«Ein Wegweiser für die Parteileitung»
05.07.2024 BaselbietMuttenz | Der frühere SP-Regierungsrat Peter Schmid hilft, seine Partei zukunftstauglich zu machen
Eine Arbeitsgruppe der Sozialdemokratischen Partei befasst sich unter dem Schlagwort «SP 2035» mit der Zukunft der Partei. Dazu wurde auch der frühere ...
Muttenz | Der frühere SP-Regierungsrat Peter Schmid hilft, seine Partei zukunftstauglich zu machen
Eine Arbeitsgruppe der Sozialdemokratischen Partei befasst sich unter dem Schlagwort «SP 2035» mit der Zukunft der Partei. Dazu wurde auch der frühere Regierungsrat Peter Schmid eingespannt, der mit dem aktuellen Zustand der SP ganz zufrieden ist.
Jürg Gohl
Herr Schmid, helfen Sie uns. Wie kommt Ihre Partei auf die komische Zahl 2035?
Peter Schmid: Weil es eben eine merkwürdige Zahl ist. Sie ist nicht als konkrete Zeitangabe zu verstehen, sondern steht für eine offene mittlere Zukunft. Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr den Zustand unserer Partei zu evaluieren und daraus Massnahmen für die nächsten zehn Jahre ab 2025 abzuleiten. Insofern ist die Zahl nicht ganz zufällig. Wir sind einfach der Zeit voraus.
Mit Verlaub: Sie sind inzwischen 73 Jahre alt. Warum hat die Geschäftsleitung nicht jüngere Mitglieder mit dieser Arbeit betraut?
Ich war schon immer in irgendeiner Form in der Partei aktiv und musste nicht erst irgendwo hervorgeholt werden. Das ist wie mit dem Hasen und dem Igel: Ich war schon immer da. Um der Arbeit mehr Gewicht zu verleihen, geht es der Parteileitung nicht darum, einen ehemaligen Regierungsrat mitmachen zu lassen. Wichtiger ist ihr das Langzeitgedächtnis. Die SP Baselland ist ein Generationenprojekt. Deshalb waren in unserer Arbeitsgruppe alle Generationen vertreten, ebenso die Regionen des Kantons und die Geschlechter. Wir waren zehn handverlesene Mitglieder, die sich über die Tagesaktualität hinaus Gedanken über die Zukunft machen. Die Jüngsten sind etwas mehr als 20 Jahre alt.
Sprechen Sie lieber von einer Bestandesaufnahme oder von einer Vision?
Das Projekt lässt sich am besten mit einer «Swot»-Analyse vergleichen. Was sind unsere Stärken und Schwächen? Das Ergebnis ist eine Roadmap als Wegweiser für das Management. Ziel ist eine Ideensammlung, deren Ergebnisse in nachvollziehbare und umsetzbare Handlungsempfehlungen münden.
Zuerst zu den Schwächen. Wo muss sich Ihre Partei noch steigern?
Das Zusammenspiel zwischen Kantonalpartei und Sektionen muss verbessert werden. Deshalb gehört die Kommunikation zu den neun Themenfeldern, die sich aus unserer Standortbestimmung ergeben haben und auf die wir uns konzentrieren. Die Realität in den einzelnen Sektionen kann sehr unterschiedlich sein, wie wir festgestellt haben. Wir haben gute Grundlagendokumente und Grundsatzbeschlüsse wie das Fortschrittsprogramm 2023 oder den Klimaplan Baselland, aber wir wollen klarer und sichtbarer an der Umsetzung arbeiten.
Und wo orten Sie die Stärken?
Unsere Partei ist in einem erfreulich guten Zustand. Viele Mitglieder leisten an den unterschiedlichsten Stellen des politischen Alltags hervorragende Arbeit. Auf allen Ebenen sind Dynamik und Gestaltungswille sicht- und spürbar. Es gelingt in der Regel, gute und fähige Leute für politische Ämter oder für Aufgaben in der Partei zu finden. Die Frage, wie es mit unserer Kantonalpartei weitergehen soll, hat mir in früheren Jahren oft Sorgen bereitet. Heute stelle ich mit Freude und Erleichterung fest, dass wir sowohl auf nationaler als auch auf kantonaler Ebene über eine junge Generation von klugen und anerkannten Politikerinnen und Politikern verfügen: Samira Marti, Nils Jocher, Ronja Jansen oder Adil Koller sind nur einige Beispiele. Dass wir lebhafte Diskussionen führen und über eine gute Streitkultur verfügen, ist für mich ebenfalls bemerkenswert. Das habe ich schon anders erlebt.
Ist vorgekehrt, dass Ihre Arbeit nicht in einer Schublade endet?
Ja, nach den Sommerferien wird sich der Parteitag in Liestal nur mit dem Thema «SP Baselland 2035» befassen. Es beginnt die Phase, in der unsere Arbeit diskutiert wird und wir Worten Taten folgen lassen.
Zur Person
jg. Peter Schmid-Scheibler (73) aus Muttenz gehörte von 1989 bis 2003 als SP-Mitglied der Baselbieter Regierung an und stand der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion vor. In dieser Zeit präsidierte er unter anderem das OK des Eidgenössischen Turnfestes 2002 im Baselbiet. Danach engagierte er sich in anderen Bereichen. So war er unter anderem Präsident der Fachhochschule beider Basel und Mitglied des Rats des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds. 20 Jahre lang präsidierte er den «Verein der Freunde des Zolli Basel», dessen Ehrenmitglied er nach seinem Rücktritt seit letztem Monat ist.