Ein Neuanfang nach 20 Jahren
31.10.2024 RegionNach zahlreichen Schweizer-Meister-Titeln, Europa- und Weltmeisterschaftsteilnahmen musste das Niederdörfer «Studio1» Ende September schliessen. Gründerin Vivian Bauen sieht die Schliessung als Neustart und führt ihre Tanzschule in Hölstein weiter.
...Nach zahlreichen Schweizer-Meister-Titeln, Europa- und Weltmeisterschaftsteilnahmen musste das Niederdörfer «Studio1» Ende September schliessen. Gründerin Vivian Bauen sieht die Schliessung als Neustart und führt ihre Tanzschule in Hölstein weiter.
Tobia Benaglio
«Corona war der Killer.» So erklärt sich «Studio1»-Gründerin Vivian Bauen die Schliessung ihrer Tanzschule. Vor einem Jahr hätte sich die 53-Jährige niemals vorstellen können, das Studio in naher Zukunft zu schliessen. Auch wenn die Zahl der Tanzenden und der Mitarbeitenden nach Corona ständig abnahm, war Bauen stets zuversichtlich, dass sich das Studio wieder erholen würde. Doch es dauerte zu lange, und als vergangenen Dezember mehrere Kursleiterinnen gleichzeitig aus verschiedenen Gründen ihren Rücktritt ankündigten, musste Bauen die Segel streichen. «Mit vier verbliebenen Leiterinnen ist es nicht möglich, zwei Räume, die nur gemeinsam mietbar waren, mit Tanzkursen auszulasten. Ausserdem kamen immer weniger neue Tänzerinnen und Tänzer, wodurch die Kosten für mich nicht mehr tragbar waren.» Auch neue Kursleitende in das Waldenburgertal zu bringen und diese gut zu bezahlen, stellte sich als schwierig heraus.
So trennte sich die gebürtige Waldenburgerin nach 20 Jahren von ihrer Tanzschule, die während der ersten zehn Jahre in Oberdorf stationiert war, bevor sie aus Platzgründen nach Niederdorf umzog. Das «Studio1» hatte zeitweise 16 Mitarbeitende und konnte zahlreiche Schweizer-Meister-Titel im Solo, Duo und den Gruppen in den Kategorien Hip-Hop, Jazzdance und Showdance holen. In letzterer feierte ein Duo der Tanzschule noch in diesem Jahr den Sieg an den Global Awards in den Niederlanden.
Kompletter Neuanfang
«Die Schliessung des Studios war ein Schock für alle, auch für mich», erklärt Bauen, doch mittlerweile sieht sie diese als gute Chance für einen Neuanfang. Noch am Abend der Schliessungsverkündigung erhielt die 53-Jährige eine Nachricht von einer Kollegin, deren Kinder im Studio trainierten: «Sie bot mir einen Tanzraum in Hölstein an, der nur am Donnerstagmorgen genutzt wird.» So entschloss sich Bauen, ihre Kurse allein weiterzuführen. Mit dem Vorteil, dass sie den Raum nur stundenweise mietet, was die Kosten verringert. Ausserdem bietet sie selbst keine Kinderkurse mehr an. Ihre beiden Kolleginnen Stefania Danza und «Sasha D.ance» ziehen jedoch mit in das neue Gebäude in Hölstein und übernehmen die Kinderkurse unabhängig von Bauen.
Ende Jahr wird die «Studio1 GmbH» offiziell in die «BAVI Fitness GmbH» – dabei steht BAVI für Bauen Vivian– umgewandelt. «Ich bin froh, dass ich weitermachen kann. Ich konnte sogar die meisten Bewegungsfreudigen aus den Erwachsenenkursen nach Hölstein mitnehmen, sodass ich jetzt alle meine eigenen Kurse weiterführen kann.» Seit zwei Wochen läuft der Betrieb im neuen Tanzraum bereits.
Zahlreiche Ideen
Was in Niederdorf übrig bleibt, ist der Förderverein der Showgruppen. Durch Sponsorenläufe und Unterstützung durch verschiedene Sponsoren konnte dieser Förderverein Gelder sammeln und die Showgruppen, die an Wettkämpfen wie den Schweizermeisterschaften teilnahmen, unterstützen. Beispielsweise, indem die Anreise an Wettkämpfe durch den Verein bezahlt wurde. Weil dem Verein die Turnhalle kostenlos zur Verfügung gestellt wird, kann eine der Showgruppen weiterhin trainieren, momentan für ein «Tina-Turner»-Tributkonzert der Musikschule beider Frenkentäler.
Der Förderverein wurde ebenfalls von Vivian Bauen gegründet. Sie wäre weiterhin bereit, den Verein zu unterstützen, indem sie beispielsweise Choreografen organisieren würde, aber sie könne nicht mehr alles alleine stemmen. Bis jetzt habe sie alles organisiert, nun müssten die jungen Tänzerinnen selbst die Initiative ergreifen. Falls die acht verbliebenen Mitglieder dazu nicht bereit wären, würde der Verein Ende Jahr ebenfalls aufgelöst.
Bauen könnte sich auch vorstellen, einen Förderverein Tanz für Handicapierte zu gründen. Auch dabei wäre sie jedoch auf Unterstützung angewiesen. Sie würde gerne einen Vorstand gründen und den Verein so im Team führen. Einen Jugendlichen mit Trisomie 21 hatte das Studio bereits in seinen Reihen. Vivian Bauen war mit ihm an der Weltmeisterschaft und erkannte: «Der Tanz für Handicapierte wird in der Schweiz viel zu wenig gefördert, das wäre eine riesige Chance.» Für die Zukunft zeigt sich Bauen sehr offen, aber auch dankbar für alle, die sie in den 20 Jahren unterstützt haben.
Nächster Auftritt der Showgruppe des «Studio1»: «A Tribute to Tina Turner» der Musikschule beider Frenkentäler, Samstag, 23. November, 18.30 Uhr, Mehrzweckhalle Niederdorf.