Fasnächtler nehmen Abschied von Schuhladen
04.01.2025 BaselbietDie Oberbaselbieter Fasnachtskomitees haben ihre Sujets bekannt gegeben. Die Gelterkinder verabschieden sich vom Schuhladen Spiess, die Sissacher appellieren an mehr Gemeinschaftssinn und in Oberdorf hofft man für den 50. Umzug auf die Rückkehr ehemaliger Teilnehmer.
...Die Oberbaselbieter Fasnachtskomitees haben ihre Sujets bekannt gegeben. Die Gelterkinder verabschieden sich vom Schuhladen Spiess, die Sissacher appellieren an mehr Gemeinschaftssinn und in Oberdorf hofft man für den 50. Umzug auf die Rückkehr ehemaliger Teilnehmer.
Christian Horisberger
«Z Gälti laufsch jetzt barfuess», «Zäämestoh» und «Chumm zrugg»: Dies sind die Sujets der Fasnachtskomitees von Gelterkinden, Sissach und Oberdorf für die Fasnacht, die im Oberbaselbiet am 9. März beginnt. In wenigen Tagen beginnt der Verkauf der Plaketten.
In Gelterkinden ist 2024 eine Ära zu Ende gegangen. Nach mehr als 100 Jahren wurde Spiess Schuhe mangels Nachfolger kurz vor Jahresende endgültig geschlossen. Das ist den einheimischen Fasnächtlern nicht verborgen geblieben. Mit dem diesjährigen Sujet «z Gälti laufsch jetzt barfuess» erweisen sie dem traditionsreichen Geschäft ihre Reverenz.
Dessen langjähriger Inhaber Dieter Spiess freut sich über die Würdigung, aus zweierlei Gründen, wie er zur «Volksstimme» sagt. Einerseits ist es eine Ehre für sein Geschäft, das er am 11.11.1976 eröffnet hatte. Andererseits freue er sich insbesondere auch als langjähriger Fasnächtler sehr über den Platz von Spiess Schuhe auf der Plakette. Von den frühen 1980er-Jahren bis 2000 hatte Spiess in Gelterkinden aktiv Fasnacht gemacht. Zusammen mit Ernst Rüedi – das Duo nannte sich «Spitzchöpf» – sang er Schnitzelbänke, zudem hat er in Verkleidung in den Dorfbeizen, an Maskenbällen und am Kehraus intrigiert. Seit seinem Rückzug als Aktiver verfolge er das fasnächtliche Treiben immer noch gerne als Zuschauer. Dieses Jahr werde ihm dies ein besonderes Vergnügen sein. Den Fasnachtsapéro am Sonntagmorgen habe er bereits in seiner Agenda eingetragen.
Die Gelterkinder Plakette wurde von Elia Bracher gezeichnet. Sie zeigt einen weinenden Waggis, der seine Schuhe an einem Spiess aufgespiesst hat und nun «barfuess» an die Fasnacht muss. Der Vorschlag Brachers hat sich gegen drei Mitbewerber durchgesetzt.
Appell für Rücksichtnahme
Jeweils für ein Sujet in eigener Sache haben sich die Fasnachtsgesellschaft Sissach und das Fasnachtskomitee Oberdorf entschieden: Sissach ruft zum «Zäämestoh» auf. «Wir möchten vor allem die Bevölkerung mit dem Sujet etwas aufrütteln, Rücksicht zu nehmen, Respekt zu haben, auch wenn man nicht an allem, was an der Fasnacht geboten wird, Gefallen findet», begründet die FGS ihre Sujetwahl. Es solle auch Platz gemacht werden für jene mit den leiseren Tönen: Die Cliquen, die kleinen Gruppen, die oft übersehen und von der Masse und Lautstärke übertönt würden. Die Strassen und Gassen seien die Bühne aller und Pöbeleien von Zuschauern an die Adresse der Kleinen und Leisen unerwünscht. «Wir Fasnächtler stehen zusammen, und das möchten wir auch mit unseren Zuschauern erleben, die schönste Jahreszeit gehört doch uns allen.»
Damit dürfte die FGS nicht zuletzt auch auf den von der Zunzger Wurlitzer-Clique angekündigten Teil-Rückzug von der Sissacher Fasnacht reagieren. Man werde nur noch am Umzug und an der «Chluuri»-Verbrennung teilnehmen und ansonsten in Basel Präsenz markieren, liess die Clique im Frühling vergangenen Jahres verlauten.
Die Schöpfer der Sissacher Plakette haben alle Sissacher Fasnachtsgruppen unter einen Hut beziehungsweise auf eine Trommel gebracht: Wägeler, Guggen, Cliquen – Pfeifer und Trommler nehmen auf der Plakette am meisten Raum ein –, Schnitzelbänkler und sogar das «Chluuri» haben darauf Platz gefunden. Wer genau hinschaut, findet sogar noch das Logo von «Sissach2025».
Entworfen wurde die Plakette von Janine Schneider und René Trösch. Ihr Sujet wurde vom FGS-Vorstand aus zehn eingereichten Vorschlägen ausgewählt.
Jubiläumsumzug
Mit dem Sujet «Chumm zrugg» möchte das Fasnachtskomitee Oberdorf möglichst viele Teilnehmende dazu motivieren, (wieder) am Umzug vom Sonntag teilzunehmen, der zum 50. Mal stattfinden wird. Die Plakette in Form der Zahl 50 mit dem Schriftzug «ChummZrugg» und dem Oberdörfer Wappen wurde von Sibylle Trussardi, einer aktiven Fasnächtlerin aus dem Waldenburgertal, entworfen. Sie hat mit ihrem Entwurf einen Konkurrenten ausgestochen.
Laut Fako soll der Jubiläums-Umzug etwas Spezielles werden. Dafür werden ehemalige Umzugsteilnehmer aufgerufen, ihre Kostüme erneut hervorzuholen, ebenso sind Nichtfasnächtler aufgefordert, sich für den Umzug anzumelden. «Wir möchten wieder einen grossen tollen Umzug wie anno dazumal durchführen», schreibt das Fako. Nicht nur Aktive, sondern auch Zuschauer von nah und fern sind eingeladen, dem 50. Umzug beizuwohnen, der mit der einen oder anderen Neuerung und Überraschung aufwarten werde.
Die Fasnachtsplaketten sind ab dem 8. (Sissach) beziehungsweise ab dem 11. Januar (Gelterkinden und Oberdorf) im Verkauf. Zu folgenden Preisen sind sie erhältlich: Sissach: Kupfer 9 Franken, Silber 13 Franken, Gold 35 Franken. Gelterkinden: Silber 13 Franken, Gold 33 Franken. Oberdorf: Kupfer 7 Franken, Silber 10 Franken, Gold 30 Franken.