Ein ferner Blick über die Stadt Basel
01.07.2025 Region, Region«Volksstimme»-Sommerserie Teil 2 – Hornfelsen Riehen/Grenzach-Wyhlen
Der Hornfelsen thront hoch über dem Rhein. Nur einen Steinwurf von Basel entfernt wähnt man sich doch weit weg, wenn man oben ist. Wahrscheinlich ist es auch die Landesgrenze zwischen ...
«Volksstimme»-Sommerserie Teil 2 – Hornfelsen Riehen/Grenzach-Wyhlen
Der Hornfelsen thront hoch über dem Rhein. Nur einen Steinwurf von Basel entfernt wähnt man sich doch weit weg, wenn man oben ist. Wahrscheinlich ist es auch die Landesgrenze zwischen Standort und Aussicht, die dieses Gefühl unterstreicht.
Barbara Saladin
Die Möglichkeiten, von einem Hügel in unmittelbarer Nähe von Basel auf ebendieses hinabzublicken, sind aus topografischen Gründen eher dünn gesät. Aber es gibt sie. Eine davon ist ein Spaziergang auf den Hornfelsen, der knapp hinter der Landesgrenze auf deutschem Boden hoch über dem Rhein aufragt. Der Friedhof am Hörnli, der grösste Friedhof der Schweiz, ist ein guter Ausgangspunkt für einen solchen Ausflug. Mit dem nötigen Respekt ist es nämlich durchaus erlaubt, durch die sorgfältig angelegte weitläufige Anlage zu spazieren. In den vergangenen Jahren wurde «das Hörnli» medial vor allem bekannt durch seine unliebsamen Bewohner, nämlich Rehe, die sich an Grabschmuck gütlich taten, und welche die Stadt loswerden wollte. Das Ganze ging nicht ohne Staubaufwirbeln über die Bühne; schliesslich wurden die gefrässigen Paarhufer aber nicht abgeschossen wie ursprünglich geplant, sondern eingefangen und im Jura wieder ausgewildert.
Über einen Spazierweg hinter dem Friedhof – links liegt die Schweiz, rechts Deutschland – geht es bald hoch in den Wald. Der Aufstieg ist etwas streng, aber relativ kurz, und schon hat man den gerade mal 352 Meter über Meer liegenden Aussichtspunkt erreicht. Von einem der südlichsten Punkte des Schwarzwalds schweift der Blick nun vom Hornfelsen über die Stadt Basel ins Baselbiet und bis hinüber zu den Vogesen. Für die meisten ist die Perspektive sehr ungewohnt, denn Basel sieht man quasi von der Seite und im Vordergrund liegt der Birsfelder Hafen auf der anderen Seite des Rheins. Dieses Stück Versorgungsinfrastruktur bekommt man sonst eher selten zu Gesicht, ausser man ist mit dem Schiff unterwegs.
Neuer Flussabschnitt beginnt
Wer auf dem Hornfelsen steht, blickt übrigens auf einen Rheinabschnitt hinunter, der noch zum Hochrhein zählt – erst nachdem der Strom die Mittlere Brücke von Basel passiert hat, wird er zum Oberrhein. Jenseits der Kraftwerkinsel von Birsfelden kratzen die Roche-Türme an den Wolken und überragen alles andere. Mit 178 Metern (Bau 1) respektive 205 Metern (Bau 2) sind sie die beiden höchsten Hochhäuser der Schweiz (das höchste frei stehende Gebäude überhaupt steht ebenfalls im Kanton Basel-Stadt: Der Fernsehturm auf St. Chrischona bringt eine Höhe von 250 Metern aufs Papier). Das Münster, das man links der beiden Türme ausmachen kann und das während Jahrhunderten eine wichtige Landmarke für Reisende war, sieht sehr mickrig aus dagegen.
Wenn der Blick weniger in die Ferne, sondern einfach den Hügel hinunter schweift, liegt dort der südwestlichste Weinberg Deutschlands. An dessen Reben wächst der «Grenzacher Hornfelsen» heran, ein Rotwein, der von seiner Lage, der Sonne, dem kalkigen Boden und dem Luftzug der Burgundischen Pforte beste Voraussetzungen für einen guten Tropfen erhält.
Zum Aussichtspunkt Hornfelsen, der zu
Grenzach-Wyhlen gehört, gelangt man am besten vom Hörnli. Nächste öV-Haltestelle: Riehen, Friedhof am Hörnli (Bus 31, 34, 35 und 45).
50 Freizeit-Tipps vs. Im April 2025 ist der Reiseführer «Hügel, Täler und alte Gemäuer» der Baselbieter Autorin Barbara Saladin erschienen. Das Buch nimmt die Leserinnen und Leser mit auf hohe Hügel, in lauschige Täler und in alte Städtchen der Region Basel. Er zeigt faszinierende, geschichtsträchtige und verwunschene Orte – seien sie bekannt oder Geheimtipps. Er ist nicht nur ein Ratgeber für schöne und spannende Stunden in der Natur und mit der Kultur unserer Region, sondern erzählt auch die Geschichte und Geschichten der Orte und legt Hintergründe und Zusammenhänge dar. Die ansprechenden Fotos machen Lust, die Perlen vor der eigenen Haustür selber (neu) zu entdecken. Die «Volksstimme» zeigt als Sommerserie fünf ausserhalb des «Volksstimme-Gebiets» liegende Orte der 50 Ausflüge und Entdeckungen, die in «Hügel, Täler und alte Gemäuer» vorgestellt werden.
Barbara Saladin: Hügel, Täler und alte Gemäuer. Friedrich Reinhardt Verlag, 2025. 240 durchgehend farbig bebilderte Seiten. Erhältlich im Buchhandel. ISBN 978-3-7245-2757-2.