«Ein Blumenstrauss von Texten»
30.10.2025 NiederdorfDer Literatursalon ruft schreibende Frauen in Erinnerung
Das Industriemuseum Waldenburgertal rückt die Dichterinnen und Schriftstellerinnen aus dem Waldenburgertal in den Fokus. Vorstandsmitglied Helene Koch-Schmutz hat den Literatursalon konzipiert, der mit einer literarischen ...
Der Literatursalon ruft schreibende Frauen in Erinnerung
Das Industriemuseum Waldenburgertal rückt die Dichterinnen und Schriftstellerinnen aus dem Waldenburgertal in den Fokus. Vorstandsmitglied Helene Koch-Schmutz hat den Literatursalon konzipiert, der mit einer literarischen Soirée eröffnet wird.
Lorenz Degen
Frau Koch, wie kamen Sie auf die Idee eines Literatursalons über dichtende Frauen aus dem Waldenburgertal?
Helene Koch: Das Thema unserer nächsten Wechselausstellung lautet «Tüftler, Denker, Macher – Innovationen aus dem Waldenburgertal». Aber die Frauen waren auch aktiv, allerdings eher künstlerisch. Sie verdienen es, ebenfalls beachtet zu werden. Darum wird das kleine Zimmer im Industriemuseum zu einem Literatursalon umgebaut, wo wir auch Bilder ausstellen wollen, die neben anderem von Frauen aus dem Waldenburgertal gemalt wurden.
Wie gestaltete sich die Textsuche?
Zum Teil waren die Namen jener bekannt, die Texte schrieben und veröffentlichten, zum Beispiel Elisabeth Thommen, eine zu ihren Lebzeiten bekannte Journalistin. Veronika Vionnet und Ursula Diehr, Ur-Ur-Enkelinnen von Gedeon Thommen, erzählten bei einem Besuch im Museum, dass auch ihre Mütter Gedichte verfasst und publiziert hätten. Spannend ist die Erwähnung von Vorstandskollege Rémy Suter, dass zum Beispiel die Schwester von Gedeon Thommen sogar von Literatur-Nobelpreisträger Carl Spitteler lobend erwähnt wurde.
Sind es also vor allem Fabrikanten-Gattinnen, die vorgestellt werden?
Nicht nur, es gab auch Fabrikarbeiterinnen, wie Ida Schweizer-Buser. Auch von ihr werden wir an diesem Abend etwas vorlesen. Es sind Frauen mit ganz verschiedenen Lebensläufen und Hintergründen, die zu unterschiedlichen Zeiten im Waldenburgertal lebten. Wir spannen einen grossen Bogen und lassen sie, und auch interessante männliche Autoren, zu Wort kommen.
Was für Texte werden präsentiert und wer liest diese vor?
Rémy Suter hat einen abwechslungsreichen Literatur-Salon geplant. Es gibt eine breite Palette von Kurzgeschichten, Erzählungen und Gedichten, einen bunten Blumenstrauss von Texten. Veronika Vionnet und Ursula Diehr werden Texte ihrer Vorfahren lesen, dazu stellen Rémy Suter, Hanspeter Gautschin und ich einzelne Werke und Biografien vor. Das Publikum erhält so einen vielseitigen Überblick über verschiedene Werke bis in die Gegenwart.
Gibt es in den Texten thematische Gemeinsamkeiten?
Die Jahreszeiten und Naturbetrachtungen spielen eine wichtige Rolle. Man merkt, wie nah die Frauen damals noch mit der Natur verbunden waren, sich zum Teil sogar wie ein Teil davon empfanden. Gefühle und Stimmungen sind ebenfalls wiederkehrende Themen. Dazu kommt der Alltag, der auf verschiedene Weise erlebt und geschildert wird. Es sind authentische Texte, welche die Welt von damals widerspiegeln. Wir erhalten so einen Einblick in die Lebensrealität dieser Frauen, die zum Teil poetisch verarbeitet wurde.
Die Texte sind vergriffen und erschienen ja zum Teil nur in ganz kleinen Auflagen. Plant das Industriemuseum auch eine Neuausgabe dieser Autorinnen?
Das ist eine interessante Idee, die wir prüfen sollten. Zurzeit ist nicht angedacht, dass wir Texte herausgeben. Aber es wäre sinnvoll und wünschenswert, wenn die literarischen Arbeiten dieser Frauen greifbar würden. Unser Abend soll ein Anfang sein, diese Frauen wieder in ein breites Bewusstsein zu holen.
Die Wechselausstellung ist noch im Aufbau, können Sie aber schon etwas zum Inhalt sagen?
Es werden einige sehr spannende Entwicklungen und Innovationen vorgestellt, die hier im Waldenburgertal und im hinteren Frenkental ihren Anfang genommen und weltweite Verbreitung gefunden haben. Sogar Simon Ammann, Skisprung-Olympiapreisträger, kam damit in Berührung, wohl aber ohne es zu wissen. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.
Was war für Sie neu bei der Vorbereitung dieser Ausstellung?
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Vertäfelungen mit Stuckaturen angefertigt. Das war eine interessante Erfahrung, denn Stuckaturen gehörten vor 100 Jahren zu einem Salon. Wir wollen unseren Besucherinnen und Besuchern die damalige Atmosphäre vermitteln. Für die passende, zeitgenössische Einrichtung ergab sich eine gute Zusammenarbeit mit der Brockenstube in Hölstein. Sie half, eine passende Möblierung zusammenzustellen, die unser Budget schont.
Literatur aus dem Waldenburgertal
ld. In der kleinen Turnhalle (Kilchmattstrasse 5a) in Niederdorf findet morgen Freitag der «IMW-Flash» zum Thema Literatursalon statt. Vorgestellt werden literarische Arbeiten von Frauen aus dem Waldenburgertal. Es lesen Veronika Vionnet, Ursula Diehr, Helene Koch, Rémy Suter und Hanspeter Gautschin. Um 19 Uhr ist Türöffnung und es gibt eine Besichtigung des Salons im Industriemuseum Waldenburgertal hinter der Mehrzweckhalle Niederdorf.
Beginn der Lesungen um 19.30 Uhr, anschliessend Apéro. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Anlass markiert den Auftakt zur neuen Sonderausstellung «Tüftler, Denker, Macher – Innovationen aus dem Waldenburgertal», die im April 2026 eröffnet wird.


