Ein 100er-Nötli mehr pro Monat?
31.12.2024 BaselbietDer Branchenverband Curaviva Baselland empfiehlt seinen Mitgliedern, die Lehrlingslöhne um 10 Prozent zu erhöhen. Die Umsetzung soll im August 2025 auf das kommende Schuljahr beginnen. Doch zuerst müssen die Heime entscheiden.
Janis Erne
...Der Branchenverband Curaviva Baselland empfiehlt seinen Mitgliedern, die Lehrlingslöhne um 10 Prozent zu erhöhen. Die Umsetzung soll im August 2025 auf das kommende Schuljahr beginnen. Doch zuerst müssen die Heime entscheiden.
Janis Erne
Spätestens seit den Diskussionen um die Pflegeinitiative, deren Umsetzung inzwischen begonnen hat, ist der breiten Bevölkerung bewusst, wie schlecht es um den Pflegeberuf bestellt ist. Nicht nur die Arbeitsbedingungen sind unter Druck, sondern auch die Löhne. Der Kampf um Personal wird durch den allgemeinen Arbeitskräftemangel verschärft. Dies betrifft insbesondere die Alters- und Pflegeheime (APH), die in dieser Hinsicht in Konkurrenz zu den Spitälern stehen.
Vor diesem Hintergrund ergreift der Branchenverband Curaviva Baselland verschiedene Massnahmen zur Stärkung der APH. Dazu gehören auch Empfehlungen an seine Mitglieder. Zum Beispiel empfiehlt der Verband den Baselbieter Altersund Pflegeheimen, die Löhne der Lernenden deutlich zu erhöhen: um 10 Prozent auf das neue Schuljahr, das im August 2025 beginnt. Gemessen an den Lohnempfehlungen der Beratungsstelle OdA Gesundheit beider Basel würde dies für eine angehende Fachfrau Gesundheit je nach Lehrjahr zwischen 80 und 140 Franken mehr im Monat bedeuten.
«Die Löhne im Gesundheitswesen sind unter Druck», sagt Rony Hauser, Geschäftsführer von Curaviva Baselland. Es sei wichtig, dass die Arbeitsplätze in den Alters- und Pflegeheimen attraktiv blieben. Nicht nur für die Heime selbst, sondern auch für die Gesellschaft, die älter wird und mehr Pflegeplätze braucht. «Deshalb haben wir gemeinsam mit den Verantwortlichen der Heime Empfehlungen erarbeitet», so Hauser. Dazu gehören auch Lohnerhöhungen und ein Teuerungsausgleich für das ausgebildete Personal (siehe Kasten).
Ob die Lohnerhöhung für die Lernenden tatsächlich flächendeckend umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Die Heimleitungen werden im Rahmen des Budgetprozesses für das Jahr 2026 mit den Stiftungsräten darüber diskutieren. Eine Umfrage der «Volksstimme» bei den Heimen im Oberbaselbiet zeigt unterschiedliche Meinungen.
Weitere «Goodies»
Stephan Kunz, Geschäftsführer des Zentrums Ergolz in Ormalingen, schreibt: «Bei uns steht die Erhöhung der Lehrlingslöhne um 10 Prozent zur Diskussion.» Entschieden sei aber noch nichts, zuerst müsse der Stiftungsrat konsultiert werden. Um für das Personal von morgen attraktiv zu sein, hat das Ormalinger Alters- und Pflegeheim bereits Massnahmen ergriffen. So bezahlt es den Lernenden seit Beginn des laufenden Schuljahres das U-Abo und die Verpflegung, also Hauptmahlzeiten und Zwischenverpflegung.
Auch in Sissach ist man offen für höhere Lehrlingslöhne. «Wir nehmen die Empfehlung von Curaviva ernst», schreibt Mireille Dimetto. Die Geschäftsführerin des Zentrums für Pflege und Betreuung Mülimatt glaubt, dass die Umsetzung funktionieren wird. Sie sei aber noch nicht in Stein gemeisselt, bis der Stiftungsrat darüber diskutiert und entschieden habe.
Etwas zurückhaltender als seine Berufskollegen äussert sich Stephan Hall, Heimleiter des Gritt Seniorenzentrums Waldenburgertal in Niederdorf. Da es in einem Alters- und Pflegeheim sieben bis acht verschiedene Lehrberufe gebe, sei es wenig sinnvoll, «durchs Band» 10 Prozent mehr Lohn zu geben, sagt er. Hall weist darauf hin, dass die Lernenden je nach Beruf unterschiedliche Privilegien geniessen. Beispielsweise stelle das «Gritt» den Lernenden im Büro Notebooks zur Verfügung und den Lernenden in der Küche Messer. Die Lohnanpassungen sollten so ausgestaltet werden, dass sie fair für alle seien.
Altersheime folgen Spitälern
je. Nachdem das Kantonsspital Baselland und das Universitätsspital Basel im Herbst bekannt gaben, die Löhne ihrer Mitarbeitenden fürs 2025 leicht zu erhöhen, ziehen die Baselbieter Altersund Pflegeheime nach. Rony Hauser, Geschäftsführer des Branchenverbands Curaviva Baselland, sagt, er gehe davon aus, dass ein Grossteil der Heime einen Teuerungsausgleich und eine Lohnerhöhung gewähren werde. In Niederdorf (Gritt), Ormalingen (Zentrum Ergolz), Sissach (Zentrum für Pflege und Betreuung Mülimatt) ist dies der Fall, wie Anfragen der «Volksstimme» zeigen.