Ein Interimsleiter für das Jakobushaus
19.11.2024 Bezirk Sissach, Turnen, Thürnen, Bezirk SissachOb der Heimleiter gekündigt hat oder entlassen wurde, bleibt unklar: Heimkommission und Stiftungsrat nehmen keine Stellung zu Gerüchten und Vorwürfen in den Medien.
Peter Sennhauser
«Diesen Monat hat niemand gekündigt», sagt ...
Ob der Heimleiter gekündigt hat oder entlassen wurde, bleibt unklar: Heimkommission und Stiftungsrat nehmen keine Stellung zu Gerüchten und Vorwürfen in den Medien.
Peter Sennhauser
«Diesen Monat hat niemand gekündigt», sagt Jacqueline Fürer-Kugel auf Anfrage der «Volksstimme». Das sei doch eine positive Nachricht, meint die Präsidentin des Stiftungsrats des Jakobushauses in Thürnen. «Im Moment ist Ruhe im Heim», so ihr Kommentar zum abrupten Abgang des Heimleiters Martin Schnellmann. Mehr könne sie derzeit nicht sagen.
Schnellmann, der Anfang 2023 auf den langjährigen Heimleiter Roland Dalhäuser folgte und das Haus in turbulenten Zeiten übernahm, hat das Jakobushaus offenbar bereits im Oktober verlassen.
Erst gestern wurde der interimistische Leiter des Heims benannt. Florian Koch stammt von der auf Gesundheitsthemen und Organisationen der öffentlichen Hand spezialisierten Keller Unternehmensberatung AG in Baden-Dättwil. Der diplomierte Pflegefachmann HF verfügt über einen Bachelor in Healthcare Sciences und ist seit 29 Jahren im Gesundheitswesen tätig. Die letzten Jahre hat er nach eigenen Angaben die Leitung eines Alterszentrums innegehabt; die Reorganisation des Pflegebereiches, die Organisationsentwicklung und die Digitalisierung der Institution seien seine Meilensteine gewesen.
Koch tritt das Erbe Schnellmanns an, unter dem es laut Medienberichten zu massenhaften Kündigungen gekommen sei. Bereits im Oktober habe ihn der Stiftungsrat deswegen freigestellt, berichtete «Online-Reports» am 11. November. Gestern berichtete auch die «bz» von «unzumutbaren Zuständen» und Abgängen in «Scharen». Inzwischen führe auch der Kanton Gespräche mit dem Pflegeheim, so die «bz».
Klare Position: «Kein Kommentar»
Diese seien eine laufende Aufgabe des Amts für Gesundheit, kommentiert die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) die Anfrage der «Volksstimme», und «auf die gezielten Inhalte der laufenden Gespräche kann die VGD nicht eingehen».
Er verstehe die Aufregung der Zeitungsleute nicht, sagt Heimkommissionspräsident Christoph Aeppli. Wenn man als Unternehmen mit dem CEO ein Problem habe, tausche man ihn aus – das sei der normalste Vorgang der Welt, sagt er. Damit bleibt allerdings offen, ob Martin Schnellmann entlassen wurde oder seinen Posten geräumt hat, um «eine andere Herausforderung anzunehmen»: So haben Aeppli und Stiftungsratspräsidentin Jacqueline Fürer-Kugel den Angehörigen der Heimbewohnenden den Abgang am 5. November bekannt gegeben.
Schnellmann selber war gestern nicht erreichbar. Andere Involvierte, darunter ehemalige Mitarbeitende und Personen mit Einblick in die Geschehnisse, berichten von Turbulenzen unter Schnellmann. Diese hätten sowohl das aufgrund des Fachkräftemangels ausgedünnte Personal belastet als auch Angehörige beunruhigt. Dazu trage auch die Kommunikationspolitik der Leitungsgremien bei, wird bemängelt. Aus verschiedensten Perspektiven sei offensichtlich, dass einiges im Argen liege, aber niemand stelle sich hin und benenne die Dinge beim Namen. Hinweise auf radikale Pläne und Umbauten ohne nachhaltige Planung gibt es auch in den Projekten des Heimleiters. In einem Interview spricht er beispielsweise vom demokratisch wirkenden Bewohnerrat, den er ins Leben rufen wollte, und der laut Website «in Planung» ist.
Mehr Öffentlichkeitsarbeit
Ironischerweise wollte ausgerechnet Martin Schnellmann selbst auch mehr Transparenz schaffen: «Die Heimkommission wird zusammen mit der Geschäftsleitung eine Strategie erarbeiten […] Und wir möchten vermehrt in die Öffentlichkeitsarbeit investieren … Die ‹Jakobus HuusZytig› ist eine erste Massnahme in diese Richtung.» Das Interview erschien in besagter «HuusZytig» Anfang dieses Jahres – in deren erster und gleichzeitig letzter Ausgabe.