So könnten wir etwa «am Sternenhimmel einen grossen Wagen entdecken, wo keiner ist». Jedenfalls sei es schwierig, eigene Projektionen zu durchschauen. Und Täuschungen führten «zu immer mehr Irrationalität in unserer Welt». Die Hirnforschung zeige indes, «wie eng unser Denken, Erleben und Fühlen mit der stofflichen Natur verbunden ist». Sie fördere zudem «das Verständnis von Erkrankungen des Nervensystems».

Die KI habe «eine enorme Fähigkeit, menschliche Denkprozesse zu imitieren, auch wenn in einem Chatbot kein denkendes Wesen steckt», so Haynes. Ihre Chancen würden allerdings über- und die Gefahren unterschätzt. Höchst problematisch sei, Systeme in die Welt zu setzen, «die wir selber gar nicht mehr in ihrem Wirkhorizont verstehen». Sie könnten uns «wie eine transformative Lawine überrollen».

Neuere Computertechnik übertrumpfe unsere Leistungen in verschiedenen Bereichen. Davon zeugten etwa Taschenrechner oder Schachspielcomputer. Brisant ist laut Haynes das Nachbilden komplexer Denkprozesse in unfassbarer Geschwindigkeit. Menschen seien indes soziale Wesen. Emotionale Intelligenz fördere unsere Interaktionen und hoffentlich auch Demut. Hinzu kämen ethische Fragen. Über sie müssten wir uns verständigen. Zum Beispiel über den Umgang mit Hirndaten. So weit der Neurowissenschaftler und Psychologe Haynes. Er forschte am Max-Planck-Institut und ist Professor an der Humboldt-Universität in Berlin.

Gefahr von Social Media und KI

«Datenschutz heisst Schutz der Person, deren Daten bearbeitet werden», hält Danielle Kaufmann fest, die Datenschutz-Beauftragte des Kantons Basel-Stadt. Es gehe darum, die Persönlichkeit und Grundrechte der Menschen zu schützen. Gesetze regelten daher das Recht von uns Menschen, «selbst zu bestimmen, was mit unseren Daten gemacht werden darf». Die technologische Entwicklung sei jedoch extrem schnell und habe, wie die KI, einen unbändigen Datenhunger.

«Ich befürchte aktuell am meisten, dass wir als Gesellschaft und Individuen hier gar nicht mehr mithalten können, weder vom Tempo noch vom Verständnis her», so Kaufmann. Unsere Daten würden jetzt schon umfassend von Tech-Firmen und der Forschung genutzt, «ob wir das wollen oder nicht».

Den einen sei auch «völlig egal, was mit ihren Daten passiert», so Kaufmann. Einige seien sogar überzeugt, «dass es Sinn macht, wenn ihre Daten genutzt werden». Andere forderten «digitale Unversehrtheit» ein und meinten damit etwa «das Recht auf ein Offline-Leben, auf Nicht-Überwachung oder darauf, vergessen zu werden».

Verstehen zu wollen, wie Menschen ticken, kann Danielle Kaufmann «sehr gut nachvollziehen». Grundrechtlich zählten aber Gedanken und Gefühle zum innersten Kern unserer Würde, die unantastbar zu schützen sei. Die Hirnforschung dürfe keine Türen öffnen, um Menschen zu manipulieren. Und diese Gefahr bestehe besonders bei sozialen Medien und der KI. Wichtig seien gesellschaftliche Debatten über digitale Integrität und darüber, was sinnvoll ist, ohne sich von technologischen Entwicklungen steuern zu lassen. Das gelte auch beim Datenschutz im Umweltschutz.

Gesprächsreihe mit John-Dylan Haynes und Daniella Kaufmann, moderiert von Ueli Mäder, Musik von Lukas Rickli,
Donnerstag, 18. Dezember, 19 Uhr,
«Cheesmeyer», Sissach.


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