Ein Spaziergang durch die Merian-Gärten
16.07.2024 RegionFlora und Fauna begeistern – hier finden sich mehr als 1100 Arten
Kürzlich entdeckten Wissenschaftler bei einer 24-stündigen Artensuche mehr als 1100 verschiedene Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Die Merian-Gärten sind aber nicht nur ein Eldorado für Forscher, ...
Flora und Fauna begeistern – hier finden sich mehr als 1100 Arten
Kürzlich entdeckten Wissenschaftler bei einer 24-stündigen Artensuche mehr als 1100 verschiedene Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Die Merian-Gärten sind aber nicht nur ein Eldorado für Forscher, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel für Natur- und Pflanzenfreunde aus der ganzen Region.
Brigitt Buser
Unweit der Merian-Gärten sind in Münchenstein Anfang Juli Japankäfer gefunden worden (die «Volksstimme» berichtete). Seither versuchen die Behörden mit allen Mitteln, eine Ausbreitung des für die Landwirtschaft und Grünanlagen überaus schädlichen Insekts zu verhindern. Die Situation bleibt angespannt.
Wenige Tage zuvor war noch alles ruhig und ein ganz anderes Projekt stand an: Am 15. und 16. Juni waren 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 24 Stunden lang in den Merian-Gärten auf Artensuche. Mit Fangnetz, Lupe, Saugröhrchen und Fotoapparat versuchten sie, möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten aufzuspüren, zu bestimmen und zu dokumentieren. Das Ergebnis war erfreulich: Die Artenliste umfasste mehr als 1100 Einträge. Darunter die seltene und wärmeliebende Gestreifte Luchsspinne (Oxyopes lineatus) oder der Bandfüsser Strongylo-soma stigmatosum, der erstmals in der Schweiz entdeckt wurde.
Aber nicht nur Forschern haben die Merian-Gärten viel zu bieten. Neben zahlreichen Angeboten für Kulturinteressierte kommen auch Pflanzenfreunde auf ihre Kosten, und das nicht nur, wenn die europaweit bekannte Iris-Sammlung blüht.
Umfassende Fauna
Denn auch wenn das Wetter seit Wochen eher regnerisch ist, blühen gleich nach dem Eingang St. Jakob an der Nordostseite an einem Hang auf der rechten Seite massenhaft Taglilien in Creme-, Gelb-, Orange- und dunklen Rottönen, teilweise mit andersfarbigem Schlund. Wie die im Mai blühenden Iris verträgt auch die bekannte Bauerngartenpflanze die Trockenheit gut. Ebenfalls ein Highlight sind die grossen Staudenrabatten beim Pächterhaus. Hier blühen jetzt in Kombination mit vielen Sonnenanbetern und ebenfalls trockenheitsliebenden Stauden die in Südafrika beheimateten riemenblättrigen Schmucklilien in verschiedenen Blautönen, die ausgepflanzt auch gut die milden Winter am Rheinknie überstehen.
Nimmt man den Weg auf der Westseite des Irisfelds Richtung Süden, kommt man an einem kleinen Teich mit Seerosen und quakenden Fröschen vorbei. Auf den umliegenden Flächen, die nicht nur mit Zierpflanzen (Neophyten) bepflanzt sind, wird an sonnigen Tagen Heugras gemäht. Dahinter versperrt ein dichter Gürtel mit umfassender Sammlung an teils alten Gehölzen den Blick Richtung Stadt.
Auch wenn das Wetter zuletzt alles andere als hochsommerlich war, ist laut phänologischem Kalender Hochsommer. Darauf weist auch der Lavendelgarten am Hang bei den Gewächshäusern hin, der momentan in voller Blüte steht. Die schirmartigen Blütenstände der Wilden Möhre mit dem dunklen Fleck in der Mitte imitieren ein Insekt und locken so ihre Bestäuber an. Sie gilt auch als Lieblingspflanze des Schwalbenschwanzes. Sie wächst an Wegrändern, auf Magerwiesen, aber auch in Staudenrabatten und -beeten in Kombination mit Zierpflanzen.
Beeren- und Arzneigarten
Bei der Villa Merian geht es nach links am Pro-Specie-Rara-Hauptsitz Richtung Bauerngarten, der in Nutzpflanzen-, Kräuter-, Heil- und Zierpflanzengarten unterteilt ist und angrenzend einen Beerengarten beherbergt. Hier gedeiht eine umfassende Sammlung an Pro-Specie-Rara-Sorten, darunter Kulturformen der Wilden Möhre. Im angrenzenden Arzneigarten zeigt neben vielem anderen die mit der Wilden Möhre verwandte Engelwurz oder der extrem giftige Gefleckte Schierling seine schirmartigen Blüten.
Naturnah und biodivers
Man geht vorbei an weiteren Gewächshäusern, der Obstanlage wie auch einem Kartoffelfeld: Dies weist auf einen deutlichen Befall durch Krautfäule hin, aufgrund des immer wieder regnerischen Wetters. Bei den Schwänen, Enten und weiteren Wasservögeln am südlichen Eingang angekommen, zeigt sich deutlich, dass die Merian-Gärten nicht nur zahlreiche Pflanzensammlungen, sondern auch naturnahe Flächen mit Magerwiesen und Weiden, Wäldchen mit alten Bäumen, Hecken, Totholzstrukturen sowie Weiher und Quellen beherbergt. Diese sind Grund für eine sehr gute Biodiversität.
Die ganzjährig öffentlich zugänglichen Merian-Gärten sind nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Bewohner der umliegenden Gemeinden, sondern auch ein Ausflugsziel für die ganze Schweiz, für Südwestdeutschland und das angrenzende Frankreich.