Larven wurden lange Zeit importiert
Am Dienstag referierte Kulturwissenschaftler Dominik Wunderlin im Staatsarchiv in Liestal über die Geschichte der Fasnacht und der Larven. Dabei beleuchtete er auch die Ursprünge der Basler Larvenmanufaktur in den 1920er-Jahren.
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Larven wurden lange Zeit importiert
Am Dienstag referierte Kulturwissenschaftler Dominik Wunderlin im Staatsarchiv in Liestal über die Geschichte der Fasnacht und der Larven. Dabei beleuchtete er auch die Ursprünge der Basler Larvenmanufaktur in den 1920er-Jahren.
Martin Stohler
Heute sind Larven ein fester Teil des fasnächtlichen Treibens. Früher waren Fasnächtler nicht zwingend maskiert. Bis ins 19. Jahrhundert war stattdessen das Schwärzen des Gesichts mit Kaminruss oder Asche weit verbreitet. So war etwa am Fasnachtsmittwoch von 1783 ein Wagen mit einem Trupp «Rekruten» unterwegs, die geschwärzte Gesichter hatten. Einige von ihnen trugen auch «tuchene Nasen».
Bis in die 1830er-Jahre war es im Übrigen in Basel nicht gestattet, an der Fasnacht das Gesicht zu verhüllen. Die «Verordnung in Betreff der Fasnacht» von 1838 erlaubte dann das Herumziehen am Montagund Mittwochnachmittag «in anständiger Kleidung und in Masken».
Den Import und Verkauf der Masken aus thüringischen und sächsischen Manufakturen, aber auch aus Norditalien, Frankreich oder der Ostschweiz, besorgten Spielwarengeschäfte und Kostümverleiher wie Kostüm-Kaiser. Importiert wurden Wachslarven sowie Larven aus Papier. Getragen wurden sie bei Maskenbällen, aber auch an der Strassenfasnacht, und zwar sowohl in der Stadt als auch auf dem Land.
Die Rolle des Kunstkredits
Larven aus Basler Produktion sah man erstmals 1921. Damals wollte die Kleinbasler Clique Olympia die vom Basler Kunstkredit geförderte kubistische Kunst persiflieren. Als sich bei auswärtigen Anbietern keine passende Maske fand, fertigte der Cliquenkünstler und Laternenmaler Paul Rudin ein Gipsmodell an. Einige «Olymper» stellten dann unter Rudins Leitung die kaschierten Masken her, was nach ein paar Versuchen schliesslich gelang.
Einen weiteren Anstoss erhielt die Basler Larvenproduktion 1925, als der Kunstkredit einen Wettbewerb zur Beschaffung von Larvenentwürfen ausschrieb. Zur Einreichung von Entwürfen waren nur einheimische Künstler geladen. Explizites Ziel war es, mit dem Wettbewerb einen neuen Zweig des Kunstgewerbes zu begründen. Emil Métraux, der das Preisgeld von 600 Franken gestiftet hatte, produzierte in der Folge zahlreiche solcher Künstlerlarven. Dabei setzte er auf Wachs statt auf Papier.
Wachslarven eignen sich zwar gut für Bälle, aber weniger für die Fasnacht im Freien. Für Letztere erwiesen sich die kaschierten Papierlarven als geeigneter. Diese setzten sich auch bei den Cliquen durch. In dem Masse, wie sich auch die «Buurefasnecht» wandelte und Elemente der städtischen Fasnacht integrierte, gewann schliesslich auch auf dem Land die kaschierte Papierlarve die Oberhand.
Dominik Wunderlin konnte an dieser von der Gesellschaft für Regionale Kulturgeschichte BL im Kantonsarchiv Basel-Landschaft organisierten Veranstaltung aus einem reichhaltigen Wissens- und Erfahrungsschatz schöpfen. Bei den Besucherinnen und Besuchern stiessen seine Ausführungen auf grosses Interesse. Mit einigen von ihnen ging das Gespräch auch noch nach dem offiziellen Ende weiter.