Eine Komödie voller witziger Einfälle
21.11.2023 NiederdorfJunges Theater zeigt unterhaltsamen Krimi-Dreiakter
«Wie wär's mit Tee?» lautete die Frage aller Fragen in Niederdorf: Das Junge Theater zeigte zu seinem 20-jährigen Bestehen einen witzigen Dreiakter über das turbulente Leben eines Filmstars. Regie führte ...
Junges Theater zeigt unterhaltsamen Krimi-Dreiakter
«Wie wär's mit Tee?» lautete die Frage aller Fragen in Niederdorf: Das Junge Theater zeigte zu seinem 20-jährigen Bestehen einen witzigen Dreiakter über das turbulente Leben eines Filmstars. Regie führte Anton Rudin.
Peter C. Müller
Eine elegante Suite in einem Hotel: In der Mitte des Raums steht ein Sitzund Liegemöbel aus braunem Leder. Auf der rechten Seite befindet sich die Eingangstüre. Hinten führt eine Türe in den für einen Schwank typischen Wandschrank und in der Mitte geht eine Türe hinaus auf den Balkon, der den Blick auf die Silhouetten eines Dorfs mit Kirche freigibt. Auf der linken Seite geht es zum Bad und zum Schlafzimmer. Zudem gibt es eine Stehlampe, Bilder, ein paar Pflanzen und einen Fernsehapparat. Im Hintergrund findet man aber auch eine reich bestückte Minibar.
So präsentiert sich das einfach gestaltete, aber eindrückliche Bühnenbild von «Wie wär’s mit Tee?» des Jungen Theaters in Niederdorf. Im Mittelpunkt der Handlung steht dabei ein gewisser Henry Böhm. Eigentlich ist er Theater- und Filmstar, doch er hat den Zenit seiner Laufbahn längst überschritten. Er bekommt nur noch Rollen in zweitklassigen Filmen. Und auch das mit der grossen Liebe hat bisher nie geklappt. Was ihm bleibt. ist der Alkohol. Henry Böhm sieht nur noch einen Ausweg und heckt einen Plan aus. Er engagiert einen Auftragskiller, der ihn in seiner Hotelsuite ermorden soll. Sein Abgang soll der Nachwelt möglichst spektakulär in Erinnerung bleiben …
Tolle Ensembleleistung
Engagiert agieren die Schauspielerinnen und Schauspieler des Jungen Theaters in Niederdorf: Allesamt sind sie Laien und stehen oft voll im Berufsleben. Wie zum Beispiel Seraina Degen, die beim Schweizer Fernsehen als Sportreporterin arbeitet und auch Präsidentin des Jungen Theaters ist. Der Text sitzt, die Einsätze klappen und nichts ist übertrieben oder wie man im Schauspiel-Jargon sagen würde «chargiert». Chapeau!
Manchmal (wenn auch gewollt) etwas überzeichnet, ist vielleicht der Baseldeutsche Dialekt, der gesprochen wird. Mag sein, dass dies die Vornehmheit der gespielten Person betonen soll … Gut getroffen hingegen die Italo-Persiflage oder die charakterlichen Eigenheiten der Figuren. Hier so gekonnt und konzentriert bei der Sache zu sein – Kompliment, schlichtweg grossartig! Einen Einzelnen oder eine Einzelne hervorzuheben, würde der insgesamt tollen Ensembleleistung nicht gerecht: Was hier zählt ist das Ganze, die Teamleistung und der Gesamteindruck.
Gelungen sind auch die aktuellen Bezüge: Da ist mal von Spielen in der Besenkammer, lokalen Politikerinnen und Politikern oder den Pannen der Waldenburgerbahn die Rede; es paaren sich Wortwitz («Du riechst wie die Tochter von Jack Daniels!») mit Slapstick oder Situationskomik. Kein Wunder, kommt es des Öfteren zu Szenenapplaus.
Freude am Theater
Das Junge Theater Niederdorf ist ein Theaterverein, der in der Regel alle zwei Jahre in Niederdorf ein Stück zur Aufführung bringt. Der Zweck des Vereins ist die Freude am Theaterspielen und das Beleben des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im Waldenburgertal. 2004 fand die erste Aufführung des Jungen Theaters statt, 2023 kam nun das achte Stück hinzu.
Autor des Stücks ist Enrico Maurer. Er ist Geschäftsführer eines Theaterverlags in Aarau. Seine jüngste Bühnenkomödie «Wie wär’s mit Tee?» – eine Frage, die gestellt wird, wenn einem etwas unangenehm ist – erlebte seit der Uraufführung in der ersten Saison über 100 Vorstellungen in der Schweiz. Als Verleger betreut er die Werke von rund zweihundert nationalen sowie internationalen Autoren – dazu zählen unter anderem auch Charles Levinsky, Katja Früh oder Beat Schlatter.
Ein Lob hat aber nicht nur der Autor der bissig-witzigen Komödie, sondern sicherlich auch Regisseur Anton Rudin verdient: Gesten, Sprechweisen und Bewegungen sind der jeweiligen Situation angepasst, nie übertrieben und immer sehr treffend. Hier versteht jemand sein szenisches Handwerk. Kein Wunder, Anton Rudin war dieses Jahr schon zum wiederholten Male beim Jungen Theater im Einsatz, kennt die jeweiligen Stärken seiner Teammitglieder und weiss sein Ensemble zu führen.