Ein Transport voller Hoffnung
04.07.2025 BaselbietInstrumente für die Ukraine
Halena Simon hat während Monaten gebrauchte Musikinstrumente gesammelt, um diese ukrainischen Bildungseinrichtungen zu spenden. Im Liestaler Hanro-Areal wurden sie gelagert und am vergangenen Mittwoch in einen Lastwagen verladen. Dieser bringt die ...
Instrumente für die Ukraine
Halena Simon hat während Monaten gebrauchte Musikinstrumente gesammelt, um diese ukrainischen Bildungseinrichtungen zu spenden. Im Liestaler Hanro-Areal wurden sie gelagert und am vergangenen Mittwoch in einen Lastwagen verladen. Dieser bringt die Fracht in die Westukraine.
Timo Wüthrich
In einem unscheinbaren Lagerraum im Liestaler Hanro-Areal lagerten bis am vergangenen Mittwoch zahlreiche Klaviere, Gitarren, Geigen und Trompeten. Verantwortlich für diese aussergewöhnliche Sammlung ist Halena Simon, welche die Instrumente zusammentrug und als humanitäre Hilfe in die Westukraine transportieren lässt. Die gebürtige Ukrainerin, die mit 24 Jahren nach Basel reiste, um sich an der Musikakademie zu bewerben, ist in Lwiw – einer der grössten Städte der Westukraine – aufgewachsen und pflegt dorthin noch einzelne Kontakte.
Begonnen hat ihr Engagement für ihre frühere Heimat bereits in den ersten Monaten des Kriegs: «Am Anfang wollte ich einfach auf irgendeine Weise helfen. Durch meine Verbindung zur Musik entstand die Idee, Instrumente in die Ukraine zu bringen», erklärt Simon. Was im privaten Umfeld begann, hat sich inzwischen zu einem grossen Projekt entwickelt: Mehr als 210 Instrumente wurden in den vergangenen Monaten gesammelt.
Der Musiklehrerin gelang es, Klaviere, Geigen und weitere Klangspender über Bekannte oder über Auktionen auf Versteigerungsplattformen zusammenzutragen. «Mir war es wichtig, den spendenden Menschen das Gefühl zu geben, dass ich weiss, was ich tue. Ich denke, auch deshalb konnte ich so viele Instrumente sammeln», erklärt die Impulsgeberin.
Am Mittwoch war es so weit, der gut bestückte Lagerraum am Liestaler Benzburweg wurde geleert. Nachdem der Lastwagen aus der Ukraine angekommen war, verlud Simon gemeinsam mit einigen Helfenden die gesammelten Instrumente.
Die Organisation des Transports habe ihr Kopfzerbrechen bereitet, erzählt sie: «Die grösste Herausforderung war es, geeignete Personen zu finden, die den Transport seriös durchführen.» Die Initiantin arbeitet mit einer ukrainischen Hilfsorganisation zusammen, die sich neben der Logistik auch um administrative Belange sowie die Verzollung kümmert. Die Klangkörper sind als humanitäre Güter deklariert, was den Grenzübertritt erheblich vereinfacht.
Abgesehen von der Zustellung sowie dem administrativen Aufwand bleibt die Finanzierung ein Dauerthema. Bisher stammen die Mittel grösstenteils aus der eigenen Tasche
– oder von Privaten. Unterstützung erhält sie zudem vom Ukrainischen Verein in Basel und der Haliciana Schola Cantorum, die sich für die Musikförderung in der Ukraine engagiert.
Auch andere Städte berücksichtigt
In einer Aktion zu Beginn dieses Jahres trat bereits eine erste Ladung gespendeter Instrumente die mehr als 1500 Kilometer lange Reise in die Ukraine an. Die Utensilien wurden an das «Music College» in Lwiw zugestellt – jene Bildungseinrichtung, die Simon selbst besuchte. Bei der aktuellen Spende werden auch Schulen in kleineren Städten und Dörfern berücksichtigt, die in der Nähe der westukrainischen Grossstadt liegen. «Wichtig waren die Vorgespräche, die ich mit den lokalen Schulleitern geführt habe. Es muss klar sein, welche Instrumente sich die einzelnen Bildungseinrichtungen wünschen.»
Für Simon geht es bei diesem Projekt um mehr als nur um die Musikinstrumente: Es geht um Verbindung, Hoffnung und Menschlichkeit. «Musik kann Wunder bewirken. Ich will den Kindern Momente ermöglichen, in denen sie fröhlich und glücklich sein können», sagt sie. Die Umstände dafür könnten besser sein: Aufgrund des Kriegs fliessen weniger Gelder in den Kulturbereich. Talenten fehlt dadurch die Möglichkeit, in den Genuss einer musikalischen Ausbildung zu kommen. Dennoch reiche laut Simon manchmal nur ein Klavier, um dem Alltag des Kriegs zu entkommen und einige Momente voller Glück zu erleben.