Mehrere Dörfer im Oberbaselbiet könnten ab Winter 2025 ihre Busverbindungen verlieren oder schlechter bedient werden. Dies, weil der Staat die betroffenen Linien zu stark subventionieren muss. Am Montag treffen sich Vertreter von Kanton und Gemeinden zu einer Aussprache.
...
Mehrere Dörfer im Oberbaselbiet könnten ab Winter 2025 ihre Busverbindungen verlieren oder schlechter bedient werden. Dies, weil der Staat die betroffenen Linien zu stark subventionieren muss. Am Montag treffen sich Vertreter von Kanton und Gemeinden zu einer Aussprache.
Janis Erne
Mitte März berichtete die «Volksstimme», dass die Gemeinde Hemmiken ihre Busverbindungen am Abend zu verlieren droht. Nun ist klar: Im Oberbaselbiet könnte der Abbau im öffentlichen Verkehr noch grösser ausfallen als bisher angenommen. An einer Verkehrskonferenz informierte der Kanton kürzlich Gemeindevertreter und Interessengruppen darüber, dass die Linien 74 (Bretzwil–Reigoldswil), 92 (Liedertswil–Bennwil–Hölstein) und 93 (Lausen–Ramlinsburg–Lampenberg) ab Dezember 2025 auf der Kippe stehen.
Dominic Wyler, Verkehrsplaner beim Kanton, bestätigt entsprechende Informationen der «Volksstimme». Die genannten Linien wiesen einen Kostendeckungsgrad von unter 20 Prozent auf und müssten deshalb von Gesetzes wegen angepasst werden. Konkret bedeutet dies, dass die Billetteinnahmen weniger als einen Fünftel zum Betrieb beitragen und deshalb einzelne Kurse oder ganze Linien gestrichen werden müssen. Bei der Linie 74 beträgt der Kostendeckungsgrad 11,2 Prozent, 9,4 Prozent bei der Linie 92 und 9,8 Prozent bei der Linie 93.
Am kommenden Montag treffen sich Vertreterinnen und Vertreter des Kantons, der Transportunternehmen und der betroffenen Gemeinden zu einer Sitzung. Dabei sollen laut Wyler «tragfähige Alternativen» zum regulären Busbetrieb diskutiert und gefunden werden. Dies sei wichtig, weil alle Gemeinden ein Anrecht auf eine Grundversorgung und einen Anschluss an das ÖV-Netz hätten.
Insbesondere für den Bus, der zwischen Bretzwil und Reigoldswil verkehrt und Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Reigoldswil transportiert, brauche es eine Nachfolgelösung, so Wyler. Ein verordneter Umstieg auf das Velo sei aus rechtlicher Sicht nicht zumutbar, da die Strecke zu hügelig und damit zu umständlich sei. Neben dem 74er-Bus ist Bretzwil an die Linie 111 zwischen Liestal und Laufen angeschlossen, jedoch ohne Halt in Reigoldswil.
Vermehrt «Ruftaxis»?
Alternativen zum regulären Busbetrieb sind zum Beispiel von Subunternehmen betriebene «Ruftaxis», das heisst Autos, Kleintransporter oder Kleinbusse, die auf Abruf fahren. Fahrgäste müssen diese zu bestimmten Zeiten vorher anfordern. Das Modell «Ruftaxi» gibt es heute beispielsweise bereits auf der Linie Rümlingen–Bad Ramsach–Läufelfingen.
Diese Linie (110) und die Linie 109 (Wittinsburg–Rümlingen– Häfelfingen) weisen zwar ebenfalls einen zu tiefen Kostendeckungsgrad auf, sie können jedoch beibehalten werden. Dies, weil sie in einem Gesamtkonzept eingebunden sind und zusammen mit der überlappenden Bahnlinie S9 («Läufelfingerli») und der Buslinie 108 (Sissach–Wittinsburg) einen genügend hohen Kostendeckungsgrad aufweisen, wie Wyler erklärt.
Politisch könnte der geplante ÖV-Abbau im Oberbaselbiet noch zu Diskussionen führen und die Genehmigung des 10. Generellen Leistungsauftrags (GLA) durch den Landrat gefährden. Zumal auch der Ortsbus Pratteln (Linie 82) auf der Kippe steht. Im Dezember will der Regierungsrat die definitive GLA-Vorlage für die Jahre 2026 bis 2028 an den Landrat überweisen. Danach ist das Parlament an der Reihe.