Drohnenvorfall bei Kaserne Liestal
27.11.2025 Bezirk LiestalArmee verschärfte Sicherheitsvorkehrungen
Mitte November kam es im Umfeld der Kaserne Liestal zu einem Vorfall mit einer Drohne. Dieser reiht sich in eine Serie ungeklärter Ereignisse ein, die seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine besondere Aufmerksamkeit ...
Armee verschärfte Sicherheitsvorkehrungen
Mitte November kam es im Umfeld der Kaserne Liestal zu einem Vorfall mit einer Drohne. Dieser reiht sich in eine Serie ungeklärter Ereignisse ein, die seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Janis Erne
Der «Stern von Laufenburg» ist einer der wichtigsten Knotenpunkte im europäischen Stromnetz. Die Schaltanlage verbindet die Schweiz mit den Nachbarländern und trägt laut Betreiberin Swissgrid wesentlich zur Versorgungssicherheit in ganz Mitteleuropa bei. In unruhigen Zeiten gilt sie jedoch als mögliches Spionage- oder Angriffsziel.
So drang beispielsweise im Oktober eine etwa 2,5 Meter grosse Drohne in die Flugverbotszone der Schaltanlage ein, wie in den vergangenen Tagen bekannt wurde. Es handelte sich demnach nicht um einen unbedachten Flug mit einer handelsüblichen Kleindrohne, sondern mutmasslich um eine Aktion mit professionellem Hintergrund.
In Liestal, das nur etwa 40 Kilometer von Laufenburg entfernt liegt, kam es vor knapp zwei Wochen zu einem ähnlichen Vorfall. Nach Informationen der «Volksstimme» stürzte im Umfeld der Kaserne eine unbekannte Drohne ab. Nähere Angaben fehlen. Bekannt ist lediglich, dass die Sicherheitsvorkehrungen am selben Abend kurzfristig verschärft wurden. So erhielt eine Besuchergruppe statt individueller Badges nur noch eine gemeinsame Zutrittsberechtigung, wodurch sich die Bewegungsfreiheit der einzelnen Gruppenmitglieder einschränkte.
Oberst Marcel Winiger, Kommandant der Infanterie-Offiziersschule in Liestal, will sich aus «ermittlungstaktischen Gründen» nicht näher äussern. Der Vorfall werde jedoch ernst genommen, heisst es aus Militärkreisen. Welcher Spur die Armee nachgeht, ist unklar. Die Kaserne ist Teil des Waffenplatzes Liestal und beherbergt Soldaten sowie Militärgerät.
Wie reagieren?
Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine gelten Energieund Kommunikationsnetze als mögliche Ziele von Spionage und hybriden Angriffen. In mehreren europäischen Nato-Staaten wurden in den vergangenen Monaten Drohnen über kritischen Infrastrukturen gesichtet. Zudem wurden bereits Angriffe auf Unterseekabel, Bahngleise oder Einkaufszentren verübt.
Schweizer Medien stellten beim Laufenburger Vorfall daher die Frage nach einem möglichen Zusammenhang mit russischen Aktivitäten. Für den Liestaler Fall gibt es dazu keinerlei Hinweise. Dennoch reiht er sich in eine Serie auffälliger Drohnenereignisse ein.
Die Schweizer Armee beschäftigt das Thema seit geraumer Zeit. Grund dafür sind vermehrte Sichtungen von Drohnen über militärischen Einrichtungen, auch über dem Militärflugplatz Meiringen, wo dereinst F35-Kampfjets starten sollen. Im Juni 2024 rief die Armee eine Drohnen-Taskforce ins Leben. Vor wenigen Tagen gab sie bekannt, dass sie ein mobiles Drohnenabwehrsystem beschaffen möchte. Innerhalb der Truppe wird zudem diskutiert, wie offen über Drohnenvorfälle informiert werden sollte. Einige plädieren für Transparenz, andere für Zurückhaltung, um die Urheber über die Reaktion im Unklaren zu lassen und keine Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren.
Zu den Personen, welche die Verwundbarkeit kritischer Infrastruktur früh thematisiert haben, zählt der Miliz-Oberst und «NZZ»-Journalist Georg Häsler. Im Herbst 2024 warnte er in einem Vortrag in der Kaserne Liestal vor möglichen Angriffen ausländischer Akteure – allen voran Russland – auf Anlagen wie den «Stern von Laufenburg». Ein Jahr später wirken seine Einschätzungen nicht sehr theoretisch, auch wenn vieles noch unklar ist.

