Eine aussergewöhnliche Landschaft
15.07.2025 Region«Volksstimme»-Sommerserie Teil 4 – Reinacher Heide
Mitten im dichten Siedlungsgebiet zwischen Wohnsiedlungen, Industrie und Autobahn befindet sich eine Oase ungeahnter Schönheit und von nationaler Bedeutung: Das Naturschutzgebiet Reinacher Heide beherbergt seltene ...
«Volksstimme»-Sommerserie Teil 4 – Reinacher Heide
Mitten im dichten Siedlungsgebiet zwischen Wohnsiedlungen, Industrie und Autobahn befindet sich eine Oase ungeahnter Schönheit und von nationaler Bedeutung: Das Naturschutzgebiet Reinacher Heide beherbergt seltene Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten, die im Zentrum der «Birsstadt» kaum erwartet würden.
Barbara Saladin
Wälder im Baselbiet: klar. Wiesen und Weiden: logisch. Felswände und Flühe: natürlich. Grössere Bäche und kleinere Flüsse: okay. Aber eine Heide?
Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass man unweit der Stadt Basel eine Heidelandschaft finden kann – und das sogar mitten in der dicht besiedelten Agglomeration des Bezirks Arlesheim, in dem weit mehr als die Hälfte der ganzen Baselbieter Bevölkerung lebt, obwohl er von der Fläche her keine 20 Prozent des Kantons ausmacht. Die Reinacher Heide ist eine Insel mitten im Siedlungsmeer, eine Oase sowohl für Erholung suchende Menschen als auch für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten.
Obwohl nur 39 Hektaren gross, ist sie extrem vielseitig. Hier trifft man auf kleinstem Raum verschiedene Lebensräume, was zu einer ausserordentlich hohen Artenvielfalt führt – und dazu, dass fast die Hälfte aller im Kanton vorkommenden Pflanzenarten hier gefunden werden kann. Es gibt sowohl sehr karge Standorte wie Magerwiesen als auch feuchte Gebiete mit üppiger Auenvegetation.
Die Birs, welche die Naturoase östlich begrenzt, wurde im 19. Jahrhundert in ihre Schranken gewiesen, um Kulturland zu gewinnen (später kamen weitere Nutzungen des Gebiets hinzu). Die Korrektion verhinderte Überschwemmungen, doch sie führte auch zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. So sorgte sie allmählich für einen neuen Lebensraum, der natürlicherweise nicht unmittelbar neben einem Fluss anzutreffen ist: nämlich die trockene Heide, die es sonst in der Region nicht gibt.
Auch dem Biber gefällt es hier
Um die Schotterflächen zu erhalten, für welche die zeitweiligen Überschwemmungen in der einst dynamischen Landschaft früher immer wieder sorgten, werden solche ökologisch wertvollen Flächen heute von Menschenhand geschaffen. 1974 wurde die Reinacher Heide unter kantonalen Schutz gestellt, 20 Jahre später erhielt sie das Prädikat «Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung».
Wer sich von der hastigen Siedlung in die Heide begibt, verliert den Zivilisationslärm bald aus den Ohren. Hier zirpen Grillen und singen Vögel. Botanische Perlen des Standorts sind etwa verschiedene Orchideenarten. Auch der Biber ist mittlerweile wieder in der Reinacher Heide heimisch und betätigt sich mit seinen eigenen forstlichen Massnahmen im Auenwald. Entlang des Biberpfads lassen sich die Spuren seiner Tätigkeit gut nachverfolgen.
Die Reinacher Heide liegt an der Birs, eingeklemmt zwischen Arlesheim, Münchenstein und Reinach. Nächste öV-Haltestellen: «Reinach Surbaum» oder «Reinach Lochacker» (beide Tram 11, E11).
50 Freizeit-Tipps vs. Im April 2025 ist der Reiseführer «Hügel, Täler und alte Gemäuer» der Baselbieter Autorin Barbara Saladin erschienen. Das Buch nimmt die Leserinnen und Leser mit auf hohe Hügel, in lauschige Täler und in alte Städtchen der Region Basel. Er zeigt faszinierende, geschichtsträchtige und verwunschene Orte – seien sie bekannt oder Geheimtipps. Er ist nicht nur ein Ratgeber für schöne und spannende Stunden in der Natur und mit der Kultur unserer Region, sondern erzählt auch die Geschichte und Geschichten der Orte und legt Hintergründe und Zusammenhänge dar. Die ansprechenden Fotos machen Lust, die Perlen vor der eigenen Haustür selber (neu) zu entdecken. Die «Volksstimme» zeigt als Sommerserie fünf ausserhalb des «Volksstimme-Gebiets» liegende Orte der 50 Ausflüge und Entdeckungen, die in «Hügel, Täler und alte Gemäuer» vorgestellt werden.
Barbara Saladin: Hügel, Täler und alte Gemäuer. Friedrich Reinhardt Verlag, 2025. 240 durchgehend farbig bebilderte Seiten. ISBN 978-3-7245-2757-2. Erhältlich im Buchhandel.