Ein Swing-voller Abschied
17.04.2025 Bezirk LiestalÄra bei «Baselbieter Konzerte» endet
jg. Der «grellste Abend» eines bunten Programms folge am Schluss. Das versprach Andreas Fleck, der musikalische Leiter der «Baselbieter Konzerte», bereits vor dem Start in die inzwischen 42. Saison. ...
Ära bei «Baselbieter Konzerte» endet
jg. Der «grellste Abend» eines bunten Programms folge am Schluss. Das versprach Andreas Fleck, der musikalische Leiter der «Baselbieter Konzerte», bereits vor dem Start in die inzwischen 42. Saison. Er sollte recht behalten. Die Reihe klassischer Konzerte, die am 15. Oktober mit einem Bach-Abend, dem «Klassiker der Klassiker» (so die «Volksstimme») begonnen hatte, schloss vorgestern in der auffallend gut besetzten Liestaler Stadtkirche mit einem Programm, das amerikanische Kompositionen des vergangenen Jahrhunderts in den Mittelpunkt rückte: George Gershwin, Cole Porter, Irving Berlin («Cheek to Cheek»), Leonard Bernstein und John Kander («New York, New York») waren mit ihren Klassikern zu hören.
Dazu gesellte sich im ersten Teil der Lateinamerikaner Astor Piazzolla mit seiner Antwort auf Vivaldis vier Jahreszeiten: ganz ohne Wiedererkennungseffekt, aber mit dem grossartigen Violinisten David Castro-Balbi musikalisch der Höhepunkt. Schon hier zeigte sich, dass dem Publikum ein aussergewöhnlicher Abend bevorstehen würde. Es setzte die restriktiven Applaus-Regeln, die in Liestal sonst strikte eingehalten werden, ausser Kraft und zollte auch zwischen den Sätzen – anfänglich noch verhalten – Beifall.
Zurückhaltung abgestreift
Diese Zurückhaltung ging nach der Pause gänzlich verloren. Im Stil eines amerikanischen Entertainers betrat Bariton Axel Herrig mit Sopranistin Vanessa Maria Loos die Bühne und forderte das für gewöhnlich distinguiert lauschende Publikum zum Mitsingen auf. Die «Chaarts», das international zusammengesetzte Ad-hoc-Ensemble, war mit 17 Musikerinnen und Musikern so stark besetzt wie nie zuvor bei seinen Auftritten in Liestal.
Herrig bezeichnete es ganz amerikanisch als «XXL-Ausgabe». Es setzte auch Instrumente ein, die in diesem Rahmen sonst kaum zum Zug kommen: Schlagzeug, Piccolo, Klarinette. Es fehlten nur noch Glenn Miller und Frank Sinatra. Bereits heute wird die ganze Gruppe mit dem gleichen Programm in Istanbul auftreten. Das ist eine bemerkenswerte Referenz an den Baselbieter Kantonshauptort.
Andreas Fleck, der musikalische Leiter der Liestaler Konzerte, selber als Cellist im Einsatz und jeweils Kommentator der Werke, konnte es nicht lassen, am Schluss einen feinen Seitenhieb an einen älteren Golfspieler aus dem Land Gershwins zu schicken, dessen Handicap im Golf noch sein geringstes ist. Sein Griff zum Mikrofon hatte aber einen triftigeren Grund: Er verabschiedete das Ehepaar Vreni und Ernst Schäfer aus Seltisberg, das im Verbund mehr als 14 Jahre lang das Präsidium und die Geschäftsstelle der «Baselbieter Konzerte» versehen hatte.
Die beiden führten damit das Werk der Gründerin Silviane Mattern erfolgreich weiter, die zu Jahresbeginn verstorben ist. Martin und Michèle Raiser, ein anderes Ehepaar, wird an die Stelle der beiden treten. Zudem wird Andreas Loosli die ebenfalls ausscheidende Lausnerin Ursula Studer ersetzen. Die drei Neuen müssen im August von der Vereinsversammlung gewählt werden.
Sie können sich erneut auf ein buntes Programm freuen. Sind im zurückliegenden Halbjahr vor allem die Freunde des Klaviers und des Gesangs auf ihre Kosten gekommen, so ist ab dem 23. Oktober wieder etwas mehr Blasmusik zu hören. Zum dritten Mal werden die «Baselbieter Konzerte» im Frühling zudem im März drei «Gipfelstürmer»-Konzerte für den talentierten Nachwuchs bieten. Im Oktober folgt bereits ein weiteres «Vivacello»-Festival. Und der Abschluss? Drei Sängerinnen treten statt mit amerikanischem Swing mit Volksliedern aus Irland, Armenien und Aserbaidschan auf. Und aus Amerika.