Entlaufene Schildkröten passen sich an
Im unteren Baselbiet und in der Stadt stellen ausgesetzte oder entkommene Rotwangen-Schmuckschildkröten eine wachsende Gefahr für heimische Amphibien, Fische und Insekten dar. Nach der Winterruhe wurden in Basel vermehrt Rot- und ...
Entlaufene Schildkröten passen sich an
Im unteren Baselbiet und in der Stadt stellen ausgesetzte oder entkommene Rotwangen-Schmuckschildkröten eine wachsende Gefahr für heimische Amphibien, Fische und Insekten dar. Nach der Winterruhe wurden in Basel vermehrt Rot- und Gelbwangen-Schmuckschildkröten in freier Wildbahn gesichtet. Diese anpassungsfähigen Exoten überwintern im Bodenschlamm stehender oder langsam fliessender Gewässer – meist ab Oktober.
Aus dem südlichen Nordamerika stammend, werden sie hierzulande oft als Haustiere gehalten. In Gärten untergebrachte Tiere passen sich leicht an die hiesigen Umweltbedingungen und das Nahrungsangebot an. Entkommen oder absichtlich ausgesetzt, finden sie in feuchten Lebensräumen wie Teichen, Schlammlöchern oder Feuchtwiesen geeignete Bedingungen. Da sie kaum Konkurrenz durch einheimische Arten erfahren, gelingt ihnen bei günstigen Verhältnissen sogar die Fortpflanzung in der freien Natur.
Während erwachsene Tiere sich überwiegend vegetarisch ernähren, fressen Jungtiere bevorzugt tierische Nahrung: etwa Laich von Amphibien und Fischen sowie Insektenlarven. Besonders kritisch ist ihre Konkurrenz zur streng geschützten Europäischen Sumpfschildkröte. Wegen ihres ökologischen Einflusses wurden Schmuckschildkröten als invasive Neozoen eingestuft. Für die Rotwangen-Schmuckschildkröte gilt nicht nur ein Verkaufs-, sondern auch ein generelles Haltungsverbot.
Ob sich die Art hier langfristig etabliert, ist noch unklar – ebenso ihre direkte oder indirekte Auswirkung auf das ökologische Gleichgewicht. Nachweise erfolgreicher Fortpflanzung gibt es bereits aus der Magadinoebene und dem Rheintal. Eine Ansiedlung muss deshalb als möglich eingestuft werden.
In Gewässern, in denen auch Europäische Sumpfschildkröten leben, wurden zudem Parasitenübertragungen festgestellt. Darüber hinaus konkurrieren die invasiven Tiere mit der heimischen Art um Nahrung, Sonnenplätze und geeignete Orte zur Eiablage – was den Bestand der Sumpfschildkröten gefährdet.
Die Situation im Baselbiet
Laut Simon Amiet vom Baselbieter Amt für Umweltschutz und Energie werden im Kanton seit Jahren immer wieder Rotwangen-Schmuckschildkröten gesichtet und den Behörden gemeldet. Die meisten Sichtungen stammen aus siedlungsnahen Weihern im unteren Baselbiet, vereinzelt auch aus Birs und Ergolz.
In der Regel handelt es sich um ausgesetzte Tiere. Das zuständige Amt sowie die Jagd- und Fischereiaufsicht versuchen, die Tiere einzufangen – ein zeitintensives Unterfangen. Dennoch sind diese Massnahmen wichtig, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern, zumal die zunehmend wärmeren Bedingungen die Vermehrung der exotischen Schildkröte begünstigen.
Versuche, die Tiere in Auffangstationen unterzubringen, scheitern heute daran, dass diese mittlerweile überfüllt sind. Wer Schmuckschildkröten aussetzt, handelt nicht nur gesetzeswidrig – er nimmt auch in Kauf, dass die Tiere kein artgerechtes Leben mehr führen können.
Brigitt Buser