Ein Vorzeigemodell feiert Jubiläum
30.10.2025 Bezirk LiestalVor zehn Jahren wurde «Tandem 50 plus Baselland» lanciert
Das Mentoringprogramm von «benevol Baselland» und dem Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit für ältere Stellensuchende beruht auf Individualität und Freiwilligkeit – und ist ...
Vor zehn Jahren wurde «Tandem 50 plus Baselland» lanciert
Das Mentoringprogramm von «benevol Baselland» und dem Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit für ältere Stellensuchende beruht auf Individualität und Freiwilligkeit – und ist gerade deshalb eine Erfolgsgeschichte. Nun wurde das Jubiläum gefeiert.
Tobias Gfeller
Als in den 2010er-Jahren das Thema Arbeitslosigkeit von über 50-Jährigen omnipräsent war, suchten die Kantone händeringend nach Lösungen. Sibylle Liechti, beim Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga) Leiterin der Abteilung Ergänzende Massnahmen Arbeitslosenversicherung, fand die für das Baselbiet passende Lösung im Kanton St. Gallen.
Nach dem ersten Besuch vor Ort in der Ostschweiz sei für sie sofort klar gewesen, dass das dort erfolgreich praktizierte Tandem-Programm auch im Kanton Baselland funktionieren könne, erinnerte sich Liechti am vergangenen Montag an der Jubiläumsfeier von «Tandem 50 plus Baselland» in der Kulturscheune in Liestal. «Überzeugt hat mich insbesondere die gegenseitige Freiwilligkeit und die Begegnung von Menschen auf Augenhöhe.»
Das Tandem-Programm ist eine Initiative des Amts für Arbeit und Wirtschaft St. Gallen, des Migros-Kulturprozents, der «Pro Senectute St. Gallen» und «benevol St. Gallen». Das Zielpublikum des «Programms Tandem 50 plus Baselland» sind Stellensuchende zwischen 50 und 60 Jahren. Ziel ist ihre Rückkehr in den Arbeitsmarkt. Nach einem Erstgespräch vermittelt die Programmstelle eine geeignete Persönlichkeit als Mentorin oder Mentor. Dabei werden das gemeinsame Ziel und die Art der Zusammenarbeit besprochen und in einer Zielvereinbarung festgehalten.
Das Duo aus Stellensuchender und Mentor – also das Tandem – arbeitet für gewöhnlich rund vier Monate zusammen. Dabei soll die beratende Person mit ihrem Netzwerk und ihrer Erfahrung Unterstützung leisten. Mentorinnen und Mentoren agieren als Wegbegleiter, Vertrauenspersonen und Motivatoren. Sie helfen beim Entwickeln von neuen Bewerbungsstrategien, beraten beim Verfassen der Dossiers, sind Coach und Sparringpartner, heisst es auf der Webseite von «Tandem 50 plus Baselland».
Über 65 Prozent Erfolgsquote
Mit der Idee aus St. Gallen ging Sibylle Liechti auf Regula Gysin zu. Die ehemalige Liestaler Stadtpräsidentin war damals Präsidentin von «benevol Baselland», dem Kompetenzzentrum für Freiwilligenarbeit. Nach einem intensiven Austausch über die Ausgestaltung des Programms wurde Anfang September 2015 «Tandem 50 plus Baselland» ins Leben gerufen. Nach anfänglichen Herausforderungen nahm das Angebot nach knapp zwei Jahren richtig Fahrt auf, erklärte Sibylle Liechti.
Da in den ersten Jahren keine genauen Statistiken geführt wurden, sind nur aktuelle Zahlen zur Erfolgsgeschichte bekannt. Gemäss Kiga-Amtsleiterin Isabelle Wyss wurden seit 2019 insgesamt 470 Tandems erfolgreich durchgeführt. Ein Tandem sei nicht nur ein Erfolg, wenn eine Stelle gefunden wird, betonte Wyss. Alleine der Austausch im Tandem könne eine positive Wirkung haben. «Bei ‹Tandem 50 plus› wird ein Perspektivenwechsel ermöglicht, die Stellensuchenden werden an ihre Ressourcen und Fähigkeiten erinnert. Damit gewinnen sie Selbstvertrauen», so Wyss. Die Erfolgsquote seit dem Jahr 2019 beträgt gut 65 Prozent – und dies trotz der Coronavirus-Pandemie.
Für Isabelle Wyss ist «Tandem 50 plus» aktueller denn je und entspreche den Zielen der mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eingeschlagenen «Strategie öffentliche Arbeitsvermittlung 2030». Isabelle Wyss sprach von einem «gegenseitigen Zusammenspannen und einem Vorzeigemodell». «Tandem 50 plus» basiere auf Individualisierung und Freiwilligkeit. «Das ist fast der Idealzustand», schwärmte die Kiga-Amtsleiterin.
«Tandem 50 plus» wird über eine Leistungsvereinbarung vom Kanton Baselland finanziert. Die Mentorinnen und Mentoren arbeiten ehrenamtlich. Stellenleiter Claude Lachat würdigte die Mentorinnen und Mentoren ausführlich. «‹Tandem 50 plus› wird von eurem Know-how, eurer Kompetenz und intrinsischen Motivation getragen.»

