Ein Königreich für einen Eisberg
04.07.2025 PersönlichIch sitze unter einem grossen Schirm vor dem Schwimmbad-Restaurant in Sissach. Es ist heiss und feucht, die Langsamkeit hat das Leben übernommen. Der Sekundenzeiger meiner Uhr scheint sich kaum noch zu drehen. Fliegen fallen antriebslos zu Boden, die Menschen bewegen sich in Zeitlupe.
...Ich sitze unter einem grossen Schirm vor dem Schwimmbad-Restaurant in Sissach. Es ist heiss und feucht, die Langsamkeit hat das Leben übernommen. Der Sekundenzeiger meiner Uhr scheint sich kaum noch zu drehen. Fliegen fallen antriebslos zu Boden, die Menschen bewegen sich in Zeitlupe.
Ich mache mir Gedanken zur Langeweile. Der Philosoph Blaise Pascal meinte dazu: «Nichts ist so unerträglich für den Menschen, als sich in einer vollkommenen Ruhe zu befinden, ohne Leidenschaft, ohne Geschäfte, ohne Zerstreuung, ohne Beschäftigung. Unaufhörlich wird aus dem Grund seiner Seele die Langeweile aufsteigen, die Schwärze, die Traurigkeit, der Kummer, der Verzicht, die Verzweiflung.»
Natürlich «steigt keine Langeweile aus dem Grund meiner Seele». Ich darf heute den Text für die Freitags-Kolumne schreiben. Heute ist Dienstag, der 1. Juli. Noch wissen wir nicht genau, welches Wetter wir am Freitag haben werden. Ich halte es hier deshalb mit meinen pazifischen Freunden: «Auch heute wieder Wetter, Wetter, Wetter.»
Während ich nach Worten suche, finde ich einen Artikel, den ich im Sommer 2016 geschrieben habe. Die Worte passen ausgezeichnet zum Jahr 2025:
«Sorong, die Hauptstadt der indonesischen Provinz West-Papua, liegt beinahe auf dem Äquator. Sie wollen gar nicht wissen, wie heiss und feucht es hier ist. Sie wollen es trotzdem wissen? 42 Grad Celsius, im Schatten. Eine der Schwesterstädte von Sorong ist Nuuk, die Hauptstadt von Grönland. Sie wollen nicht wirklich wissen, wie kalt und feucht es dort sein kann? (Der Wetterbericht für nächsten Freitag verspricht dort eine Temperatur von 4 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von 93 Prozent.) Ich schreibe diese Zeilen unter unmenschlichen Bedingungen. Ich habe bereits erwähnt, dass es sehr heiss ist, nicht jedoch, dass die Luftfeuchtigkeit 99 Prozent beträgt. Diese Mischung ist es, die einem den Schweiss in Strömen aus allen Poren treibt. Die Tastatur des Notebooks ist in kürzester Zeit verklebt, an ein anständiges Schreiben ist nicht mehr zu denken. Ich fische den eingesteckten Kugelschreiber zusammen mit einem Blatt Papier aus meiner Überlebenskiste und setze mich unter eine Palme. Während dieses Vorganges hat sich leider der Aggregatszustand der Tinte verändert, sie ist nun gasförmig. Als ich den Schraubverschluss des Kugelschreibers öffne, verpufft der Inhalt und hinterlässt eine königsblaue Wolke.»
Schwitzen ist gesund. Es reguliert die Temperatur im Körper, man scheidet Giftstoffe aus, reinigt die Haut, verbessert die Durchblutung und reduziert Stress. Dann lasset uns mal schwitzen! Denn die heissen Tage werden bereits kürzer, die kalten Nächte länger. Und dann kommt schon Weihnachten. Und wie wünschen Sie sich diese Tage? Ein bisschen kalt darf es sein, aber viel Schnee soll liegen! Sicher werden Sie nicht mehr schwitzen. Denn es wird saukalt sein und Sie werden frieren. Frieren ist im Gegensatz zum Schwitzen ungesund.
Ich wünsche Ihnen einen langen Sommer. Schwitzen Sie sich gesund!
Der Autor, Kolumnist Hanspeter Gsell, lebt seit mehr als 40 Jahren in Sissach.