Ein Ja zur produzierenden Landwirtschaft
12.09.2024 Region, LandwirtschaftWenn ich mich im Oberbaselbiet umsehe, sehe ich viel intakte Landschaft und viel Biodiversität. Der Grossteil unserer Landwirte nutzt heute die Flächen so, wie es Sinn macht. Auf produktivem Ackerland werden Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, hochwertiges Tierfutter ...
Wenn ich mich im Oberbaselbiet umsehe, sehe ich viel intakte Landschaft und viel Biodiversität. Der Grossteil unserer Landwirte nutzt heute die Flächen so, wie es Sinn macht. Auf produktivem Ackerland werden Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, hochwertiges Tierfutter oder in meinem Fall Getreide-Saatgut produziert, und die Biodiversität hat dort ihren Platz, wo keine hochwertigen Lebensmittel produziert werden können. Mich irritiert in Zeiten dieser instabilen Weltlage, dass wir schon wieder gegen einen Initiative kämpfen müssen, welche die Lebensmittelproduktion in der Schweiz einschränken will.
Natürlich geht Lebensmittelproduktion nicht ohne Biodiversität. Das haben wir Landwirte längst eingesehen und machen darum schon sehr viel. Zum Beispiel mit extensiven Wiesen, Blühstreifen, Hecken, Buntbrachen, Hochstammbäumen und Steinhaufen. Die Biodiversitätsförderung ist seit 30 Jahren auf gutem Weg, die Bauern fördern auf 19 Prozent ihrer Flächen ausschliesslich die Biodiversität. Diese werden von den Initianten jedoch nicht als Schutzflächen anerkannt. Es sollen mehr Flächen für die Biodiversität ausgeschieden und diese streng geschützt werden. Aktuell werden von den Umweltorganisationen nur 8 bis 10 Prozent als genügend geschützt anerkannt. Die Anliegen der Initiative gehen entschieden zu weit, wir brauchen nicht mehr Flächen, sondern höchstens bessere Qualität auf den bestehenden Flächen.
Bei Annahme der Initiative könnten die Bauernfamilien grosse Flächen nicht mehr nutzen, die Lebensmittelproduktion würde um rund 15 Prozent zurückgehen und mit Mehrimporten unsere Umweltbelastung im Ausland weiter vergrössert. Wir importieren heute schon 50 Prozent der Nahrungsmittel. Es geht um 145 000 Hektaren Landwirtschaftsfläche, die der Nahrungsmittelproduktion ent- zogen würden. Dies bedeutet zum Beispiel bei den Kartoffeln, dass 1,3 Millionen Menschen weniger mit Schweizer Kartoffeln versorgt werden könnten.
Die Initiative hätte aber auch grosse Auswirkungen auf die Strom- und Energiewirtschaft, indem sie Schutzinteressen vor Nutzinteressen stellt und den Ausbau von erneuerbaren Energien behindert. Die Sport- und Freizeitnutzung würde in den neuen Schutzgebieten verunmöglicht. Wegen höherem Schutz der Ortsbilder würden der Ausbau eingeschränkt und die Baubewilligungsverfahren erschwert. Auf die Wald- und Holzwirtschaft hätte die Initiative Einfluss, indem wegen mehr Schutzgebieten die Nutzung von Schweizer Holz beschränkt wäre und durch Mehrimporte gedeckt werden müsste.
Der Bundesrat hat 2012 eine Biodiversitätsstrategie und 2017 einen Aktionsplan dazu beschlossen, es braucht keine neuen gesetzlichen Bestimmungen. Deshalb sage ich am 22. September Nein zur extremen Initiative und zu Mehrimporten von Strom, Holz und Nahrungsmitteln, denn es ist unredlich, unsere Umweltbelastung ins Ausland zu verlagern. Wir sind alle gefordert, der Biodiversität ihren Raum zu geben, sei es in der Stadt, im Hausgarten oder auf dem Land. Jeder kann mit seinem Einkaufs- und seinem Freizeitverhalten zur Förderung der Biodiversität beitragen. Wir Bauern gehen seit 30 Jahren voran und sind bereit, an der Qualität weiterzuarbeiten.
Marc Brodbeck, Präsident Bauernverband beider Basel, Buus