Für Familien ist Basel zu teuer
27.11.2025 RegionWer Kinder hat, weicht über kurz oder lang ins Baselbiet aus
Die Basler Kantonalbank legt eine Studie zur Wohnsituation in der Region Basel vor. Dabei treten frappante Unterschiede zwischen Stadt und Land zutage: Basel hat einen hohen Anteil an Singles. Junge Familien hingegen ziehen ...
Wer Kinder hat, weicht über kurz oder lang ins Baselbiet aus
Die Basler Kantonalbank legt eine Studie zur Wohnsituation in der Region Basel vor. Dabei treten frappante Unterschiede zwischen Stadt und Land zutage: Basel hat einen hohen Anteil an Singles. Junge Familien hingegen ziehen wegen der hohen Wohnungspreise ins Baselbiet.
tho./sda. In Basel bestehen 49 Prozent aller Haushalte aus Einzelpersonen. Hoch ist der Anteil der Single-Haushalte auch in Birsfelden mit 46 Prozent, während der kantonale Durchschnitt im Baselbiet bei nur 31 Prozent liegt, wie eine Studie der Basler Kantonalbank (BKB) zeigt.
Als Grund für die vielen Einpersonen-Haushalte in der Stadt Basel nennt die Studie die «fortschreitende Urbanisierung» sowie die Alterung, verstärkt durch eine Abwanderung von Familien mit Kindern. Dies führe zu einer zunehmenden Ungleichverteilung der Haushaltsstrukturen in der Nordwestschweiz, wie es in der Studie heisst.
Sehr hoch ist der Anteil an Single-Haushalten – neben Basel (knapp 49 Prozent) – auch in Birsfelden (46,2 Prozent) und in Augst (42,9 Prozent). Der städtische Trend zeigt sich etwas abgeschwächt auch in der Baselbieter Hauptstadt Liestal mit 37,5 Prozent Singlewohnungen. Auffällig viele Einpersonenhaushalte gibt es vereinzelt auch im ländlichen Oberbaselbiet – so in Waldenburg (41,7 Prozent), Liedertswil (41,1 Prozent) oder Langenbruck (39,6 Prozent). Im Bezirkshauptort Sissach sind es knapp 36 Prozent und in Gelterkinden 33,5 Prozent.
Anteilsmässig am wenigsten Single-Haushalte in der Region gibt es in Pfeffingen mit 22,2 Prozent, gefolgt von Kilchberg und Ramlinsburg. In den beiden Oberbaselbieter Dörfern liegt der Anteil ebenfalls unter 23 Prozent.
Die Stadt zieht vor allem junge Menschen an. Der Anteil der unter 30-Jährigen in Basel liegt bei rund 25 Prozent. Verstärkt wird dies durch die internationale Zuwanderung. Dabei handelt es sich vor allem um junge Erwachsene.
Demgegenüber steigt der Anteil von Menschen über 65 in der übrigen Nordwestschweiz mit etwas mehr als 140 untersuchten Gemeinden aus den Kantonen Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn kontinuierlich. Im Baselbiet liegt der Anteil der Menschen über 65 Jahren bei 23 Prozent und damit deutlich über dem Anteil der unter 20-Jährigen (19 Prozent). Bis ins Jahr 2040 dürfte der Anteil der mehr als 65-Jährigen im Baselbiet bereits knapp 30 Prozent ausmachen. Im Laufental sei diese Marke bereits heute teilweise erreicht, so die Studie. Im Oberbaselbiet weist Rünenberg mit 29,4 Prozent den höchsten Anteil von Pensionierten in der Einwohnerschaft auf. Auch in Seltisberg sind knapp 29 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner älter als 65 Jahre. Im oberen Kantonsteil liegt der Anteil der Pensionierten in Diepflingen mit nur 16,9 Prozent am niedrigsten, gefolgt von Rümlingen (17,3 Prozent).
Insgesamt werden im Baselbiet in den nächsten Jahren deutlich mehr Personen pensioniert, als junge Leute in den Arbeitsmarkt eintreten. Dies werde die regionale Wirtschaft vor erhebliche Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften stellen, heisst es. Umso wichtiger sei es, dass zumindest ein Teil dieser Lücke mit ausländischen Personen gefüllt werden könne.
Die Stadt ist ein teures Pflaster
Als wichtigen Grund, weshalb viele Familien die Stadt Basel verlassen, nennt die BKB-Studie das knappe Angebot an grösseren Wohnungen. Die Leerstandsquote bei Wohnungen mit fünf und mehr Zimmern beträgt in Basel lediglich 0,3 Prozent, verglichen mit immerhin 1,2 Prozent bei 2-Zimmer-Wohnungen.
Zudem haben sich die Mieten der ausgeschriebenen Wohnungen in Basel-Stadt innert eines Jahres gleich um 5 Prozent erhöht. Somit kostet eine Familienwohnung mit fünf Zimmern im Schnitt 2800 Franken pro Monat. Für viele Familien sei dies kaum zu bezahlen, weswegen sie im Baselbiet suchten, so die Studie. Vergleichbare Wohnungen kosten im angrenzenden Baselbiet rund ein Viertel weniger als in der Stadt.
Auch ein Eigenheim ist für die meisten jungen Familien nicht erschwinglich. Nur gerade magere 5 Prozent aller steuerpflichtigen Haushalte können sich in Basel-Stadt eine durchschnittliche Eigentumswohnung – die Kosten werden mit 1,3 Millionen Franken beziffert – leisten, ohne ein erhöhtes finanzielles Risiko einzugehen. Für die allermeisten jungen Familien (30 bis 40 Jahre) scheitert der Traum von den eigenen vier Wänden an den hohen Kosten: Nur gerade 1,6 Prozent der jungen Familien könnten die Tragbarkeitskriterien befriedigend erfüllen, weitere 2 Prozent könnten einen Wohnungskauf nur «an der Grenze der Tragbarkeit» realisieren. Da eine grössere Eigentumswohnung oder ein Reiheneinfamilienhaus in Basel meist mehr als 2 Millionen Franken koste, sei die Hürde für junge Familien «kaum überwindbar». Wohneigentum, so heisst es in der Studie, bleibe in der Stadt meist für ältere, vermögende Personen ein Privileg.
Die BKB hat die Studie in Zusammenarbeit mit der auf Immobilienmarktdaten spezialisierten Firma Iazi erarbeitet. Als Quellen dienten ihr zudem Daten des Statistischen Amts Basel-Stadt und des Bundesamts für Statistik.

