Eine moderate Heizrevolution mit Augenmass
09.12.2025 BaselbietAb 1. Januar: Fossile Heizungen nur noch in Ausnahmefällen
Isaac Reber (Grüne) erklärte gemeinsam mit Yves C. Zimmermann und Christoph Plattner vom Amt für Umweltschutz und Energie an einer Medienkonferenz, was mit dem revidierten Energiegesetz auf die Hausbesitzer ...
Ab 1. Januar: Fossile Heizungen nur noch in Ausnahmefällen
Isaac Reber (Grüne) erklärte gemeinsam mit Yves C. Zimmermann und Christoph Plattner vom Amt für Umweltschutz und Energie an einer Medienkonferenz, was mit dem revidierten Energiegesetz auf die Hausbesitzer zukommt. Sie erinnerten an das moderate Vorgehen und Ausnahmebewilligungen.
Tobias Gfeller
Das Baselbiet hinkt hinterher: Bis auf den Kanton Solothurn und den Kanton Waadt, dessen Gesetz sich in Erarbeitung befindet, haben alle Schweizer Kantone eine Regelung für den Ersatz von fossilen Heizsystemen. Ab dem 1. Januar 2026 zieht der Kanton Baselland nach. Was seit dem 1. Oktober 2024 bereits bei Neubauten gilt, gilt dann auch für Bestandsbauten: Defekte fossile Heizungen müssen grundsätzlich durch ein Heizsystem mit erneuerbarer Energie ersetzt werden. Der Landrat hat dieses Dekret im Baselbieter Energiegesetz 2023 beschlossen. Das Dekret wurde vom Bundesgericht für rechtskräftig erklärt, indem es eine Beschwerde dagegen im Sommer 2025 abgewiesen hat.
Die neue Regelung trieb die Baselbieter Politik in den vergangenen drei Jahren um. Vor allem bürgerliche Kräfte versuchten auf verschiedenen Wegen, das Dekret zu bekämpfen. Mit der Implementierung am 1. Januar sind die Diskussionen darüber noch nicht abgeschlossen. Im Sommer 2026 kommt die kantonale Initiative «Energiepolitik nur mit der Bevölkerung» zur Abstimmung. Die Initiative fordert, dass Bestimmungen wie das Verbot von fossilen Heizungen als Gesetz und nicht nur als Dekret geregelt werden müssen. Damit könnte auch das Volk aktiver mitbestimmen. Bei einem Ja zur Initiative würde das Verbot von fossilen Heizsystemen beim Ersatz von bestehenden Heizungen obsolet. Regierung und Landrat empfehlen die Initiative zur Ablehnung.
Baselbiet muss vorwärtsmachen
Die Baselbieter Stimmbevölkerung stimmte im Juni 2024 an der Urne dem Energiegesetz deutlich zu. Das Dekret sei nicht Teil der Vorlage gewesen, monierten bürgerliche Landrätinnen und Landräte in den vergangenen Monaten. «Auch wir wollen eine Energiepolitik für und mit der Bevölkerung», entgegnete Bau- und Umweltschutzdirektor Isaac Reber (Grüne) am Freitag im Rahmen einer Medienkonferenz zur Umsetzung des Dekrets am 1. Januar 2026. Fachpersonen, Regierungsrat und Landrat seien sich diesbezüglich einig. Für Reber ist klar: Das Baselbiet muss in Sachen erneuerbare Energien vorwärtsmachen.
Mehrfach nutzte der Vorsteher der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) die Begriffe «moderat» und «Augenmass». Damit bezog sich Isaac Reber auf die zweijährige Frist bis zur Einführung des Dekrets, durch die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer genügend Zeit zur Vorbereitung gehabt hätten, die Möglichkeit für Ausnahmebestimmungen und den Verzicht auf einen Stichtag, an dem alle Liegenschaften erneuerbar geheizt werden müssen. Denn nur, wenn eine fossile Heizung kaputtgeht, muss sie durch ein Heizsystem mit erneuerbarer Energie ersetzt werden. «Vorher nicht!», erinnerte Reber mehrfach. Reparaturen wie der Ersatz des Brenners sind bei Heizungen, die jünger sind als 15 Jahre, weiterhin erlaubt.
Reber nannte den Kanton Glarus als Vergleich. Dieser habe seit zwei Jahren eine nahezu identische Regelung wie der Kanton Baselland. «Und dort funktioniert es bestens», versicherte der BUD-Vorsteher.
Wärmepumpe als Alternative
Während in der Agglomeration stark mit Gas geheizt wird, dominieren in den ländlichen Gefilden des Baselbiets Ölheizungen. Insgesamt 80 Prozent der Wärme würden über fossile Energieträger geleistet, rechnete Yves C. Zimmermann, Leiter des Amts für Umweltschutz und Energie, an der Medienkonferenz vor. Rund 42 000 fossile Heizungen seien im Kanton Baselland zurzeit in Betrieb. Nur rund 30 Prozent der dafür nötigen Ressourcen wie Gas, Öl, Benzin und Diesel können in der Schweiz bezogen werden, so Zimmermann. «Damit fliessen sehr viele Mittel ins Ausland. Auch in Anbetracht der geopolitischen Lage und der Versorgungssicherheit ist die Abhängigkeit vom Ausland nicht ideal.»
Als «Königslösung» gilt für viele Häuser die Wärmepumpe. In der städtischen Agglomeration gibt es immer mehr Wärmeverbünde mit Holzschnitzelheizungen als Heizzentralen. Auch in einzelne Liegenschaften können Holzschnitzel- oder Pelletheizungen eingebaut werden. Auch Solarwärme und erneuerbare Brennstoffe wie Biogas könnten eine Alternative sein, sagte Christoph Plattner, Leiter Ressort Energie beim AUE.
Die Verantwortlichen der Bauund Umweltschutzdirektion sind von der Notwendigkeit der Umstellung überzeugt. Auch wirtschaftlich lohnen sich solche Investitionen in erneuerbare Heizsysteme, auch weil sie von den Steuern abgezogen werden können. Das Baselbieter Energiepaket sieht dafür auch grosszügige finanzielle Unterstützungsleistungen vor, betonte Christoph Plattner.
«Die Zeit ist reif»
Wenn ein Heizsystem mit erneuerbarer Energie technisch nicht möglich ist, über die Lebensdauer wirtschaftlich nicht rentiert, ein Anschluss an ein Fernwärmenetz in Aussicht steht oder wenn ein Härtefall besteht, ist eine Ausnahmebewilligung für eine neue fossile Heizung möglich, erklärte Christoph Plattner. Wer ein Gesuch für eine Ausnahmebewilligung einreichen möchte, kann dies auf elektronischem Weg auf der Website www.energievollzug.ch/bl tun. Zuvor braucht es eine Ersteinschätzung durch eine Heizungsfirma oder einen Energieberater. Für die Prüfung des Gesuchs kann das Amt für Umweltschutz und Energie mit dem Branchenverband suissetec Nordwestschweiz zusammenarbeiten.
Für den Heizungsersatz hat die Bau- und Umweltschutzdirektion eine neue Website mit den wichtigsten Fragen und Antworten eingerichtet. Die Verantwortlichen sind darum bemüht, der Bevölkerung die Umstellung so angenehm und einfach wie möglich zu machen. Angst, dass viele Gesuche für Ausnahmebewilligungen eingereicht werden, haben Isaac Reber, Yves C. Zimmermann und Christoph Plattner nicht. «Das Energiepaket gibt es seit zehn Jahren. Nur ein kleiner Teil will noch mit einer fossilen Heizung weitermachen. Der Ersatz durch erneuerbare Systeme läuft bereits von selber sehr gut», betont Zimmermann. Für Isaac Reber ist klar: «Die Zeit ist reif. Wir wollen es aber nicht um jeden Preis machen, sondern mit Augenmass.»

