Eine biografi sche Fundgrube
31.12.2024 Baselbiet«Die Obersten der Milizen beider Basel in Miniaturen» ist erschienen
Thomas Frauchiger und Niklaus Starck haben über 340 Lebensläufe von Obersten der Milizen in den beiden Basel erforscht. Das Werk ist umfassend und wurde in mühevoller Recherchearbeit ...
«Die Obersten der Milizen beider Basel in Miniaturen» ist erschienen
Thomas Frauchiger und Niklaus Starck haben über 340 Lebensläufe von Obersten der Milizen in den beiden Basel erforscht. Das Werk ist umfassend und wurde in mühevoller Recherchearbeit erstellt.
Lorenz Degen
«Zunächst wollten wir uns auf Basel-Stadt beschränken. Doch dann sahen wir, dass die einzelnen Amtsträger viel mehr mit dem Umland verzahnt waren, als wir uns dies am Anfang vorstellten», berichtet Thomas Frauchiger. Der ehemalige Kreiskommandant von Basel-Stadt hat zusammen mit seinem Freund Niklaus Starck die Lebensläufe der verschiedenen Truppen-Vorsteher in mühevoller Kleinarbeit recherchiert. Die Namen sind alphabetisch geordnet, der Zeitraum umfasst die Jahre von 1804 bis 2003. «Wir fanden diese fast 200 Jahre interessant, weil sich da so viel Geschichte ereignet hat», sagt Frauchiger.
Ihr Projekt sprach sich herum, immer mehr Namen kamen hinzu: «Es kam immer wieder vor, dass mich jemand anrief und von einem Grossvater berichtete, der auch Oberst gewesen sein soll. Solchen Spuren sind wir dann nachgegangen.» Die meisten Artikel erhalten zudem ein Bild der jeweiligen Person. «Hier haben uns Angehörige auch grossartig unterstützt, ansonsten wären wir nicht an so viel Bildmaterial herangekommen.» Zum Teil konnten sich die Autoren auf bereits erschienene Bücher wie das Baselbieter Personenlexikon stützen, zum Teil mussten sie jedoch auch Grundlagenarbeit leisten. «Da entwickelt man einen richtigen Jagdtrieb nach Informationen», sagt Frauchiger und lacht. Fündig wurden sie in Staatsarchiven und im Bundesarchiv, aber auch Zeitungsartikel und E-Mails halfen, die Angaben zu einer Person zu komplettieren. Als ihre Arbeit voranschritt, erhielt Frauchiger immer wieder Anrufe von Menschen, die ihn auf einen ihrer Vorfahren aufmerksam machten. «So kamen viel mehr Namen ins Buch, als wir ursprünglich vorgesehen hatten.»
Einblick in das Leben
Das Resultat kann sich sehen lassen: Herausgekommen ist ein handliches, grafisch ausgezeichnet aufbereitetes Nachschlagewerk. Obschon es mit vielen Quellenangaben wissenschaftlich fundiert ist, lädt es dennoch zum Lesen und Stöbern ein. Jeder Artikel gibt Einblick in ein anderes Leben. «Nur einer wollte im Buch nicht erscheinen, das haben wir natürlich berücksichtigt», so Frauchiger. Einige Namen fehlen auch, meint er: «Das passiert immer. Falls jemand also noch einen Obersten kennt, der vorkommen sollte, darf er oder sie sich gerne bei mir melden.»
Ein ehemaliger Basler Regierungsrat hat Frauchiger gefragt, ob er nicht auch so ein biografisches Lexikon über die Basler Regierungsräte schreiben könnte. Doch Frauchiger hat abgewunken. «So eine Recherchearbeit möchte ich nicht mehr machen.» Langweilig wird es dem 72-Jährigen aber nicht: Derzeit engagiert er sich als Projektleiter bei der Renovation des Restaurants Schützenhaus, das ihm als Mitglied der Basler Feuerschützen sehr am Herzen liegt. «Im Moment bin ich daher vollauf beschäftigt.»
Buch: «Die Obersten der Milizen beider Basel in Miniaturen», von Niklaus Starck, Thomas Frauchiger, Porzio-Verlag, Breitenbach 2024, erhältlich im Buchhandel.
Zwei Oberste aus Waldenburg
ld. Im Band sind auch zwei Oberste aus Waldenburg beschrieben: Hermann Straumann (1862–1948) und sein Sohn Peter (1901–1959). Ein Foto zwischen den beiden Einträgen zeigt Peter Straumann im Gespräch mit Henri Guisan, der 1943 die «Revue Thommen» besuchte. Vater Hermann war Arzt bei den Sanitätstruppen. Von 1906 bis 1910 war er Divisionsarzt der 5. Division, im Ersten Weltkrieg Kommandant der Etappen-Sanitätsanstalt, danach Territorial-Chefarzt und Stellvertreter des Oberfeldarztes. Ein weiterer Sohn, Roland (1899–1999), führte die Landarzt-Praxis bis in die 1990er-Jahre und war zudem Politiker und VR-Präsident verschiedener Firmen. Peter stand im Ruf, «draufgängerisch» zu sein. Als Autorennfahrer und Sportpilot unternahm er Waghalsiges, unter anderem soll er unter der Mittleren Brücke in Basel durchgeflogen sein. Von 1953 bis 1954 nahm er an der «Korea-Mission» teil, wo sich die Schweiz für den Austausch von Kriegsgefangenen einsetzte. Er starb 1959 in Celerina (GR).